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Goethe: "Faust"
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Johann Wolfgang von Goethe
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Faust.
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Eine Tragödie. [Erster Theil.]
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[Einleitende Angaben]
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Zueignung.
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Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
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Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
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Versuch' ich wohl euch dießmal fest zu halten?
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Fühl' ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
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Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
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Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
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Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
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Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
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Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
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Und manche liebe Schatten steigen auf;
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Gleich einer alten halbverklungnen Sage
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Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf;
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Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
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Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
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Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
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Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
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Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
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Die Seelen, denen ich die ersten sang;
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Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
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Verklungen ach! der erste Widerklang.
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Goethe: "Faust"
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Mein Leid ertönt der unbekannten Menge,
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Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
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Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
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Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
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Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
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Nach jenem stillen ernsten Geisterreich,
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Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
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Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
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Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
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Das strenge Herz es fühlt sich mild und weich;
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Was ich besitze seh' ich wie im Weiten,
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Und was verschwand wird mir zu Wirklichkeiten.
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Vorspiel auf dem Theater.
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Director, Theaterdichter, lustige Person.
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Director.
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Ihr beiden, die ihr mir so oft,
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In Noth und Trübsal, beigestanden,
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Sagt was ihr wohl in deutschen Landen
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Von unsrer Unternehmung hofft?
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Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,
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Besonders weil sie lebt und leben läßt.
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Die Pfosten sind, die Breter aufgeschlagen,
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Und jedermann erwartet sich ein Fest.
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Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
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Gelassen da und möchten gern erstaunen.
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Ich weiß wie man den Geist des Volks versöhnt;
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Doch so verlegen bin ich nie gewesen;
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Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
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Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
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Wie machen wir's, daß alles frisch und neu
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Und mit Bedeutung auch gefällig sei?
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Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
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Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,
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Goethe: "Faust"
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Und mit gewaltig wiederholten Wehen
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Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt,
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Bei hellem Tage, schon vor Vieren,
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Mit Stößen sich bis an die Casse ficht
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Und, wie in Hungersnoth um Brot an Bäckerthüren,
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Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.
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Dieß Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
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Der Dichter nur; mein Freund, o! thu' es heute!
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Dichter.
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O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
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Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
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Verhülle mir das wogende Gedränge,
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Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
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Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
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Wo nur dem Dichter reine Freude blüht;
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Wo Lieb' und Freundschaft unsres Herzens Segen
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Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.
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Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
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Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
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Mißrathen jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
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Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
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Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen
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Erscheint es in vollendeter Gestalt.
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Was glänzt ist für den Augenblick geboren;
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Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
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Lustige Person.
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Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte;
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Gesetzt daß ich von Nachwelt reden wollte,
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Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
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Den will sie doch und soll ihn haben.
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Die Gegenwart von einem braven Knaben
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Ist, dächt' ich, immer auch schon was.
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Wer sich behaglich mitzutheilen weiß,
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Goethe: "Faust"
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Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
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Er wünscht sich einen großen Kreis,
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Um ihn gewisser zu erschüttern.
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Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,
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Laßt Phantasie, mit allen ihren Chören,
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Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
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Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören.
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Director.
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Besonders aber laßt genug geschehn!
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Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
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Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
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So daß die Menge staunend gaffen kann,
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Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen,
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Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
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Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen,
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Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
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Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
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Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
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Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
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Solch ein Ragout es muß euch glücken;
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Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
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Was hilft's, wenn ihr ein Ganzes dargebracht,
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Das Publicum wird es euch doch zerpflücken.
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Dichter.
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Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!
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Wie wenig das dem echten Künstler zieme!
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Der saubern Herren Pfuscherei
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Ist, merk' ich, schon bei euch Maxime.
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Director.
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Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt:
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Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
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Muß auf das beste Werkzeug halten.
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Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten,
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Und seht nur hin für wen ihr schreibt!
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Wenn diesen Langeweile treibt,
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Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
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Goethe: "Faust"
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Und, was das allerschlimmste bleibt,
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Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
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Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
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Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;
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Die Damen geben sich und ihren Putz zum Besten
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Und spielen ohne Gage mit.
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Was träumet ihr auf eurer Dichter-Höhe?
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Was macht ein volles Haus euch froh?
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Beseht die Gönner in der Nähe!
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Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.
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Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,
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Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.
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Was plagt ihr armen Thoren viel,
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Zu solchem Zweck, die holden Musen?
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Ich sag' euch, gebt nur mehr, und immer, immer mehr,
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So könnt ihr euch vom Ziele nie verirren,
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Sucht nur die Menschen zu verwirren,
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Sie zu befriedigen ist schwer --- --Was fällt euch an? Entzückung oder Schmerzen?
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Dichter.
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Geh hin und such' dir einen andern Knecht!
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Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,
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Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt,
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Um deinetwillen freventlich verscherzen!
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Wodurch bewegt er alle Herzen?
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Wodurch besiegt er jedes Element?
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Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt,
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Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt?
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Wenn die Natur des Fadens ew'ge Länge,
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Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt,
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Wenn aller Wesen unharmon'sche Menge
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Verdrießlich durch einander klingt;
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Wer theilt die fließend immer gleiche Reihe
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Belebend ab, daß sie sich rhythmisch regt?
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Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe,
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Wo es in herrlichen Accorden schlägt?
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Wer läßt den Sturm zu Leidenschaften wüthen?
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Das Abendroth im ernsten Sinne glühn?
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Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüthen
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Auf der Geliebten Pfade hin?
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Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter
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Goethe: "Faust"
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Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art?
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Wer sichert den Olymp, vereinet Götter?
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Des Menschen Kraft im Dichter offenbart.
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Lustige Person.
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So braucht sie denn die schönen Kräfte
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Und treibt die dichtrischen Geschäfte,
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Wie man ein Liebesabenteuer treibt.
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Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt
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Und nach und nach wird man verflochten;
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Es wächs't das Glück, dann wird es angefochten,
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Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran,
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Und eh' man sich's versieht, ist's eben ein Roman.
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Laßt uns auch so ein Schauspiel geben!
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Greift nur hinein in's volle Menschenleben!
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Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
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Und wo ihr's packt, da ist's interessant.
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In bunten Bildern wenig Klarheit,
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Viel Irrthum und ein Fünkchen Wahrheit,
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So wird der beste Trank gebraut,
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Der alle Welt erquickt und auferbaut.
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Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüthe
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Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,
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Dann sauget jedes zärtliche Gemüthe
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Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung,
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Dann wird bald dieß bald jenes aufgeregt,
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Ein jeder sieht was er im Herzen trägt.
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Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen,
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Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;
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Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen;
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Ein Werdender wird immer dankbar sein.
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Dichter.
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So gib mir auch die Zeiten wieder,
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Da ich noch selbst im Werden war,
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Da sich ein Quell gedrängter Lieder
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Ununterbrochen neu gebar,
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Da Nebel mir die Welt verhüllten,
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Die Knospe Wunder noch versprach,
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Da ich die tausend Blumen brach,
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Goethe: "Faust"
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Die alle Thäler reichlich füllten.
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Ich hatte nichts und doch genug,
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Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug.
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Gib ungebändigt jene Triebe,
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Das tiefe schmerzenvolle Glück,
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Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
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Gib meine Jugend mir zurück!
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Lustige Person.
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Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls,
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Wenn dich in Schlachten Feinde drängen,
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Wenn mit Gewalt an deinen Hals
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Sich allerliebste Mädchen hängen,
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Wenn fern des schnellen Laufes Kranz
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Vom schwer erreichten Ziele winket,
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Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz
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Die Nächte schmausend man vertrinket.
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Doch in's bekannte Saitenspiel
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Mit Muth und Anmuth einzugreifen,
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Nach einem selbstgesteckten Ziel
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Mit holdem Irren hinzuschweifen,
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Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
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Und wir verehren euch darum nicht minder.
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Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,
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Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
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Director.
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Der Worte sind genug gewechselt,
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Laßt mich auch endlich Thaten sehn;
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Indeß ihr Complimente drechselt,
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Kann etwas Nützliches geschehn.
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Was hilft es viel von Stimmung reden?
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Dem Zaudernden erscheint sie nie.
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Gebt ihr euch einmal für Poeten,
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So commandirt die Poesie.
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Euch ist bekannt, was wir bedürfen,
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Wir wollen stark Getränke schlürfen;
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Goethe: "Faust"
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Nun braut mir unverzüglich dran!
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Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht gethan,
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Und keinen Tag soll man verpassen,
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Das Mögliche soll der Entschluß
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Beherzt sogleich bei'm Schopfe fassen,
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Er will es dann nicht fahren lassen,
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Und wirket weiter, weil er muß.
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Ihr wißt auf unsern deutschen Bühnen
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Probirt ein jeder was er mag;
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Drum schonet mir an diesem Tag
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Prospecte nicht und nicht Maschinen.
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Gebraucht das groß' und kleine Himmelslicht,
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Die Sterne dürfet ihr verschwenden;
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An Wasser, Feuer, Felsenwänden,
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An Thier und Vögeln fehlt es nicht.
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So schreitet in dem engen Breterhaus
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Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,
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Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle
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Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.
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||
[Haupttext]
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Prolog im Himmel.
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Der Herr, die himmlischen Heerschaaren, nachher Mephistopheles.
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Die drei Erzengel treten vor.
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Raphael.
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Die Sonne tönt nach alter Weise
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Goethe: "Faust"
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In Brudersphären Wettgesang,
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Und ihre vorgeschriebne Reise
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Vollendet sie mit Donnergang.
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Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
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Wenn keiner sie ergründen mag;
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Die unbegreiflich hohen Werke
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Sind herrlich wie am ersten Tag.
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Gabriel.
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Und schnell und unbegreiflich schnelle
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Dreht sich umher der Erde Pracht;
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Es wechselt Paradieses-Helle
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Mit tiefer schauervoller Nacht;
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Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
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Am tiefen Grund der Felsen auf,
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Und Fels und Meer wird fortgerissen
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In ewig schnellem Sphärenlauf.
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Michael.
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Und Stürme brausen um die Wette,
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Vom Meer auf's Land, vom Land auf's Meer,
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Und bilden wüthend eine Kette
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Der tiefsten Wirkung rings umher.
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Da flammt ein blitzendes Verheeren
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Dem Pfade vor des Donnerschlags;
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Doch deine Boten, Herr, verehren
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Das sanfte Wandeln deines Tags.
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Zu Drei.
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Der Anblick gibt den Engeln Stärke
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Da keiner dich ergründen mag,
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||
Und alle deine hohen Werke
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||
Sind herrlich wie am ersten Tag.
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||
Mephistopheles.
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Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
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Und fragst wie alles sich bei uns befinde,
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||
Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst,
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Goethe: "Faust"
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So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
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Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
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Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
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||
Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
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||
Hätt'st du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
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Von Sonn- und Welten weiß ich nichts zu sagen,
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||
Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.
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||
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
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||
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
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Ein wenig besser würd' er leben,
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Hätt'st du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
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||
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
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||
Nur thierischer als jedes Thier zu sein.
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||
Er scheint mir, mit Verlaub von Ew. Gnaden,
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||
Wie eine der langbeinigen Cicaden,
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Die immer fliegt und fliegend springt
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||
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
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||
Und läg' er nur noch immer in dem Grase!
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||
In jeden Quark begräbt er seine Nase.
|
||
Der Herr.
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||
Hast du mir weiter nichts zu sagen?
|
||
Kommst du nur immer anzuklagen?
|
||
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
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||
Mephistopheles.
|
||
Nein Herr! ich find' es dort, wie immer, herzlich schlecht.
|
||
Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
|
||
Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.
|
||
Der Herr.
|
||
Kennst du den Faust?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Den Doctor?
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||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Der Herr.
|
||
Meinen Knecht!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Fürwahr! er dient euch auf besondre Weise.
|
||
Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise.
|
||
Ihn treibt die Gährung in die Ferne,
|
||
Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
|
||
Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne,
|
||
Und von der Erde jede höchste Lust,
|
||
|
||
Und alle Näh und alle Ferne
|
||
Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.
|
||
Der Herr.
|
||
Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
|
||
So werd' ich ihn bald in die Klarheit führen.
|
||
Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
|
||
Daß Blüth' und Frucht die künft'gen Jahre zieren.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was wettet ihr? den sollt ihr noch verlieren,
|
||
Wenn ihr mir die Erlaubniß gebt
|
||
Ihn meine Straße sacht zu führen!
|
||
Der Herr.
|
||
So lang er auf der Erde lebt,
|
||
So lange sei dir's nicht verboten.
|
||
Es irrt der Mensch so lang er strebt.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da dank' ich euch; denn mit den Todten
|
||
Hab' ich mich niemals gern befangen.
|
||
Am meisten lieb' ich mir die vollen frischen Wangen.
|
||
Für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus;
|
||
Mir geht es wie der Katze mit der Maus.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Der Herr.
|
||
Nun gut, es sei dir überlassen!
|
||
Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
|
||
Und führ' ihn, kannst du ihn erfassen,
|
||
Auf deinem Wege mit herab,
|
||
Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:
|
||
Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange
|
||
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Schon gut! nur dauert es nicht lange.
|
||
Mir ist für meine Wette gar nicht bange.
|
||
Wenn ich zu meinem Zweck gelange,
|
||
Erlaubt ihr mir Triumph aus voller Brust.
|
||
Staub soll er fressen, und mit Lust,
|
||
Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.
|
||
Der Herr.
|
||
Du darfst auch da nur frei erscheinen;
|
||
Ich habe Deinesgleichen nie gehaßt.
|
||
Von allen Geistern die verneinen
|
||
Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
|
||
Des Menschen Thätigkeit kann allzuleicht erschlaffen,
|
||
Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
|
||
Drum geb' ich gern ihm den Gesellen zu,
|
||
Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
|
||
Doch ihr, die echten Göttersöhne,
|
||
Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
|
||
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
|
||
Umfass' euch mit der Liebe holden Schranken,
|
||
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
|
||
Befestiget mit dauernden Gedanken.
|
||
Der Himmel schließt, die Erzengel vertheilen sich.
|
||
Mephistopheles
|
||
allein.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
|
||
Von Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern,
|
||
Und hüte mich mit ihm zu brechen.
|
||
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,
|
||
So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.
|
||
|
||
Der Tragödie Erster Theil.
|
||
|
||
Nacht.
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||
In einem hochgewölbten engen gothischen Zimmer Faust unruhig auf seinem Sessel am Pulte.
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||
Faust.
|
||
|
||
Habe nun, ach! Philosophie,
|
||
Juristerei und Medicin,
|
||
Und leider auch Theologie!
|
||
Durchaus studirt, mit heißem Bemühn.
|
||
Da steh' ich nun, ich armer Thor!
|
||
Und bin so klug als wie zuvor;
|
||
Heiße Magister, heiße Doctor gar,
|
||
Und ziehe schon an die zehen Jahr,
|
||
Herauf, herab und quer und krumm,
|
||
Meine Schüler an der Nase herum --Und sehe, daß wir nichts wissen können!
|
||
Das will mir schier das Herz verbrennen.
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||
Zwar bin ich gescheidter als alle die Laffen,
|
||
Doctoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
|
||
Mich plagen keine Scrupel noch Zweifel,
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||
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel --Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen,
|
||
Bilde mir nicht ein was Rechts zu wissen,
|
||
Bilde mir nicht ein ich könnte was lehren
|
||
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Auch hab' ich weder Gut noch Geld,
|
||
Noch Ehr' und Herrlichkeit der Welt;
|
||
Es möchte kein Hund so länger leben!
|
||
Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
|
||
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
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||
Nicht manch Geheimniß würde kund;
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||
Daß ich nicht mehr, mit sauerm Schweiß,
|
||
Zu sagen brauche was ich nicht weiß;
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Daß ich erkenne was die Welt
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||
Im Innersten zusammenhält,
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||
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
|
||
Und thu' nicht mehr in Worten kramen.
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||
O sähst du, voller Mondenschein,
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||
Zum letztenmal auf meine Pein,
|
||
Den ich so manche Mitternacht
|
||
An diesem Pult herangewacht:
|
||
Dann, über Büchern und Papier,
|
||
Trübsel'ger Freund, erschienst du mir!
|
||
Ach! könnt' ich doch auf Berges-Höhn
|
||
In deinem lieben Lichte gehn,
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||
Um Bergeshöhle mit Geistern schweben,
|
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Auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
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Von allem Wissensqualm entladen
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In deinem Thau gesund mich baden!
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Weh! steck' ich in dem Kerker noch?
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Verfluchtes dumpfes Mauerloch,
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Wo selbst das liebe Himmelslicht
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Trüb durch gemahlte Scheiben bricht!
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Beschränkt von diesem Bücherhauf,
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Den Würme nagen, Staub bedeckt,
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Den, bis an's hohe Gewölb' hinauf,
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Ein angeraucht Papier umsteckt;
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Mit Gläsern, Büchsen rings umstellt,
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Mit Instrumenten vollgepfropft,
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Urväter Hausrath drein gestopft --Das ist deine Welt! das heißt eine Welt!
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Goethe: "Faust"
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Und fragst du noch, warum dein Herz
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Sich bang in deinem Busen klemmt?
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Warum ein unerklärter Schmerz
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Dir alle Lebensregung hemmt?
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Statt der lebendigen Natur,
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Da Gott die Menschen schuf hinein,
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Umgibt in Rauch und Moder nur
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Dich Thiergeripp' und Todtenbein.
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Flieh! Auf! Hinaus in's weite Land!
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Und dieß geheimnißvolle Buch,
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Von Nostradamus eigner Hand,
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Ist dir es nicht Geleit genug?
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Erkennest dann der Sterne Lauf,
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Und wenn Natur dich unterweis't,
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Dann geht die Seelenkraft dir auf,
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Wie spricht ein Geist zum andern Geist.
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Umsonst, daß trocknes Sinnen hier
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Die heil'gen Zeichen dir erklärt.
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Ihr schwebt, ihr Geister, neben mir;
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Antwortet mir, wenn ihr mich hört!
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Er schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Makrokosmus.
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Ha! welche Wonne fließt in diesem Blick
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Auf einmal mir durch alle meine Sinnen!
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Ich fühle junges heil'ges Lebensglück
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Neuglühend mir durch Nerv' und Adern rinnen.
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War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb,
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Die mir das innre Toben stillen,
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Das arme Herz mit Freude füllen,
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Und mit geheimnißvollem Trieb
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Die Kräfte der Natur rings um mich her enthüllen?
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Bin ich ein Gott? Mir wird so licht!
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Ich schau' in diesen reinen Zügen
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Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.
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Jetzt erst erkenn' ich was der Weise spricht:
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"Die Geisterwelt ist nicht verschlossen;
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"Dein Sinn ist zu, dein Herz ist todt!
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"Auf, bade, Schüler, unverdrossen
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"Die ird'sche Brust im Morgenroth!"
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||
Goethe: "Faust"
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Er beschaut das Zeichen.
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Wie alles sich zum Ganzen webt,
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Eins in dem andern wirkt und lebt!
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Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen
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Und sich die goldnen Eimer reichen!
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Mit segenduftenden Schwingen
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Vom Himmel durch die Erde dringen,
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Harmonisch all' das All durchklingen!
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Welch Schauspiel! aber ach! ein Schauspiel nur!
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Wo fass' ich dich, unendliche Natur?
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Euch Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens,
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An denen Himmel und Erde hängt,
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Dahin die welke Brust sich drängt --Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht' ich so vergebens?
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Er schlägt unwillig das Buch um und erblickt das Zeichen des Erdgeistes
|
||
Wie anders wirkt dieß Zeichen auf mich ein!
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Du, Geist der Erde, bist mir näher;
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||
Schon fühl' ich meine Kräfte höher,
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Schon glüh' ich wie von neuem Wein,
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Ich fühle Muth mich in die Welt zu wagen,
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Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen,
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||
Mit Stürmen mich herumzuschlagen,
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Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.
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Es wölkt sich über mir --Der Mond verbirgt sein Licht --Die Lampe schwindet!
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Es dampft! --- Es zucken rothe Strahlen
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Mir um das Haupt --- Es weht
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||
Ein Schauer vom Gewölb' herab
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Und faßt mich an!
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||
Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist.
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||
Enthülle dich!
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Ha! wie's in meinem Herzen reißt!
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||
Zu neuen Gefühlen
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All' meine Sinnen sich erwühlen!
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Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben!
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||
Du mußt! du mußt! und kostet' es mein Leben!
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||
Goethe: "Faust"
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||
Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnißvoll aus. Es zuckt eine röthliche
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Flamme, der Geist erscheint in der Flamme.
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Geist.
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Wer ruft mir?
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Faust
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||
abgewendet.
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Schreckliches Gesicht!
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Geist.
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||
Du hast mich mächtig angezogen,
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||
An meiner Sphäre lang gesogen,
|
||
Und nun ---
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||
|
||
Faust.
|
||
Weh! ich ertrag' dich nicht!
|
||
Geist.
|
||
Du flehst erathmend mich zu schauen,
|
||
Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn;
|
||
Mich neigt dein mächtig Seelenflehn,
|
||
Da bin ich! --- Welch erbärmlich Grauen
|
||
Faßt Übermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?
|
||
Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf,
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||
Und trug und hegte, die mit Freudebeben
|
||
Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben?
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||
Wo bist du, Faust, deß Stimme mir erklang,
|
||
Der sich an mich mit allen Kräften drang?
|
||
Bist du es, der, von meinem Hauch umwittert,
|
||
In allen Lebenstiefen zittert,
|
||
Ein furchtsam weggekrümmter Wurm?
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||
Faust.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?
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||
Ich bin's, bin Faust, bin Deinesgleichen!
|
||
Geist.
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||
In Lebensfluthen, im Thatensturm
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||
Wall' ich auf und ab,
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||
Wehe hin und her!
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Geburt und Grab,
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Ein ewiges Meer,
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Ein wechselnd Weben,
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Ein glühend Leben,
|
||
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit,
|
||
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
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||
|
||
Faust.
|
||
Der du die weite Welt umschweifst,
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||
Geschäftiger Geist, wie nah fühl' ich mich dir!
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||
Geist.
|
||
Du gleichst dem Geist den du begreifst,
|
||
Nicht mir!
|
||
Verschwindet.
|
||
Faust
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zusammenstürzend.
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||
|
||
Nicht dir?
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||
Wem denn?
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||
Ich Ebenbild der Gottheit!
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||
Und nicht einmal dir!
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||
Es klopft.
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||
|
||
O Tod! ich kenn's --- das ist mein Famulus --Es wird mein schönstes Glück zu nichte!
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||
Daß diese Fülle der Gesichte
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||
Goethe: "Faust"
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||
Der trockne Schleicher stören muß!
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Wagner im Schlafrocke und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. Faust wendet sich unwillig.
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||
Wagner.
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||
Verzeiht! ich hör' euch declamiren;
|
||
Ihr las't gewiß ein griechisch Trauerspiel?
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||
In dieser Kunst möcht' ich was profitiren,
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Denn heut zu Tage wirkt das viel.
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||
Ich hab' es öfters rühmen hören,
|
||
Ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren.
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||
Faust.
|
||
Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist;
|
||
Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.
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||
|
||
Wagner.
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||
Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist,
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||
Und sieht die Welt kaum einen Feiertag,
|
||
Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,
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||
Wie soll man sie durch Überredung leiten?
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||
Faust.
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||
Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
|
||
Wenn es nicht aus der Seele dringt,
|
||
Und mit urkräftigem Behagen
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||
Die Herzen aller Hörer zwingt.
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||
Sitzt ihr nur immer! Leimt zusammen,
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||
Braut ein Ragout von andrer Schmaus,
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Und blas't die kümmerlichen Flammen
|
||
Aus eurem Aschenhäufchen h'raus!
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Bewundrung von Kindern und Affen,
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||
Wenn euch darnach der Gaumen steht;
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Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
|
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Wenn es euch nicht von Herzen geht.
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||
Wagner.
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||
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||
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Goethe: "Faust"
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Allein der Vortrag macht des Redners Glück;
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Ich fühl' es wohl noch bin ich weit zurück.
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Faust.
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Such' Er den redlichen Gewinn!
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Sei Er kein schellenlauter Thor!
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Es trägt Verstand und rechter Sinn
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Mit wenig Kunst sich selber vor;
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Und wenn's euch Ernst ist was zu sagen,
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Ist's nöthig Worten nachzujagen?
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Ja, eure Reden, die so blinkend sind,
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In denen ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,
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Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
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Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt!
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||
Wagner.
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Ach Gott! die Kunst ist lang!
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||
Und kurz ist unser Leben.
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||
Mir wird, bei meinem kritischen Bestreben,
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Doch oft um Kopf und Busen bang.
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||
Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben,
|
||
Durch die man zu den Quellen steigt!
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||
Und eh' man nur den halben Weg erreicht,
|
||
Muß wohl ein armer Teufel sterben.
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||
Faust.
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||
Das Pergament ist das der heil'ge Bronnen,
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Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt?
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Erquickung hast du nicht gewonnen,
|
||
Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.
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||
Wagner.
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||
Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen
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||
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen,
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||
Zu schauen wie vor uns ein weiser Mann gedacht,
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Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht.
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||
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||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
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||
Faust.
|
||
O ja, bis an die Sterne weit!
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||
Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
|
||
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln;
|
||
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
|
||
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
|
||
In dem die Zeiten sich bespiegeln.
|
||
Da ist's denn wahrlich oft ein Jammer!
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||
|
||
Man läuft euch bei dem ersten Blick davon.
|
||
Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer,
|
||
Und höchstens eine Haupt- und Staatsaction
|
||
Mit trefflichen pragmatischen Maximen,
|
||
Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen!
|
||
Wagner.
|
||
Allein die Welt! des Menschen Herz und Geist!
|
||
Möcht' jeglicher doch was davon erkennen.
|
||
Faust.
|
||
Ja was man so erkennen heißt!
|
||
Wer darf das Kind bei'm rechten Namen nennen?
|
||
Die wenigen, die was davon erkannt,
|
||
Die thöricht g'nug ihr volles Herz nicht wahrten,
|
||
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
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||
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.
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||
Ich bitt' euch, Freund, es ist tief in der Nacht,
|
||
Wir müssen's dießmal unterbrechen.
|
||
Wagner.
|
||
Ich hätte gern nur immer fortgewacht,
|
||
Um so gelehrt mit euch mich zu besprechen.
|
||
Doch morgen, als am ersten Ostertage,
|
||
Erlaubt mir ein' und andre Frage.
|
||
Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen;
|
||
Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen.
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||
Ab.
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||
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||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
Faust
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||
allein.
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||
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Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet,
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Der immerfort an schalem Zeuge klebt,
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||
Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt,
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Und froh ist wenn er Regenwürmer findet!
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||
Darf eine solche Menschenstimme hier,
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Wo Geisterfülle mich umgab, ertönen?
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||
Doch ach! für dießmal dank' ich dir,
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Dem ärmlichsten von allen Erdensöhnen.
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Du rissest mich von der Verzweiflung los,
|
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Die mir die Sinne schon zerstören wollte.
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Ach! die Erscheinung war so riesengroß,
|
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Daß ich mich recht als Zwerg empfinden sollte.
|
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Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon
|
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Ganz nah gedünkt dem Spiegel ew'ger Wahrheit,
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Sein selbst genoß in Himmelsglanz und Klarheit,
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Und abgestreift den Erdensohn;
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Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
|
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Schon durch die Adern der Natur zu fließen
|
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Und, schaffend, Götterleben zu genießen
|
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Sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich's büßen!
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Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft.
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Nicht darf ich dir zu gleichen mich vermessen!
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Hab' ich die Kraft dich anzuziehn besessen,
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So hatt' ich dich zu halten keine Kraft.
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||
In jenem sel'gen Augenblicke
|
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Ich fühlte mich so klein, so groß;
|
||
Du stießest grausam mich zurücke,
|
||
In's ungewisse Menschenloos.
|
||
Wer lehret mich? was soll ich meiden?
|
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Soll ich gehorchen jenem Drang?
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||
Ach! unsre Thaten selbst, so gut als unsre Leiden,
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Sie hemmen unsres Lebens Gang.
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||
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||
Goethe: "Faust"
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Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
|
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Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an;
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Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen,
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||
Dann heißt das Bess're Trug und Wahn.
|
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Die uns das Leben gaben, herrliche Gefühle,
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Erstarren in dem irdischen Gewühle.
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Wenn Phantasie sich sonst mit kühnem Flug
|
||
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert,
|
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So ist ein kleiner Raum ihr nun genug,
|
||
Wenn Glück auf Glück im Zeitenstrudel scheitert.
|
||
Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
|
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Dort wirket sie geheime Schmerzen,
|
||
Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
|
||
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,
|
||
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
|
||
Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift;
|
||
Du bebst vor allem was nicht trifft,
|
||
Und was du nie verlierst das mußt du stets beweinen.
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||
Den Göttern gleich' ich nicht! Zu tief ist es gefühlt;
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Dem Wurme gleich' ich, der den Staub durchwühlt;
|
||
Den, wie er sich im Staube nährend lebt,
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||
Des Wandrers Tritt vernichtet und begräbt.
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||
Ist es nicht Staub was diese hohe Wand,
|
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Aus hundert Fächern, mir verenget;
|
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Der Trödel, der mit tausendfachem Tand
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In dieser Mottenwelt mich dränget?
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Hier soll ich finden was mir fehlt?
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Soll ich vielleicht in tausend Büchern lesen,
|
||
Daß überall die Menschen sich gequält,
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||
Daß hie und da ein Glücklicher gewesen? --Was grinsest du mir hohler Schädel her?
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Als daß dein Hirn wie meines einst verwirret
|
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Den leichten Tag gesucht und in der Dämmrung schwer,
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Mit Lust nach Wahrheit, jämmerlich geirret.
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||
Goethe: "Faust"
|
||
|
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Ihr Instrumente freilich spottet mein,
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Mit Rad und Kämmen, Walz' und Bügel:
|
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Ich stand am Thor, ihr solltet Schlüssel sein;
|
||
Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel.
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Geheimnißvoll am lichten Tag
|
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Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,
|
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Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
|
||
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
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||
Du alt Geräthe das ich nicht gebraucht,
|
||
Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.
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||
Du alte Rolle, du wirst angeraucht,
|
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So lang an diesem Pult die trübe Lampe schmauchte.
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||
Weit besser hätt' ich doch mein Weniges verpraßt,
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||
Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen!
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||
Was du ererbt von deinen Vätern hast
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Erwirb es um es zu besitzen.
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||
Was man nicht nützt ist eine schwere Last;
|
||
Nur was der Augenblick erschafft das kann er nützen.
|
||
Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle?
|
||
Ist jenes Fläschchen dort den Augen ein Magnet?
|
||
Warum wird mir auf einmal lieblich helle,
|
||
Als wenn im nächt'gen Wald uns Mondenglanz umweht?
|
||
Ich grüße dich, du einzige Phiole!
|
||
Die ich mit Andacht nun herunterhole,
|
||
In dir verehr' ich Menschenwitz und Kunst.
|
||
Du Inbegriff der holden Schlummersäfte,
|
||
Du Auszug aller tödtlich feinen Kräfte,
|
||
|
||
Erweise deinem Meister deine Gunst!
|
||
Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert,
|
||
Ich fasse dich, das Streben wird gemindert,
|
||
Des Geistes Fluthstrom ebbet nach und nach.
|
||
In's hohe Meer werd' ich hinausgewiesen,
|
||
Die Spiegelfluth erglänzt zu meinen Füßen,
|
||
Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.
|
||
Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen,
|
||
An mich heran! Ich fühle mich bereit
|
||
Auf neuer Bahn den Äther zu durchdringen,
|
||
Zu neuen Sphären reiner Thätigkeit.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Dieß hohe Leben, diese Götterwonne!
|
||
Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?
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Ja, kehre nur der holden Erdensonne
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||
Entschlossen deinen Rücken zu!
|
||
Vermesse dich die Pforten aufzureißen,
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Vor denen jeder gern vorüber schleicht.
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||
Hier ist es Zeit durch Thaten zu beweisen,
|
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Daß Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht,
|
||
Vor jener dunkeln Höhle nicht zu beben,
|
||
In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt,
|
||
Nach jenem Durchgang hinzustreben,
|
||
Um dessen engen Mund die ganze Hölle flammt;
|
||
Zu diesem Schritt sich heiter zu entschließen
|
||
Und, wär' es mit Gefahr, in's Nichts dahin zu fließen.
|
||
Nun komm herab, krystallne reine Schale!
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||
Hervor aus deinem alten Futterale,
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||
An die ich viele Jahre nicht gedacht!
|
||
Du glänztest bei der Väter Freudenfeste,
|
||
Erheitertest die ernsten Gäste,
|
||
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||
Wenn einer dich dem andern zugebracht.
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Der vielen Bilder künstlich reiche Pracht,
|
||
Des Trinkers Pflicht, sie reimweis zu erklären,
|
||
Auf Einen Zug die Höhlung auszuleeren,
|
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Erinnert mich an manche Jugend-Nacht;
|
||
Ich werde jetzt dich keinem Nachbar reichen,
|
||
Ich werde meinen Witz an deiner Kunst nicht zeigen;
|
||
Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht.
|
||
Mit brauner Fluth erfüllt er deine Höhle.
|
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Den ich bereitet, den ich wähle,
|
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Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele,
|
||
Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht!
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||
Er setzt die Schale an den Mund.
|
||
Glockenklang und Chorgesang.
|
||
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||
Chor der Engel.
|
||
Christ ist erstanden!
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||
Freude dem Sterblichen,
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Den die verderblichen,
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||
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||
Goethe: "Faust"
|
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Schleichenden, erblichen
|
||
Mängel umwanden.
|
||
Faust.
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||
Welch tiefes Summen, welch ein heller Ton,
|
||
Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde?
|
||
Verkündiget ihr dumpfen Glocken schon
|
||
Des Osterfestes erste Feierstunde?
|
||
Ihr Chöre singt ihr schon den tröstlichen Gesang,
|
||
Der einst, um Grabes Nacht, von Engelslippen klang,
|
||
Gewißheit einem neuen Bunde?
|
||
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||
Chor der Weiber.
|
||
Mit Specereien
|
||
Hatten wir ihn gepflegt,
|
||
Wir seine Treuen
|
||
Hatten ihn hingelegt;
|
||
Tücher und Binden
|
||
Reinlich umwanden wir,
|
||
Ach! und wir finden
|
||
Christ nicht mehr hier.
|
||
Chor der Engel.
|
||
Christ ist erstanden!
|
||
Selig der Liebende,
|
||
Der die betrübende,
|
||
Heilsam' und übende
|
||
Prüfung bestanden.
|
||
Faust.
|
||
Was sucht ihr mächtig und gelind,
|
||
Ihr Himmelstöne, mich am Staube?
|
||
Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
|
||
Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube;
|
||
Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.
|
||
Zu jenen Sphären wag' ich nicht zu streben,
|
||
Woher die holde Nachricht tönt;
|
||
Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt,
|
||
Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Sonst stürzte sich der Himmels-Liebe Kuß
|
||
Auf mich herab, in ernster Sabbathstille;
|
||
Da klang so ahnungsvoll des Glockentones Fülle,
|
||
Und ein Gebet war brünstiger Genuß;
|
||
|
||
Ein unbegreiflich holdes Sehnen
|
||
Trieb mich durch Wald und Wiesen hinzugehn,
|
||
Und unter tausend heißen Thränen
|
||
Fühlt' ich mir eine Welt entstehn.
|
||
Dieß Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,
|
||
Der Frühlingsfeier freies Glück;
|
||
Erinnrung hält mich nun mit kindlichem Gefühle
|
||
Vom letzten ernsten Schritt zurück.
|
||
O tönet fort ihr süßen Himmelslieder!
|
||
Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder!
|
||
Chor der Jünger.
|
||
Hat der Begrabene
|
||
Schon sich nach oben,
|
||
Lebend Erhabene,
|
||
Herrlich erhoben;
|
||
Ist er in Werdelust
|
||
Schaffender Freude nah;
|
||
Ach! an der Erde Brust
|
||
Sind wir zum Leide da.
|
||
Ließ er die Seinen
|
||
Schmachtend uns hier zurück;
|
||
Ach! wir beweinen
|
||
Meister dein Glück!
|
||
Chor der Engel.
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Christ ist erstanden,
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Aus der Verwesung Schoos;
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Reißet von Banden
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Freudig euch los!
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Thätig ihn preisenden,
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Liebe beweisenden,
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Brüderlich speisenden,
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Goethe: "Faust"
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Predigend reisenden,
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Wonne verheißenden
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Euch ist der Meister nah,
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Euch ist er da!
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Vor dem Thor.
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Spaziergänger aller Art ziehen hinaus.
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Einige Handwerksbursche.
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Warum denn dort hinaus?
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Andre.
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Wir gehn hinaus auf's Jägerhaus.
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Die ersten.
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Wir aber wollen nach der Mühle wandern.
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Ein Handwerksbursch.
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Ich rath' euch nach dem Wasserhof zu gehn.
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Zweiter.
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Der Weg dahin ist gar nicht schön.
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Die zweiten.
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Was thust denn du?
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Ein dritter.
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Ich gehe mit den andern.
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Vierter.
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Goethe: "Faust"
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Nach Burgdorf kommt herauf, gewiß dort findet ihr
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Die schönsten Mädchen und das beste Bier,
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Und Händel von der ersten Sorte.
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Fünfter.
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Du überlustiger Gesell,
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Juckt dich zum drittenmal das Fell?
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Ich mag nicht hin, mir graut es vor dem Orte.
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Dienstmädchen.
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Nein, nein! ich gehe nach der Stadt zurück.
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Andre.
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Wir finden ihn gewiß bei jenen Pappeln stehen.
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Erste.
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Das ist für mich kein großes Glück;
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Er wird an deiner Seite gehen,
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Mit dir nur tanzt er auf dem Plan.
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Was gehn mich deine Freuden an!
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Andre.
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Heut ist er sicher nicht allein,
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Der Krauskopf, sagt er, würde bei ihm sein.
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Schüler.
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Blitz, wie die wackern Dirnen schreiten!
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Herr Bruder komm! wir müssen sie begleiten.
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Ein starkes Bier, ein beizender Toback,
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Und eine Magd im Putz das ist nun mein Geschmack.
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Bürgermädchen.
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Da sieh mir nur die schönen Knaben!
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Es ist wahrhaftig eine Schmach;
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Goethe: "Faust"
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Gesellschaft könnten sie die allerbeste haben,
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Und laufen diesen Mägden nach!
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Zweiter Schüler
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zum ersten.
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Nicht so geschwind! dort hinten kommen zwei,
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Sie sind gar niedlich angezogen,
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's ist meine Nachbarin dabei;
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Ich bin dem Mädchen sehr gewogen.
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Sie gehen ihren stillen Schritt
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Und nehmen uns doch auch am Ende mit.
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Erster.
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Herr Bruder, nein! Ich bin nicht gern genirt.
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Geschwind! daß wir das Wildpret nicht verlieren.
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Die Hand, die Samstags ihren Besen führt,
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Wird Sonntags dich am besten caressiren.
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Bürger.
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Nein, er gefällt mir nicht der neue Burgemeister!
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Nun, da er's ist, wird er nur täglich dreister.
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Und für die Stadt was thut denn er?
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Wird es nicht alle Tage schlimmer?
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Gehorchen soll man mehr als immer,
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Und zahlen mehr als je vorher.
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Bettler
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singt.
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Ihr guten Herrn, ihr schönen Frauen,
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So wohlgeputzt und backenroth,
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Belieb' es euch mich anzuschauen,
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Und seht und mildert meine Noth!
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Laßt hier mich nicht vergebens leiern!
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Nur der ist froh, der geben mag.
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Ein Tag den alle Menschen feiern,
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Er sei für mich ein Erntetag.
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Andrer Bürger.
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Goethe: "Faust"
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Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen,
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Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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Wenn hinten, weit, in der Türkei,
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Die Völker auf einander schlagen.
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Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
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Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
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Dann kehrt man Abends froh nach Haus,
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Und segnet Fried' und Friedenszeiten.
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Dritter Bürger.
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||
Herr Nachbar, ja! so laß ich's auch geschehn,
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Sie mögen sich die Köpfe spalten,
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Mag alles durch einander gehn;
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Doch nur zu Hause bleib's bei'm Alten.
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Alte
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zu den Bürgermädchen.
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Ei! wie geputzt! das schöne junge Blut!
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Wer soll sich nicht in euch vergaffen? --Nur nicht so stolz! Es ist schon gut!
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Und was ihr wünscht das wüßt' ich wohl zu schaffen.
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Bürgermädchen.
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Agathe fort! ich nehme mich in Acht
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Mit solchen Hexen öffentlich zu gehen;
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Sie ließ mich zwar, in Sanct Andreas Nacht,
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Den künft'gen Liebsten leiblich sehen --Die Andre.
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Mir zeigte sie ihn im Krystall,
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Soldatenhaft, mit mehreren Verwegnen;
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||
Ich seh' mich um, ich such' ihn überall,
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Allein mir will er nicht begegnen.
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Soldaten.
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Goethe: "Faust"
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Burgen mit hohen
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Mauern und Zinnen,
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Mädchen mit stolzen
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Höhnenden Sinnen
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Möcht' ich gewinnen!
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Kühn ist das Mühen,
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Herrlich der Lohn!
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Und die Trompete
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Lassen wir werben,
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Wie zu der Freude,
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So zum Verderben.
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Das ist ein Stürmen!
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Das ist ein Leben!
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Mädchen und Burgen
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Müssen sich geben.
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Kühn ist das Mühen,
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Herrlich der Lohn!
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Und die Soldaten
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Ziehen davon.
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Faust und Wagner.
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Faust.
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Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
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Durch des Frühlings holden belebenden Blick;
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Im Thale grünet Hoffnungs-Glück;
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Der alte Winter, in seiner Schwäche,
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Zog sich in rauhe Berge zurück.
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Von dorther sendet er, fliehend, nur
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Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
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In Streifen über die grünende Flur;
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Aber die Sonne duldet kein Weißes,
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Überall regt sich Bildung und Streben,
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Alles will sie mit Farben beleben;
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Doch an Blumen fehlt's im Revier,
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Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
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Goethe: "Faust"
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Kehre dich um, von diesen Höhen
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Nach der Stadt zurück zu sehen.
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Aus dem hohlen finstern Thor
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Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
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Jeder sonnt sich heute so gern.
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Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
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Denn sie sind selber auferstanden,
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Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
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Aus Handwerks- und Gewerbes-Banden,
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Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
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Aus der Straßen quetschender Enge,
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Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
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Sind sie alle an's Licht gebracht.
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Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
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Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
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Wie der Fluß, in Breit' und Länge,
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So manchen lustigen Nachen bewegt,
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Und bis zum Sinken überladen
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Entfernt sich dieser letzte Kahn.
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Selbst von des Berges fernen Pfaden
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Blinken uns farbige Kleider an.
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Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
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Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
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Zufrieden jauchzet Groß und Klein:
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Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
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Wagner.
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Mit euch, Herr Doctor, zu spazieren
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Ist ehrenvoll und ist Gewinn;
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Doch würd' ich nicht allein mich her verlieren,
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Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.
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Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben,
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Ist mir ein gar verhaßter Klang;
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Sie toben wie vom bösen Geist getrieben
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Und nennen's Freude, nennen's Gesang.
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Bauern
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unter der Linde.
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Tanz und Gesang.
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Goethe: "Faust"
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Der Schäfer putzte sich zum Tanz,
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Mit bunter Jacke, Band und Kranz,
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Schmuck war er angezogen.
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Schon um die Linde war es voll;
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Und alles tanzte schon wie toll.
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Juchhe! Juchhe!
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Juchheisa! Heisa! He!
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So ging der Fiedelbogen.
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Er drückte hastig sich heran,
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Da stieß er an ein Mädchen an
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Mit seinem Ellenbogen;
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Die frische Dirne kehrt' sich um
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Und sagte: nun das find' ich dumm!
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Juchhe! Juchhe!
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Juchheisa!! Heisa! He!
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Seid nicht so ungezogen.
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Doch hurtig in dem Kreise ging's,
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Sie tanzten rechts, sie tanzten links
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Und alle Röcke flogen.
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Sie wurden roth, sie wurden warm
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Und ruhten athmend Arm in Arm,
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Juchhe! Juchhe!
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Juchheisa! Heisa! He!
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Und Hüft' an Ellenbogen.
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Und thu' mir doch nicht so vertraut!
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Wie mancher hat nicht seine Braut
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Belogen und betrogen!
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Er schmeichelte sie doch bei Seit'
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Und von der Linde scholl es weit:
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Juchhe! Juchhe!
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||
Juchheisa! Heisa! He!
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Geschrei und Fiedelbogen.
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Alter Bauer.
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Herr Doctor, das ist schön von euch,
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Daß ihr uns heute nicht verschmäht,
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Und unter dieses Volksgedräng',
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Als ein so Hochgelahrter, geht.
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Goethe: "Faust"
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So nehmet auch den schönsten Krug,
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Den wir mit frischem Trunk gefüllt,
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Ich bring' ihn zu und wünsche laut,
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||
Daß er nicht nur den Durst euch stillt;
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Die Zahl der Tropfen, die er hegt,
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Sei euren Tagen zugelegt.
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||
Faust.
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||
Ich nehme den Erquickungs-Trank,
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||
Erwidr' euch allen Heil und Dank.
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||
Das Volk sammelt sich im Kreis umher.
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||
Alter Bauer.
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Fürwahr es ist sehr wohl gethan,
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Daß ihr am frohen Tag erscheint;
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Habt ihr es vormals doch mit uns
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An bösen Tagen gut gemeint!
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Gar mancher steht lebendig hier,
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Den euer Vater noch zuletzt
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Der heißen Fieberwuth entriß,
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Als er der Seuche Ziel gesetzt.
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Auch damals ihr, ein junger Mann,
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Ihr gingt in jedes Krankenhaus,
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Gar manche Leiche trug man fort,
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Ihr aber kamt gesund heraus;
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Bestandet manche harte Proben;
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Dem Helfer half der Helfer droben.
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Alle.
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Gesundheit dem bewährten Mann,
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||
Daß er noch lange helfen kann!
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Faust.
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Vor jenem droben steht gebückt,
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||
Der helfen lehrt und Hülfe schickt.
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||
Er geht mit Wagnern weiter.
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||
Goethe: "Faust"
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Wagner.
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Welch ein Gefühl mußt du, o großer Mann,
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Bei der Verehrung dieser Menge haben!
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O glücklich, wer von seinen Gaben
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Solch einen Vortheil ziehen kann!
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Der Vater zeigt dich seinem Knaben,
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Ein jeder fragt und drängt und eilt,
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Die Fiedel stockt, der Tänzer weilt.
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Du gehst, in Reihen stehen sie,
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Die Mützen fliegen in die Höh:
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Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,
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Als käm' das Venerabile.
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Faust.
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Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,
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Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.
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Hier saß ich oft gedankenvoll allein
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Und quälte mich mit Beten und mit Fasten.
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An Hoffnung reich, im Glauben fest,
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Mit Thränen, Seufzen, Händeringen
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Dacht' ich das Ende jener Pest
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Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.
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Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn.
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O könntest du in meinem Innern lesen,
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Wie wenig Vater und Sohn
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Solch eines Ruhmes werth gewesen!
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Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
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Der über die Natur und ihre heil'gen Kreise,
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In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,
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Mit grillenhafter Mühe sann.
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Der, in Gesellschaft von Adepten,
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Sich in die schwarze Küche schloß,
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Und, nach unendlichen Recepten,
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Das Widrige zusammengoß.
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Da ward ein rother Leu, ein kühner Freier,
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Im lauen Bad der Lilie vermählt
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Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
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Goethe: "Faust"
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Aus einem Brautgemach in's andere gequält.
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Erschien darauf mit bunten Farben
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Die junge Königin im Glas,
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Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
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Und niemand fragte: wer genas?
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So haben wir mit höllischen Latwergen
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In diesen Thälern, diesen Bergen,
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Weit schlimmer als die Pest getobt.
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Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben,
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Sie welkten hin, ich muß erleben
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Daß man die frechen Mörder lobt.
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Wagner.
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Wie könnt ihr euch darum betrüben!
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Thut nicht ein braver Mann genug,
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Die Kunst, die man ihm übertrug,
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Gewissenhaft und pünctlich auszuüben?
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Wenn du, als Jüngling, deinen Vater ehrst,
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So wirst du gern von ihm empfangen;
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Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst,
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So kann dein Sohn zu höhrem Ziel gelangen.
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Faust.
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O glücklich, wer noch hoffen kann
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Aus diesem Meer des Irrthums aufzutauchen!
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Was man nicht weiß das eben brauchte man,
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Und was man weiß kann man nicht brauchen.
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Doch laß uns dieser Stunde schönes Gut
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Durch solchen Trübsinn nicht verkümmern!
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Betrachte wie in Abendsonne-Gluth
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Die grünumgebnen Hütten schimmern.
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Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
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Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
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O daß kein Flügel mich vom Boden hebt,
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Ihr nach und immer nach zu streben!
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Ich säh' im ewigen Abendstrahl
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Die stille Welt zu meinen Füßen,
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Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Thal,
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Den Silberbach in goldne Ströme fließen.
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Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf
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||
Goethe: "Faust"
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Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
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Schon thut das Meer sich mit erwärmten Buchten
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Vor den erstaunten Augen auf.
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Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;
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Allein der neue Trieb erwacht,
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Ich eile fort ihr ew'ges Licht zu trinken,
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Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
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Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.
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Ein schöner Traum, indessen sie entweicht.
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||
Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht
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Kein körperlicher Flügel sich gesellen.
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Doch ist es jedem eingeboren,
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Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,
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Wenn über uns, im blauen Raum verloren,
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Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;
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Wenn über schroffen Fichtenhöhen
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Der Adler ausgebreitet schwebt,
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Und über Flächen, über Seen,
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Der Kranich nach der Heimath strebt.
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||
Wagner.
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Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,
|
||
Doch solchen Trieb hab' ich noch nie empfunden.
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||
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Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt,
|
||
Des Vogels Fittig werd' ich nie beneiden.
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||
Wie anders tragen uns die Geistesfreuden,
|
||
Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt!
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||
Da werden Winternächte hold und schön,
|
||
Ein selig Leben wärmet alle Glieder,
|
||
Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen,
|
||
So steigt der ganze Himmel zu dir nieder.
|
||
Faust.
|
||
Du bist dir nur des einen Triebs bewußt;
|
||
O lerne nie den andern kennen!
|
||
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
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||
Die eine will sich von der andern trennen;
|
||
Die eine hält, in derber Liebeslust,
|
||
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
|
||
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
|
||
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||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
Zu den Gefilden hoher Ahnen.
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||
O gibt es Geister in der Luft,
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||
Die zwischen Erd' und Himmel herrschend weben,
|
||
So steiget nieder aus dem goldnen Duft
|
||
Und führt mich weg, zu neuem buntem Leben!
|
||
Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein!
|
||
Und trüg' er mich in fremde Länder,
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||
Mir sollt' er um die köstlichsten Gewänder,
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||
Nicht feil um einen Königsmantel sein.
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||
Wagner.
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||
Berufe nicht die wohlbekannte Schaar,
|
||
Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet,
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||
Dem Menschen tausendfältige Gefahr,
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||
Von allen Enden her, bereitet.
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||
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||
Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
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||
Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen;
|
||
Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran,
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||
Und nähren sich von deinen Lungen;
|
||
Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,
|
||
Die Gluth auf Gluth um deinen Scheitel häufen,
|
||
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
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||
Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.
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Sie hören gern, zum Schaden froh gewandt,
|
||
Gehorchen gern, weil sie uns gern betrügen,
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||
Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt,
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Und lispeln englisch, wenn sie lügen.
|
||
Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt,
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||
Die Luft gekühlt, der Nebel fällt!
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||
Am Abend schätzt man erst das Haus. --Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus?
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||
Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen?
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||
Faust.
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Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?
|
||
Wagner.
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||
Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir.
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||
Goethe: "Faust"
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||
Faust.
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||
Betracht' ihn recht! Für was hältst du das Thier?
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||
Wagner.
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||
Für einen Pudel, der auf seine Weise
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Sich auf der Spur des Herren plagt.
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Faust.
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Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
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||
Er um uns her und immer näher jagt?
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Und irr' ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel
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Auf seinen Pfaden hinterdrein.
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||
Wagner.
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||
Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel;
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Es mag bei euch wohl Augentäuschung sein.
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||
Faust.
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||
Mir scheint es, daß er magisch leise Schlingen
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||
Zu künft'gem Band um unsre Füße zieht.
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||
Wagner.
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||
Ich seh' ihn ungewiß und furchtsam uns umspringen,
|
||
Weil er, statt seines Herrn, zwei Unbekannte sieht.
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||
Faust.
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||
Der Kreis wird eng, schon ist er nah!
|
||
Wagner.
|
||
Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da.
|
||
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch,
|
||
Er wedelt. Alles Hunde Brauch.
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||
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||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
Faust.
|
||
Geselle dich zu uns! Komm hier!
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||
Wagner.
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||
Es ist ein pudelnärrisch Thier.
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Du stehest still, er wartet auf;
|
||
Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf;
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||
Verliere was, er wird es bringen,
|
||
Nach deinem Stock in's Wasser springen.
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||
Faust.
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||
Du hast wohl Recht; ich finde nicht die Spur
|
||
Von einem Geist, und alles ist Dressur.
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||
Wagner.
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||
Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
|
||
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
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||
Ja deine Gunst verdient er ganz und gar,
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||
Er der Studenten trefflicher Scolar.
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||
Sie gehen in das Stadt-Thor.
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||
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||
Studirzimmer.
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||
Faust mit dem Pudel hereintretend.
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||
Faust.
|
||
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||
Verlassen hab' ich Feld und Auen,
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||
Die eine tiefe Nacht bedeckt,
|
||
Mit ahnungsvollem heil'gem Grauen
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||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
In uns die bess're Seele weckt.
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||
Entschlafen sind nun wilde Triebe,
|
||
Mit jedem ungestümen Thun;
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||
Es reget sich die Menschenliebe,
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||
Die Liebe Gottes regt sich nun.
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Sei ruhig Pudel! renne nicht hin und wieder!
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An der Schwelle was schnoperst du hier?
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||
Lege dich hinter den Ofen nieder,
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Mein bestes Kissen geb' ich dir.
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Wie du draußen auf dem bergigen Wege
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Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast,
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So nimm nun auch von mir die Pflege,
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Als ein willkommner stiller Gast.
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Ach wenn in unsrer engen Zelle
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Die Lampe freundlich wieder brennt,
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Dann wird's in unserm Busen helle,
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Im Herzen, das sich selber kennt.
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Vernunft fängt wieder an zu sprechen,
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Und Hoffnung wieder an zu blühn;
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Man sehnt sich nach des Lebens Bächen,
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Ach! nach des Lebens Quelle hin.
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Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Tönen,
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Die jetzt meine ganze Seel' umfassen,
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Will der thierische Laut nicht passen.
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Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen
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Was sie nicht verstehn,
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Daß sie vor dem Guten und Schönen,
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Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;
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Will es der Hund, wie sie, beknurren?
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Aber ach! schon fühl' ich, bei dem besten Willen,
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Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.
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Aber warum muß der Strom so bald versiegen,
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Und wir wieder im Durste liegen?
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Davon hab' ich so viel Erfahrung.
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Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen,
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Wir lernen das Überirdische schätzen,
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Goethe: "Faust"
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Wir sehnen uns nach Offenbarung,
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Die nirgends würd'ger und schöner brennt,
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Als in dem neuen Testament.
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Mich drängt's den Grundtext aufzuschlagen,
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Mit redlichem Gefühl einmal
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Das heilige Original
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In mein geliebtes Deutsch zu übertragen.
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Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.
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Geschrieben steht: "im Anfang war das Wort!"
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Hier stock' ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
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Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
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Ich muß es anders übersetzen,
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Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
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Geschrieben steht: im Anfang war der Sinn.
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Bedenke wohl die erste Zeile,
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Daß deine Feder sich nicht übereile!
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Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
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Es sollte stehn: im Anfang war die Kraft!
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Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
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Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
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Mir hilft der Geist! Auf einmal seh' ich Rath
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Und schreibe getrost: im Anfang war die That!
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Soll ich mit dir das Zimmer theilen,
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Pudel, so laß das Heulen,
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So laß das Bellen!
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Solch einen störenden Gesellen
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Mag ich nicht in der Nähe leiden.
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Einer von uns beiden
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Muß die Zelle meiden.
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Ungern heb' ich das Gastrecht auf,
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Die Thür ist offen, hast freien Lauf.
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Aber was muß ich sehen!
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Kann das natürlich geschehen?
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Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit?
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Wie wird mein Pudel lang und breit!
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Er hebt sich mit Gewalt,
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Das ist nicht eines Hundes Gestalt!
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Welch ein Gespenst bracht' ich in's Haus!
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Goethe: "Faust"
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Schon sieht er wie ein Nilpferd aus,
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Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß.
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O! du bist mir gewiß!
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Für solche halbe Höllenbrut
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Ist Salomonis Schlüssel gut.
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Geister
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auf dem Gange.
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Drinnen gefangen ist einer!
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Bleibet haußen, folg' ihm keiner!
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Wie im Eisen der Fuchs
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Zagt ein alter Höllenluchs.
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Aber gebt Acht!
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Schwebet hin, schwebet wieder,
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Auf und nieder,
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Und er hat sich losgemacht.
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Könnt ihr ihm nützen,
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Laßt ihn nicht sitzen!
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Denn er that uns allen
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Schon viel zu Gefallen.
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Faust.
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Erst zu begegnen dem Thiere,
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Brauch' ich den Spruch der Viere:
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Salamander soll glühen,
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Undene sich winden,
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Sylphe verschwinden,
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Kobold sich mühen.
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Wer sie nicht kennte
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Die Elemente,
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Ihre Kraft
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Und Eigenschaft,
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Wäre kein Meister
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Über die Geister.
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||
Goethe: "Faust"
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Verschwind' in Flammen
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Salamander!
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||
Rauschend fließe zusammen
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||
Undene!
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||
Leucht' in Meteoren-Schöne
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Sylphe!
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||
Bring' häusliche Hülfe
|
||
Incubus! incubus!
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||
Tritt hervor und mache den Schluß.
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Keines der Viere
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Steckt in dem Thiere.
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Es liegt ganz ruhig und grins't mich an;
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Ich hab' ihm noch nicht weh gethan.
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Du sollst mich hören
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Stärker beschwören.
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Bist du Geselle
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Ein Flüchtling der Hölle?
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So sieh dieß Zeichen!
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Dem sie sich beugen
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Die schwarzen Schaaren.
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Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren.
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||
Verworfnes Wesen!
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Kannst du ihn lesen?
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Den nie Entspross'nen,
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Unausgesprochnen,
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||
Durch alle Himmel Gegoss'nen,
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Freventlich Durchstochnen?
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Hinter den Ofen gebannt
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Schwillt es wie ein Elephant,
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||
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||
Den ganzen Raum füllt es an,
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Goethe: "Faust"
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||
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||
Es will zum Nebel zerfließen.
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||
Steige nicht zur Decke hinan!
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||
Lege dich zu des Meisters Füßen!
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||
Du siehst daß ich nicht vergebens drohe.
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Ich versenge dich mit heiliger Lohe!
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Erwarte nicht
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||
Das dreimal glühende Licht!
|
||
Erwarte nicht
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||
Die stärkste von meinen Künsten!
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||
Mephistopheles tritt, indem der Nebel fällt, gekleidet wie ein fahrender Scholasticus, hinter dem Ofen
|
||
hervor.
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||
Mephistopheles.
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||
Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten?
|
||
Faust.
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||
Das also war des Pudels Kern!
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||
Ein fahrender Scolast? Der Casus macht mich lachen.
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||
Mephistopheles.
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||
Ich salutire den gelehrten Herrn!
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||
Ihr habt mich weidlich schwitzen machen.
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||
Faust.
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||
Wie nennst du dich?
|
||
Mephistopheles.
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||
Die Frage scheint mir klein
|
||
Für einen der das Wort so sehr verachtet,
|
||
Der, weit entfernt von allem Schein,
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||
Nur in der Wesen Tiefe trachtet.
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||
|
||
Faust.
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||
Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
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||
Gewöhnlich aus dem Namen lesen,
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||
Wo es sich allzudeutlich weis't,
|
||
Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt.
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||
Nun gut, wer bist du denn?
|
||
Mephistopheles.
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||
Ein Theil von jener Kraft,
|
||
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
|
||
Faust.
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||
Was ist mit diesem Räthselwort gemeint?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich bin der Geist der stets verneint!
|
||
Und das mit Recht; denn alles was entsteht
|
||
Ist werth daß es zu Grunde geht;
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||
Drum besser wär's daß nichts entstünde.
|
||
So ist denn alles was ihr Sünde,
|
||
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
|
||
Mein eigentliches Element.
|
||
Faust.
|
||
Du nennst dich einen Theil, und stehst doch ganz vor mir?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Bescheidne Wahrheit sprech' ich dir.
|
||
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
|
||
Gewöhnlich für ein Ganzes hält;
|
||
Ich bin ein Theil des Theils, der Anfangs alles war,
|
||
Ein Theil der Finsterniß, die sich das Licht gebar,
|
||
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
|
||
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
|
||
|
||
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
|
||
Verhaftet an den Körpern klebt.
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||
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
|
||
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange,
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||
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
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||
So, hoff' ich, dauert es nicht lange
|
||
Und mit den Körpern wird's zu Grunde gehn.
|
||
Faust.
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||
Nun kenn' ich deine würd'gen Pflichten!
|
||
Du kannst im Großen nichts vernichten
|
||
Und fängst es nun im Kleinen an.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und freilich ist nicht viel damit gethan.
|
||
Was sich dem Nichts entgegenstellt,
|
||
Das Etwas, diese plumpe Welt,
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||
So viel als ich schon unternommen,
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||
Ich wußte nicht ihr beizukommen,
|
||
Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand,
|
||
Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
|
||
Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menschenbrut,
|
||
Dem ist nun gar nichts anzuhaben.
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||
Wie viele hab' ich schon begraben!
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||
Und immer circulirt ein neues frisches Blut.
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||
So geht es fort, man möchte rasend werden!
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||
Der Luft, dem Wasser, wie der Erden
|
||
Entwinden tausend Keime sich,
|
||
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
|
||
Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
|
||
Ich hätte nichts Aparts für mich.
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||
Faust.
|
||
So setzest du der ewig regen,
|
||
Der heilsam schaffenden Gewalt
|
||
|
||
Die kalte Teufelsfaust entgegen,
|
||
Die sich vergebens tückisch ballt!
|
||
Was Anders suche zu beginnen
|
||
Des Chaos wunderlicher Sohn!
|
||
Mephistopheles.
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||
Wir wollen wirklich uns besinnen,
|
||
Die nächstenmale mehr davon!
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||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Dürft' ich wohl dießmal mich entfernen?
|
||
Faust.
|
||
Ich sehe nicht warum du fragst.
|
||
Ich habe jetzt dich kennen lernen,
|
||
Besuche nun mich wie du magst.
|
||
Hier ist das Fenster, hier die Thüre,
|
||
Ein Rauchfang ist dir auch gewiß.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gesteh' ich's nur! Daß ich hinausspaziere
|
||
Verbietet mir ein kleines Hinderniß,
|
||
Der Drudenfuß auf eurer Schwelle --Faust.
|
||
Das Pentagramma macht dir Pein?
|
||
Ei sage mir, du Sohn der Hölle,
|
||
Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?
|
||
Wie ward ein solcher Geist betrogen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen;
|
||
Der eine Winkel, der nach außen zu,
|
||
Ist, wie du siehst, ein wenig offen.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Das hat der Zufall gut getroffen!
|
||
Und mein Gefangner wärst denn du?
|
||
Das ist von ungefähr gelungen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Der Pudel merkte nichts als er hereingesprungen,
|
||
Die Sache sieht jetzt anders aus;
|
||
Der Teufel kann nicht aus dem Haus.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
Doch warum gehst du nicht durch's Fenster?
|
||
Mephistopheles.
|
||
's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:
|
||
Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.
|
||
Das Erste steht uns frei, bei'm Zweiten sind wir Knechte.
|
||
Faust.
|
||
Die Hölle selbst hat ihre Rechte?
|
||
Das find' ich gut, da ließe sich ein Pact,
|
||
Und sicher wohl, mit euch ihr Herren schließen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was man verspricht, das sollst du rein genießen,
|
||
Dir wird davon nichts abgezwackt.
|
||
Doch das ist nicht so kurz zu fassen,
|
||
Und wir besprechen das zunächst;
|
||
Doch jetzo bitt' ich, hoch und höchst,
|
||
Für diesesmal mich zu entlassen.
|
||
Faust.
|
||
So bleibe doch noch einen Augenblick,
|
||
Um mir erst gute Mähr' zu sagen.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Jetzt laß mich los! ich komme bald zurück;
|
||
Dann magst du nach Belieben fragen.
|
||
Faust.
|
||
Ich habe dir nicht nachgestellt,
|
||
Bist du doch selbst in's Garn gegangen.
|
||
Den Teufel halte wer ihn hält!
|
||
Er wird ihn nicht sobald zum zweitenmale fangen.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wenn dir's beliebt, so bin ich auch bereit
|
||
Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben;
|
||
Doch mit Bedingniß, dir die Zeit,
|
||
Durch meine Künste, würdig zu vertreiben.
|
||
Faust.
|
||
Ich seh' es gern, das steht dir frei;
|
||
Nur daß die Kunst gefällig sei!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen,
|
||
In dieser Stunde mehr gewinnen,
|
||
Als in des Jahres Einerlei.
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||
Was dir die zarten Geister singen,
|
||
Die schönen Bilder, die sie bringen,
|
||
Sind nicht ein leeres Zauberspiel.
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||
Auch dein Geruch wird sich ergetzen,
|
||
Dann wirst du deinen Gaumen letzen,
|
||
Und dann entzückt sich dein Gefühl.
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||
Bereitung braucht es nicht voran,
|
||
Beisammen sind wir, fanget an!
|
||
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||
Geister.
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||
Schwindet, ihr dunkeln
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Wölbungen droben!
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Reizender schaue
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Freundlich der blaue
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Äther herein!
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Wären die dunkeln
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Wolken zerronnen!
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||
Sternelein funkeln,
|
||
Mildere Sonnen
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Scheinen darein.
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||
Himmlischer Söhne
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Geistige Schöne,
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Schwankende Beugung
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||
Goethe: "Faust"
|
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||
Schwebet vorüber.
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Sehnende Neigung
|
||
Folget hinüber;
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Und der Gewänder
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Flatternde Bänder
|
||
Decken die Länder,
|
||
Decken die Laube,
|
||
Wo sich für's Leben,
|
||
Tief in Gedanken,
|
||
Liebende geben.
|
||
Laube bei Laube!
|
||
Sprossende Ranken!
|
||
Lastende Traube
|
||
Stürzt in's Behälter
|
||
Drängender Kelter,
|
||
Stürzen in Bächen
|
||
Schäumende Weine,
|
||
Rieseln durch reine
|
||
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||
Edle Gesteine,
|
||
Lassen die Höhen
|
||
Hinter sich liegen,
|
||
Breiten zu Seen
|
||
Sich um's Genügen
|
||
Grünender Hügel.
|
||
Und das Geflügel
|
||
Schlürfet sich Wonne,
|
||
Flieget der Sonne,
|
||
Flieget den hellen
|
||
Inseln entgegen,
|
||
Die sich auf Wellen
|
||
Gauklend bewegen;
|
||
Wo wir in Chören
|
||
Jauchzende hören,
|
||
Über den Auen
|
||
Tanzende schauen,
|
||
Die sich im Freien
|
||
Alle zerstreuen.
|
||
Einige klimmen
|
||
Über die Höhen,
|
||
Andere schwimmen
|
||
Über die Seen,
|
||
Andere schweben;
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Alle zum Leben,
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||
Goethe: "Faust"
|
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Alle zur Ferne
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Liebender Sterne,
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||
Seliger Huld.
|
||
Mephistopheles.
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||
|
||
Er schläft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen!
|
||
Ihr habt ihn treulich eingesungen!
|
||
|
||
Für dieß Concert bin ich in eurer Schuld.
|
||
Du bist noch nicht der Mann den Teufel fest zu halten!
|
||
Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten,
|
||
Versenkt ihn in ein Meer des Wahns;
|
||
Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten
|
||
Bedarf ich eines Rattenzahns.
|
||
Nicht lange brauch' ich zu beschwören,
|
||
Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören.
|
||
Der Herr der Ratten und der Mäuse,
|
||
Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse,
|
||
Befiehlt dir dich hervor zu wagen
|
||
Und diese Schwelle zu benagen,
|
||
So wie er sie mit Öl betupft --Da kommst du schon hervorgehupft!
|
||
Nur frisch an's Werk! Die Spitze, die mich bannte,
|
||
Sie sitzt ganz vornen an der Kante.
|
||
Noch einen Biß, so ist's geschehn. --Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn.
|
||
|
||
Faust
|
||
erwachend.
|
||
|
||
Bin ich denn abermals betrogen?
|
||
Verschwindet so der geisterreiche Drang,
|
||
Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,
|
||
Und daß ein Pudel mir entsprang?
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Studirzimmer.
|
||
Faust. Mephistopheles.
|
||
Faust.
|
||
Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich bin's.
|
||
Faust.
|
||
Herein!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du mußt es dreimal sagen.
|
||
Faust.
|
||
Herein denn!
|
||
Mephistopheles.
|
||
So gefällst du mir.
|
||
Wir werden, hoff' ich, uns vertragen!
|
||
Denn dir die Grillen zu verjagen
|
||
Bin ich, als edler Junker, hier,
|
||
In rothem goldverbrämtem Kleide,
|
||
Das Mäntelchen von starrer Seide,
|
||
Die Hahnenfeder auf dem Hut,
|
||
Mit einem langen spitzen Degen,
|
||
|
||
Und rathe nun dir, kurz und gut,
|
||
Dergleichen gleichfalls anzulegen;
|
||
Damit du, losgebunden, frei,
|
||
Erfahrest was das Leben sei.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
In jedem Kleide werd' ich wohl die Pein
|
||
Des engen Erdelebens fühlen.
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Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
|
||
Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
|
||
Was kann die Welt mir wohl gewähren?
|
||
Entbehren sollst du! sollst entbehren!
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||
Das ist der ewige Gesang,
|
||
Der jedem an die Ohren klingt,
|
||
Den, unser ganzes Leben lang,
|
||
Uns heiser jede Stunde singt.
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||
Nur mit Entsetzen wach' ich Morgens auf,
|
||
Ich möchte bittre Thränen weinen,
|
||
Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf
|
||
Nicht Einen Wunsch erfüllen wird, nicht Einen,
|
||
Der selbst die Ahnung jeder Lust
|
||
Mit eigensinnigem Krittel mindert,
|
||
Die Schöpfung meiner regen Brust
|
||
Mit tausend Lebensfratzen hindert.
|
||
Auch muß ich, wenn die Nacht sich niedersenkt,
|
||
Mich ängstlich auf das Lager strecken;
|
||
Auch da wird keine Rast geschenkt,
|
||
Mich werden wilde Träume schrecken.
|
||
Der Gott, der mir im Busen wohnt,
|
||
Kann tief mein Innerstes erregen;
|
||
Der über allen meinen Kräften thront,
|
||
Er kann nach außen nichts bewegen;
|
||
|
||
Und so ist mir das Dasein eine Last,
|
||
Der Tod erwünscht, das Leben mir verhaßt.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und doch ist nie der Tod ein ganz willkommner Gast.
|
||
Faust.
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||
O selig der, dem er im Siegesglanze
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||
Die blut'gen Lorbeern um die Schläfe windet,
|
||
Den er, nach rasch durchras'tem Tanze,
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||
In eines Mädchens Armen findet!
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O wär' ich vor des hohen Geistes Kraft
|
||
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||
Goethe: "Faust"
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||
Entzückt, entseelt dahin gesunken!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und doch hat jemand einen braunen Saft,
|
||
In jener Nacht, nicht ausgetrunken.
|
||
Faust.
|
||
Das Spioniren, scheint's, ist deine Lust.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt.
|
||
Faust.
|
||
Wenn aus dem schrecklichen Gewühle
|
||
Ein süß bekannter Ton mich zog,
|
||
Den Rest von kindlichem Gefühle
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||
Mit Anklang froher Zeit betrog;
|
||
So fluch' ich allem was die Seele
|
||
Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt,
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||
Und sie in diese Trauerhöhle
|
||
Mit Blend- und Schmeichelkräften bannt!
|
||
|
||
Verflucht voraus die hohe Meinung,
|
||
Womit der Geist sich selbst umfängt!
|
||
Verflucht das Blenden der Erscheinung,
|
||
Die sich an unsre Sinne drängt!
|
||
Verflucht was uns in Träumen heuchelt,
|
||
Des Ruhms, der Namensdauer Trug!
|
||
Verflucht was als Besitz uns schmeichelt,
|
||
Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug!
|
||
Verflucht sei Mammon, wenn mit Schätzen
|
||
Er uns zu kühnen Thaten regt,
|
||
Wenn er zu müßigem Ergetzen
|
||
Die Polster uns zurechte legt!
|
||
Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben!
|
||
Fluch jener höchsten Liebeshuld!
|
||
Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben,
|
||
Und Fluch vor allen der Geduld!
|
||
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||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
Geister-Chor
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||
unsichtbar.
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||
|
||
Weh! weh!
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||
Du hast sie zerstört,
|
||
Die schöne Welt,
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||
Mit mächtiger Faust;
|
||
Sie stürzt, sie zerfällt!
|
||
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
|
||
Wir tragen
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||
Die Trümmern in's Nichts hinüber,
|
||
Und klagen
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||
Über die verlorne Schöne.
|
||
Mächtiger
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Der Erdensöhne,
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Prächtiger
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Baue sie wieder,
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In deinem Busen baue sie auf!
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Neuen Lebenslauf
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Beginne,
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Mit hellem Sinne,
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Und neue Lieder
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Tönen darauf!
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Mephistopheles.
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Dieß sind die kleinen
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Von den Meinen.
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Höre, wie zu Lust und Thaten
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Altklug sie rathen!
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In die Welt weit,
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Aus der Einsamkeit,
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Wo Sinnen und Säfte stocken,
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Wollen sie dich locken.
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[Mephistopheles.]
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Hör' auf mit deinem Gram zu spielen,
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Der, wie ein Geier, dir am Leben frißt;
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Die schlechteste Gesellschaft läßt dich fühlen,
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Goethe: "Faust"
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Daß du ein Mensch mit Menschen bist.
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Doch so ist's nicht gemeint
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Dich unter das Pack zu stoßen.
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Ich bin keiner von den Großen;
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Doch willst du, mit mir vereint,
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Deine Schritte durch's Leben nehmen,
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So will ich mich gern bequemen
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Dein zu sein, auf der Stelle.
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Ich bin dein Geselle
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Und, mach' ich dir's recht,
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Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
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Faust.
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Und was soll ich dagegen dir erfüllen?
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Mephistopheles.
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Dazu hast du noch eine lange Frist.
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||
Faust.
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Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist
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Und thut nicht leicht um Gottes Willen
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Was einem andern nützlich ist.
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Sprich die Bedingung deutlich aus;
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Ein solcher Diener bringt Gefahr in's Haus.
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Mephistopheles.
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Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
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Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
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Wenn wir uns drüben wieder finden,
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So sollst du mir das Gleiche thun.
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||
Faust.
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Das Drüben kann mich wenig kümmern;
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Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern,
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Die andre mag darnach entstehn.
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Aus dieser Erde quillen meine Freuden,
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||
Goethe: "Faust"
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Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
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Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
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Dann mag was will und kann geschehn.
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Davon will ich nichts weiter hören,
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||
Ob man auch künftig haßt und liebt,
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||
Und ob es auch in jenen Sphären
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Ein Oben oder Unten gibt.
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||
Mephistopheles.
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||
In diesem Sinne kannst du's wagen.
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||
Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen,
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Mit Freuden meine Künste sehn,
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||
Ich gebe dir was noch kein Mensch gesehn.
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||
Faust.
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Was willst du armer Teufel geben?
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Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben,
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Von Deinesgleichen je gefaßt?
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Doch hast du Speise die nicht sättigt, hast
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Du rothes Gold, das ohne Rast,
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Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt,
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Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt,
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Ein Mädchen, das an meiner Brust
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Mit Äugeln schon dem Nachbar sich verbindet,
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Der Ehre schöne Götterlust,
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Die, wie ein Meteor, verschwindet?
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Zeig' mir die Frucht die fault, eh' man sie bricht,
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Und Bäume die sich täglich neu begrünen!
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||
Mephistopheles.
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||
Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht,
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||
Mit solchen Schätzen kann ich dienen.
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||
Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran
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||
Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.
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||
Faust.
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||
Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
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||
So sei es gleich um mich gethan!
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||
Goethe: "Faust"
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||
Kannst du mich schmeichelnd je belügen
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||
Daß ich mir selbst gefallen mag,
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||
Kannst du mich mit Genuß betrügen;
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||
Das sei für mich der letzte Tag!
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||
Die Wette biet' ich!
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||
Mephistopheles.
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||
Top!
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||
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||
Faust.
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||
Und Schlag auf Schlag!
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||
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
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||
Verweile doch! du bist so schön!
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||
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
|
||
Dann will ich gern zu Grunde gehn!
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||
Dann mag die Todtenglocke schallen,
|
||
Dann bist du deines Dienstes frei,
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||
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
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||
Es sei die Zeit für mich vorbei!
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||
Mephistopheles.
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||
Bedenk' es wohl, wir werden's nicht vergessen.
|
||
Faust.
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||
Dazu hast du ein volles Recht,
|
||
Ich habe mich nicht freventlich vermessen.
|
||
Wie ich beharre bin ich Knecht,
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||
Ob dein, was frag' ich, oder wessen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich werde heute gleich, bei'm Doctorschmaus,
|
||
Als Diener, meine Pflicht erfüllen.
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||
Nur eins! --- Um Lebens oder Sterbens willen,
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||
Bitt' ich mir ein paar Zeilen aus.
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||
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
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||
Faust.
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Auch was Geschriebnes forderst du Pedant?
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||
Hast du noch keinen Mann, nicht Mannes-Wort gekannt?
|
||
Ist's nicht genug, daß mein gesprochnes Wort
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Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten?
|
||
Ras't nicht die Welt in allen Strömen fort,
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Und mich soll ein Versprechen halten?
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||
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||
Doch dieser Wahn ist uns in's Herz gelegt,
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Wer mag sich gern davon befreien?
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||
Beglückt wer Treue rein im Busen trägt,
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||
Kein Opfer wird ihn je gereuen!
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||
Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt,
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||
Ist ein Gespenst, vor dem sich alle scheuen.
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||
Das Wort erstirbt schon in der Feder,
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||
Die Herrschaft führen Wachs und Leder.
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||
Was willst du böser Geist von mir?
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||
Erz, Marmor, Pergament, Papier?
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||
Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?
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||
Ich gebe jede Wahl dir frei.
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||
Mephistopheles.
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||
Wie magst du deine Rednerei
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||
Nur gleich so hitzig übertreiben?
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||
Ist doch ein jedes Blättchen gut.
|
||
Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut.
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||
Faust.
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||
Wenn dieß dir völlig G'nüge thut,
|
||
So mag es bei der Fratze bleiben.
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||
Mephistopheles.
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||
Blut ist ein ganz besondrer Saft.
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||
Faust.
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||
Nur keine Furcht, daß ich dieß Bündniß breche!
|
||
Das Streben meiner ganzen Kraft
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||
Goethe: "Faust"
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||
Ist g'rade das was ich verspreche.
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Ich habe mich zu hoch gebläht;
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||
In deinen Rang gehör' ich nur.
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||
Der große Geist hat mich verschmäht,
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||
Vor mir verschließt sich die Natur.
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||
Des Denkens Faden ist zerrissen,
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||
Mir ekelt lange vor allem Wissen.
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||
Laß in den Tiefen der Sinnlichkeit
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Uns glühende Leidenschaften stillen!
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In undurchdrungnen Zauberhüllen
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||
Sei jedes Wunder gleich bereit!
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||
Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit,
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In's Rollen der Begebenheit!
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Da mag denn Schmerz und Genuß,
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||
Gelingen und Verdruß,
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||
Mit einander wechseln wie es kann;
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Nur rastlos bethätigt sich der Mann.
|
||
Mephistopheles.
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||
Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
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||
Beliebt's euch überall zu naschen,
|
||
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
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||
Bekomm' euch wohl was euch ergetzt.
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||
Nur greift mir zu und seid nicht blöde!
|
||
Faust.
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||
Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede.
|
||
Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,
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Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.
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||
Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
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||
Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
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||
Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
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||
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
|
||
Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
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||
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen,
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||
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
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||
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.
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||
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
Mephistopheles.
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||
O glaube mir, der manche tausend Jahre
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An dieser harten Speise kaut,
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||
Daß von der Wiege bis zur Bahre
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||
Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut!
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||
Glaub' unser einem, dieses Ganze
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||
Ist nur für einen Gott gemacht!
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||
Er findet sich in einem ew'gen Glanze,
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||
Uns hat er in die Finsterniß gebracht,
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Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
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||
Faust.
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||
Allein ich will!
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||
Mephistopheles.
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||
Das läßt sich hören!
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||
Doch nur vor Einem ist mir bang;
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||
Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
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||
Ich dächt', ihr ließet euch belehren.
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||
Associirt euch mit einem Poeten,
|
||
Laßt den Herrn in Gedanken schweifen,
|
||
Und alle edlen Qualitäten
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||
Auf euren Ehren-Scheitel häufen,
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||
Des Löwen Muth,
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||
Des Hirsches Schnelligkeit,
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||
Des Italiäners feurig Blut,
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||
Des Nordens Daurbarkeit.
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||
Laßt ihn euch das Geheimniß finden,
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||
Großmuth und Arglist zu verbinden,
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||
Und euch, mit warmen Jugendtrieben,
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||
Nach einem Plane, zu verlieben.
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||
Möchte selbst solch einen Herren kennen,
|
||
Würd' ihn Herrn Mikrokosmus nennen.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist
|
||
Der Menschheit Krone zu erringen,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nach der sich alle Sinne dringen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du bist am Ende --- was du bist.
|
||
Setz' dir Perrücken auf von Millionen Locken,
|
||
Setz' deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
|
||
Du bleibst doch immer was du bist.
|
||
Faust.
|
||
Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze
|
||
Des Menschengeists auf mich herbeigerafft,
|
||
Und wenn ich mich am Ende niedersetze,
|
||
Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
|
||
Ich bin nicht um ein Haar breit höher,
|
||
Bin dem Unendlichen nicht näher.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Mein guter Herr, ihr seht die Sachen,
|
||
Wie man die Sachen eben sieht;
|
||
Wir müssen das gescheidter machen,
|
||
Eh' uns des Lebens Freude flieht.
|
||
Was Henker! freilich Händ' und Füße
|
||
Und Kopf und H --- --- die sind dein;
|
||
Doch alles, was ich frisch genieße,
|
||
Ist das drum weniger mein?
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||
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann,
|
||
Sind ihre Kräfte nicht die meine?
|
||
Ich renne zu und bin ein rechter Mann,
|
||
Als hätt' ich vier und zwanzig Beine.
|
||
|
||
Drum frisch! Laß alles Sinnen sein,
|
||
Und g'rad' mit in die Welt hinein!
|
||
Ich sag' es dir: ein Kerl, der speculirt,
|
||
Ist wie ein Thier, auf dürrer Heide
|
||
Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt,
|
||
Und rings umher liegt schöne grüne Weide.
|
||
Faust.
|
||
Wie fangen wir das an?
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wir gehen eben fort.
|
||
Was ist das für ein Marterort?
|
||
Was heißt das für ein Leben führen,
|
||
Sich und die Jungens ennuyiren?
|
||
Laß du das dem Herrn Nachbar Wanst!
|
||
Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen?
|
||
Das Beste, was du wissen kannst,
|
||
Darfst du den Buben doch nicht sagen.
|
||
Gleich hör' ich einen auf dem Gange!
|
||
Faust.
|
||
Mir ist's nicht möglich ihn zu sehn.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Der arme Knabe wartet lange,
|
||
Der darf nicht ungetröstet gehn.
|
||
Komm, gib mir deinen Rock und Mütze;
|
||
Die Maske muß mir köstlich stehn.
|
||
Er kleidet sich um.
|
||
Nun überlaß es meinem Witze!
|
||
Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit;
|
||
Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit!
|
||
Faust ab.
|
||
|
||
Mephistopheles
|
||
in Fausts langem Kleide.
|
||
Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
|
||
Des Menschen allerhöchste Kraft,
|
||
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
|
||
Dich von dem Lügengeist bestärken,
|
||
So hab' ich dich schon unbedingt --Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
|
||
Der ungebändigt immer vorwärts dringt,
|
||
Und dessen übereiltes Streben
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||
Der Erde Freuden überspringt.
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||
Den schlepp' ich durch das wilde Leben,
|
||
Durch flache Unbedeutenheit,
|
||
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
|
||
Und seiner Unersättlichkeit
|
||
Soll Speis' und Trank vor gier'gen Lippen schweben;
|
||
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
|
||
Und hätt' er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
|
||
Er müßte doch zu Grunde gehn!
|
||
Ein Schüler tritt auf.
|
||
|
||
Schüler.
|
||
Ich bin allhier erst kurze Zeit,
|
||
Und komme voll Ergebenheit,
|
||
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
|
||
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Eure Höflichkeit erfreut mich sehr!
|
||
Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
|
||
Habt ihr euch sonst schon umgethan?
|
||
|
||
Schüler.
|
||
Ich bitt' euch, nehmt euch meiner an!
|
||
Ich komme mit allem guten Muth,
|
||
Leidlichem Geld und frischem Blut;
|
||
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
|
||
Möchte gern was Rechts hieraußen lernen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da seid ihr eben recht am Ort.
|
||
Schüler.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Aufrichtig, möchte schon wieder fort:
|
||
In diesen Mauern, diesen Hallen,
|
||
Will es mir keineswegs gefallen.
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||
Es ist ein gar beschränkter Raum,
|
||
Man sieht nichts Grünes, keinen Baum,
|
||
Und in den Sälen, auf den Bänken,
|
||
Vergeht mir Hören, Sehn und Denken.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das kommt nur auf Gewohnheit an.
|
||
So nimmt ein Kind der Mutter Brust
|
||
Nicht gleich im Anfang willig an,
|
||
Doch bald ernährt es sich mit Lust.
|
||
So wird's euch an der Weisheit Brüsten
|
||
Mit jedem Tage mehr gelüsten.
|
||
Schüler.
|
||
An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
|
||
Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Erklärt euch, eh' ihr weiter geht,
|
||
Was wählt ihr für eine Facultät?
|
||
|
||
Schüler.
|
||
Ich wünschte recht gelehrt zu werden,
|
||
Und möchte gern was auf der Erden
|
||
Und in dem Himmel ist erfassen,
|
||
Die Wissenschaft und die Natur.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da seid ihr auf der rechten Spur;
|
||
Doch müßt ihr euch nicht zerstreuen lassen.
|
||
Schüler.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ich bin dabei mit Seel' und Leib;
|
||
Doch freilich würde mir behagen
|
||
Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib
|
||
An schönen Sommerfeiertagen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen,
|
||
Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.
|
||
Mein theurer Freund, ich rath' euch drum
|
||
Zuerst Collegium Logicum.
|
||
Da wird der Geist euch wohl dressirt,
|
||
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
|
||
Daß er bedächtiger so fortan
|
||
Hinschleiche die Gedankenbahn,
|
||
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
|
||
Irrlichtelire hin und her.
|
||
Dann lehret man euch manchen Tag,
|
||
Daß, was ihr sonst auf einen Schlag
|
||
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
|
||
Eins! Zwei! Drei! dazu nöthig sei.
|
||
Zwar ist's mit der Gedanken-Fabrik
|
||
Wie mit einem Weber-Meisterstück,
|
||
|
||
Wo Ein Tritt tausend Fäden regt,
|
||
Die Schifflein herüber hinüber schießen,
|
||
Die Fäden ungesehen fließen,
|
||
Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt:
|
||
Der Philosoph der tritt herein,
|
||
Und beweis't euch, es müßt' so sein:
|
||
Das Erst' wär' so, das Zweite so,
|
||
Und drum das Dritt' und Vierte so;
|
||
Und wenn das Erst' und Zweit' nicht wär',
|
||
Das Dritt' und Viert' wär' nimmermehr.
|
||
Das preisen die Schüler aller Orten,
|
||
Sind aber keine Weber geworden.
|
||
Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
|
||
Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
|
||
Dann hat er die Theile in seiner Hand,
|
||
Fehlt leider! nur das geistige Band.
|
||
Encheiresin naturae nennt's die Chemie,
|
||
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Schüler.
|
||
Kann euch nicht eben ganz verstehen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das wird nächstens schon besser gehen,
|
||
Wenn ihr lernt alles reduciren
|
||
Und gehörig classificiren.
|
||
Schüler.
|
||
Mir wird von alle dem so dumm,
|
||
Als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nachher, vor allen andern Sachen,
|
||
Müßt ihr euch an die Metaphysik machen!
|
||
|
||
Da seht daß ihr tiefsinnig faßt,
|
||
Was in des Menschen Hirn nicht paßt;
|
||
Für was drein geht und nicht drein geht,
|
||
Ein prächtig Wort zu Diensten steht.
|
||
Doch vorerst dieses halbe Jahr
|
||
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
|
||
Fünf Stunden habt ihr jeden Tag;
|
||
Seid drinnen mit dem Glockenschlag!
|
||
Habt euch vorher wohl präparirt,
|
||
Paragraphos wohl einstudirt,
|
||
Damit ihr nachher besser seht,
|
||
Daß er nichts sagt, als was im Buche steht;
|
||
Doch euch des Schreibens ja befleißt,
|
||
Als dictirt' euch der Heilig' Geist!
|
||
Schüler.
|
||
Das sollt ihr mir nicht zweimal sagen!
|
||
Ich denke mir wie viel es nützt;
|
||
Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
|
||
Kann man getrost nach Hause tragen.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Doch wählt mir eine Facultät!
|
||
Schüler.
|
||
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich kann es euch so sehr nicht übel nehmen,
|
||
Ich weiß wie es um diese Lehre steht.
|
||
Es erben sich Gesetz' und Rechte
|
||
Wie eine ew'ge Krankheit fort;
|
||
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,
|
||
Und rücken sacht von Ort zu Ort.
|
||
|
||
Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage;
|
||
Weh dir, daß du ein Enkel bist!
|
||
Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
|
||
Von dem ist leider! nie die Frage.
|
||
Schüler.
|
||
Mein Abscheu wird durch euch vermehrt.
|
||
O glücklich der! den ihr belehrt.
|
||
Fast möcht' ich nun Theologie studiren.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich wünschte nicht euch irre zu führen.
|
||
Was diese Wissenschaft betrifft,
|
||
Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden,
|
||
Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,
|
||
Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden.
|
||
Am besten ist's auch hier, wenn ihr nur Einen hört,
|
||
Und auf des Meisters Worte schwört.
|
||
Im Ganzen --- haltet euch an Worte!
|
||
Dann geht ihr durch die sichre Pforte
|
||
Zum Tempel der Gewißheit ein.
|
||
Schüler.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen;
|
||
Denn eben wo Begriffe fehlen,
|
||
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
|
||
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
|
||
Mit Worten ein System bereiten,
|
||
An Worte läßt sich trefflich glauben,
|
||
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
|
||
|
||
Schüler.
|
||
Verzeiht, ich halt' euch auf mit vielen Fragen,
|
||
Allein ich muß euch noch bemühn.
|
||
Wollt ihr mir von der Medicin
|
||
Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen?
|
||
Drei Jahr ist eine kurze Zeit,
|
||
Und, Gott! das Feld ist gar zu weit.
|
||
Wenn man einen Fingerzeig nur hat,
|
||
Läßt sich's schon eher weiter fühlen.
|
||
Mephistopheles
|
||
für sich.
|
||
|
||
Ich bin des trocknen Tons nun satt,
|
||
Muß wieder recht den Teufel spielen.
|
||
Laut.
|
||
|
||
Der Geist der Medicin ist leicht zu fassen;
|
||
Ihr durchstudirt die groß' und kleine Welt
|
||
Um es am Ende gehn zu lassen,
|
||
Wie's Gott gefällt.
|
||
Vergebens daß ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
|
||
Ein jeder lernt nur was er lernen kann;
|
||
Doch der den Augenblick ergreift,
|
||
Das ist der rechte Mann.
|
||
Ihr seid noch ziemlich wohlgebaut,
|
||
An Kühnheit wird's euch auch nicht fehlen,
|
||
Und wenn ihr euch nur selbst vertraut,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
Vertrauen euch die andern Seelen.
|
||
Besonders lernt die Weiber führen;
|
||
Es ist ihr ewig Weh und Ach
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||
So tausendfach
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||
Aus Einem Puncte zu curiren,
|
||
Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,
|
||
Dann habt ihr sie all' unter'm Hut.
|
||
|
||
Ein Titel muß sie erst vertraulich machen,
|
||
Daß eure Kunst viel Künste übersteigt;
|
||
Zum Willkomm' tappt ihr dann nach allen Siebensachen,
|
||
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
|
||
Versteht das Pülslein wohl zu drücken,
|
||
Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,
|
||
Wohl um die schlanke Hüfte frei,
|
||
Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei.
|
||
Schüler.
|
||
Das sieht schon besser aus! Man sieht doch wo und wie?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Grau, theurer Freund, ist alle Theorie,
|
||
Und grün des Lebens goldner Baum.
|
||
Schüler.
|
||
Ich schwör' euch zu, mir ist's als wie ein Traum.
|
||
Dürft' ich euch wohl ein andermal beschweren,
|
||
Von eurer Weisheit auf den Grund zu hören?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was ich vermag, soll gern geschehn.
|
||
Schüler.
|
||
Ich kann unmöglich wieder gehn,
|
||
Ich muß euch noch mein Stammbuch überreichen.
|
||
Gönn' eure Gunst mir dieses Zeichen!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Sehr wohl.
|
||
Er schreibt und gibt's.
|
||
|
||
Schüler
|
||
liest.
|
||
|
||
Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.
|
||
Macht's ehrerbietig zu und empfiehlt sich.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Folg' nur dem alten Spruch und meiner Muhme der Schlange,
|
||
Dir wird gewiß einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange!
|
||
Faust tritt auf.
|
||
Faust.
|
||
Wohin soll es nun gehn?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wohin es dir gefällt.
|
||
Wir sehn die kleine, dann die große Welt.
|
||
Mit welcher Freude, welchem Nutzen,
|
||
Wirst du den Cursum durchschmarutzen!
|
||
Faust.
|
||
Allein bei meinem langen Bart
|
||
Fehlt mir die leichte Lebensart.
|
||
Es wird mir der Versuch nicht glücken;
|
||
Ich wußte nie mich in die Welt zu schicken,
|
||
Vor andern fühl' ich mich so klein;
|
||
Ich werde stets verlegen sein.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
|
||
Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben.
|
||
Faust.
|
||
Wie kommen wir denn aus dem Haus?
|
||
Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wir breiten nur den Mantel aus,
|
||
Der soll uns durch die Lüfte tragen.
|
||
|
||
Du nimmst bei diesem kühnen Schritt
|
||
Nur keinen großen Bündel mit.
|
||
Ein bißchen Feuerluft, die ich bereiten werde,
|
||
Hebt uns behend von dieser Erde.
|
||
Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf;
|
||
Ich gratulire dir zum neuen Lebenslauf.
|
||
|
||
Auerbachs Keller in Leipzig.
|
||
Zeche lustiger Gesellen.
|
||
Frosch.
|
||
Will keiner trinken? keiner lachen?
|
||
Ich will euch lehren Gesichter machen!
|
||
Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
|
||
Und brennt sonst immer lichterloh.
|
||
Brander.
|
||
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei,
|
||
Nicht eine Dummheit, keine Sauerei.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Frosch
|
||
gießt ihm ein Glas Wein über den Kopf.
|
||
Da hast du beides!
|
||
Brander.
|
||
Doppelt Schwein!
|
||
Frosch.
|
||
Ihr wollt es ja, man soll es sein!
|
||
Siebel.
|
||
Zur Thür hinaus wer sich entzweit!
|
||
Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit!
|
||
Auf! Holla! Ho!
|
||
|
||
Altmayer.
|
||
Weh mir, ich bin verloren!
|
||
Baumwolle her! der Kerl sprengt mir die Ohren.
|
||
Siebel.
|
||
Wenn das Gewölbe widerschallt,
|
||
Fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt.
|
||
Frosch.
|
||
So recht, hinaus mit dem der etwas übel nimmt!
|
||
A! tara lara da!
|
||
Altmayer.
|
||
A! tara lara da!
|
||
Frosch.
|
||
Die Kehlen sind gestimmt.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Singt.
|
||
Das liebe heil'ge Röm'sche Reich,
|
||
Wie hält's nur noch zusammen?
|
||
|
||
Brander.
|
||
Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied
|
||
Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen,
|
||
Daß ihr nicht braucht für's Röm'sche Reich zu sorgen!
|
||
Ich halt' es wenigstens für reichlichen Gewinn,
|
||
Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
|
||
Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
|
||
Wir wollen einen Papst erwählen.
|
||
Ihr wißt, welch eine Qualität
|
||
Den Ausschlag gibt, den Mann erhöht.
|
||
Frosch
|
||
singt.
|
||
Schwing' dich auf, Frau Nachtigall,
|
||
Grüß' mir mein Liebchen zehentausendmal.
|
||
|
||
Siebel.
|
||
Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören!
|
||
Frosch.
|
||
Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir's nicht verwehren!
|
||
Singt.
|
||
Riegel auf! in stiller Nacht.
|
||
Riegel auf! der Liebste wacht.
|
||
Riegel zu! des Morgens früh.
|
||
|
||
Siebel.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ja, singe, singe nur, und lob' und rühme sie!
|
||
Ich will zu meiner Zeit schon lachen.
|
||
Sie hat mich angeführt, dir wird sie's auch so machen.
|
||
Zum Liebsten sei ein Kobold ihr beschert!
|
||
Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäkern;
|
||
Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt,
|
||
Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern!
|
||
Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut
|
||
Ist für die Dirne viel zu gut.
|
||
Ich will von keinem Gruße wissen,
|
||
Als ihr die Fenster eingeschmissen!
|
||
Brander
|
||
auf den Tisch schlagend.
|
||
|
||
Paßt auf! paßt auf! Gehorchet mir!
|
||
Ihr Herrn gesteht, ich weiß zu leben;
|
||
Verliebte Leute sitzen hier,
|
||
Und diesen muß, nach Standsgebühr,
|
||
Zur guten Nacht ich was zum Besten geben.
|
||
Gebt Acht! Ein Lied vom neusten Schnitt!
|
||
Und singt den Rundreim kräftig mit!
|
||
|
||
Er singt.
|
||
Es war eine Ratt' im Kellernest,
|
||
Lebte nur von Fett und Butter,
|
||
Hatte sich ein Ränzlein angemäst't,
|
||
Als wie der Doctor Luther.
|
||
Die Köchin hatt' ihr Gift gestellt;
|
||
Da ward's so eng ihr in der Welt,
|
||
Als hätte sie Lieb' im Leibe.
|
||
|
||
Chorus
|
||
jauchzend.
|
||
Als hätte sie Lieb' im Leibe.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Brander.
|
||
Sie fuhr herum, sie fuhr heraus,
|
||
Und soff aus allen Pfützen,
|
||
Zernagt', zerkratzt' das ganze Haus,
|
||
Wollte nichts ihr Wüthen nützen;
|
||
Sie thät gar manchen Ängstesprung,
|
||
Bald hatte das arme Thier genung,
|
||
Als hätt' es Lieb' im Leibe.
|
||
Chorus.
|
||
Als hätt' es Lieb' im Leibe.
|
||
Brander.
|
||
Sie kam vor Angst am hellen Tag
|
||
Der Küche zugelaufen,
|
||
Fiel an den Herd und zuckt' und lag,
|
||
Und thät erbärmlich schnaufen.
|
||
Da lachte die Vergifterin noch:
|
||
Ha! sie pfeift auf dem letzten Loch,
|
||
Als hätte sie Lieb' im Leibe.
|
||
Chorus.
|
||
Als hätte sie Lieb' im Leibe.
|
||
|
||
Siebel.
|
||
Wie sich die platten Bursche freuen!
|
||
Es ist mir eine rechte Kunst,
|
||
Den armen Ratten Gift zu streuen!
|
||
Brander.
|
||
Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst?
|
||
Altmayer.
|
||
Der Schmerbauch mit der kahlen Platte!
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das Unglück macht ihn zahm und mild;
|
||
Er sieht in der geschwollnen Ratte
|
||
Sein ganz natürlich Ebenbild.
|
||
Faust und Mephistopheles.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich muß dich nun vor allen Dingen
|
||
In lustige Gesellschaft bringen,
|
||
Damit du siehst wie leicht sich's leben läßt.
|
||
Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest.
|
||
Mit wenig Witz und viel Behagen
|
||
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,
|
||
Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
|
||
Wenn sie nicht über Kopfweh klagen,
|
||
So lang der Wirth nur weiter borgt,
|
||
Sind sie vergnügt und unbesorgt.
|
||
Brander.
|
||
Die kommen eben von der Reise,
|
||
Man sieht's an ihrer wunderlichen Weise;
|
||
Sie sind nicht eine Stunde hier.
|
||
|
||
Frosch.
|
||
Wahrhaftig du hast Recht! Mein Leipzig lob' ich mir!
|
||
Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.
|
||
Siebel.
|
||
Für was siehst du die Fremden an?
|
||
Frosch.
|
||
Laßt mich nur gehn! Bei einem vollen Glase,
|
||
Zieh' ich, wie einen Kinderzahn,
|
||
Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase.
|
||
Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
|
||
Sie sehen stolz und unzufrieden aus.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Brander.
|
||
Marktschreier sind's gewiß, ich wette!
|
||
Altmayer.
|
||
Vielleicht.
|
||
Frosch.
|
||
Gib Acht, ich schraube sie!
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
Den Teufel spürt das Völkchen nie,
|
||
Und wenn er sie bei'm Kragen hätte.
|
||
Faust.
|
||
Seid uns gegrüßt, ihr Herrn!
|
||
Siebel.
|
||
Viel Dank zum Gegengruß.
|
||
Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend.
|
||
Was hinkt der Kerl auf Einem Fuß?
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen?
|
||
Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann,
|
||
Soll die Gesellschaft uns ergetzen.
|
||
Altmayer.
|
||
Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Frosch.
|
||
Ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen?
|
||
Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeis't?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Heut sind wir ihn vorbei gereis't!
|
||
Wir haben ihn das letztemal gesprochen.
|
||
Von seinen Vettern wußt' er viel zu sagen,
|
||
Viel Grüße hat er uns an jeden aufgetragen.
|
||
Er neigt sich gegen Frosch.
|
||
Altmayer
|
||
leise.
|
||
Da hast du's! der versteht's!
|
||
Siebel.
|
||
Ein pfiffiger Patron!
|
||
Frosch.
|
||
Nun, warte nur, ich krieg' ihn schon!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wenn ich nicht irrte, hörten wir
|
||
Geübte Stimmen Chorus singen?
|
||
Gewiß, Gesang muß trefflich hier
|
||
Von dieser Wölbung widerklingen!
|
||
|
||
Frosch.
|
||
Seid ihr wohl gar ein Virtuos?
|
||
Mephistopheles.
|
||
O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Altmayer.
|
||
Gebt uns ein Lied!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wenn ihr begehrt, die Menge.
|
||
Siebel.
|
||
Nur auch ein nagelneues Stück!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wir kommen erst aus Spanien zurück,
|
||
Dem schönen Land des Weins und der Gesänge.
|
||
Singt.
|
||
Es war einmal ein König,
|
||
Der hatt' einen großen Floh ---
|
||
|
||
Frosch.
|
||
Horcht! Einen Floh! Habt ihr das wohl gefaßt?
|
||
Ein Floh ist mir ein saubrer Gast.
|
||
|
||
Mephistopheles
|
||
singt.
|
||
Es war einmal ein König,
|
||
Der hatt' einen großen Floh,
|
||
Den liebt' er gar nicht wenig,
|
||
Als wie seinen eignen Sohn.
|
||
Da rief er seinen Schneider,
|
||
Der Schneider kam heran:
|
||
Da, miß dem Junker Kleider,
|
||
Und miß ihm Hosen an!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Brander.
|
||
Vergeßt nur nicht dem Schneider einzuschärfen,
|
||
Daß er mir auf's genauste mißt,
|
||
Und daß, so lieb sein Kopf ihm ist,
|
||
Die Hosen keine Falten werfen!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
In Sammet und in Seide
|
||
War er nun angethan,
|
||
Hatte Bänder auf dem Kleide,
|
||
Hatt' auch ein Kreuz daran,
|
||
Und war sogleich Minister,
|
||
Und hatt' einen großen Stern.
|
||
Da wurden seine Geschwister
|
||
Bei Hof auch große Herrn.
|
||
Und Herrn und Fraun am Hofe,
|
||
Die waren sehr geplagt,
|
||
Die Königin und die Zofe
|
||
Gestochen und genagt,
|
||
Und durften sie nicht knicken,
|
||
Und weg sie jucken nicht.
|
||
Wir knicken und ersticken
|
||
Doch gleich wenn einer sticht.
|
||
Chorus
|
||
jauchzend.
|
||
Wir knicken und ersticken
|
||
Doch gleich wenn einer sticht.
|
||
|
||
Frosch.
|
||
Bravo! Bravo! Das war schön!
|
||
Siebel.
|
||
So soll es jedem Floh ergehn!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Brander.
|
||
Spitzt die Finger und packt sie fein!
|
||
Altmayer.
|
||
Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich tränke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren,
|
||
Wenn eure Weine nur ein bißchen besser wären.
|
||
Siebel.
|
||
Wir mögen das nicht wieder hören!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich fürchte nur der Wirth beschweret sich;
|
||
Sonst gäb' ich diesen werthen Gästen
|
||
Aus unserm Keller was zum Besten.
|
||
Siebel.
|
||
Nur immer her! ich nehm's auf mich.
|
||
Frosch.
|
||
Schafft ihr ein gutes Glas, so wollen wir euch loben.
|
||
Nur gebt nicht gar zu kleine Proben;
|
||
Denn wenn ich judiciren soll,
|
||
Verlang' ich auch das Maul recht voll.
|
||
Altmayer
|
||
leise.
|
||
Sie sind vom Rheine, wie ich spüre.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Schafft einen Bohrer an!
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Brander.
|
||
Was soll mit dem geschehn?
|
||
Ihr habt doch nicht die Fässer vor der Thüre?
|
||
|
||
Altmayer.
|
||
Dahinten hat der Wirth ein Körbchen Werkzeug stehn.
|
||
Mephistopheles
|
||
nimmt den Bohrer. Zu Frosch.
|
||
Nun sagt, was wünschet ihr zu schmecken?
|
||
Frosch.
|
||
Wie meint ihr das? Habt ihr so mancherlei?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich stell' es einem jeden frei.
|
||
Altmayer
|
||
zu Frosch.
|
||
Aha, du fängst schon an die Lippen abzulecken.
|
||
Frosch.
|
||
Gut! wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben.
|
||
Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.
|
||
Mephistopheles
|
||
indem er an dem Platz, wo Frosch sitzt, ein Loch in den Tischrand bohrt.
|
||
Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen!
|
||
Altmayer.
|
||
Ach das sind Taschenspielersachen.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Brander.
|
||
Und ihr?
|
||
Brander.
|
||
Ich will Champagner Wein,
|
||
Und recht mussirend soll er sein!
|
||
Mephistopheles bohrt, einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht und verstopft.
|
||
|
||
Brander.
|
||
Man kann nicht stets das Fremde meiden,
|
||
Das Gute liegt uns oft so fern.
|
||
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
|
||
Doch ihre Weine trinkt er gern.
|
||
Siebel
|
||
indem sich Mephistopheles seinem Platze nähert.
|
||
Ich muß gestehn, den sauern mag ich nicht,
|
||
Gebt mir ein Glas vom echten süßen!
|
||
Mephistopheles
|
||
bohrt.
|
||
Euch soll sogleich Tokayer fließen.
|
||
Altmayer.
|
||
Nein, Herren, seht mir in's Gesicht!
|
||
Ich seh' es ein, ihr habt uns nur zum Besten.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ei! Ei! Mit solchen edlen Gästen
|
||
Wär' es ein bißchen viel gewagt.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Geschwind! Nur g'rad' heraus gesagt!
|
||
Mit welchem Weine kann ich dienen?
|
||
Altmayer.
|
||
Mit jedem! Nur nicht lang gefragt.
|
||
Nachdem die Löcher alle gebohrt und verstopft sind,
|
||
Mephistopheles
|
||
mit seltsamen Gebärden.
|
||
|
||
Trauben trägt der Weinstock!
|
||
Hörner der Ziegenbock;
|
||
Der Wein ist saftig, Holz die Reben,
|
||
Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.
|
||
|
||
Ein tiefer Blick in die Natur!
|
||
Hier ist ein Wunder, glaubet nur!
|
||
Nun zieht die Pfropfen und genießt!
|
||
Alle
|
||
indem sie die Pfropfen ziehen, und jedem der verlangte Wein in's Glas läuft.
|
||
O schöner Brunnen, der uns fließt!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt!
|
||
Sie trinken wiederholt.
|
||
Alle
|
||
singen.
|
||
Uns ist ganz kannibalisch wohl,
|
||
Als wie fünfhundert Säuen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht!
|
||
Faust.
|
||
Ich hätte Lust nun abzufahren.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gib nur erst Acht, die Bestialität
|
||
Wird sich gar herrlich offenbaren.
|
||
Siebel
|
||
trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde, und wird zur Flamme.
|
||
Helft! Feuer! Helft! Die Hölle brennt!
|
||
Mephistopheles
|
||
die Flamme besprechend.
|
||
Sei ruhig, freundlich Element!
|
||
|
||
Zu dem Gesellen.
|
||
Für dießmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer.
|
||
Siebel.
|
||
Was soll das sein? Wart'! Ihr bezahlt es theuer!
|
||
Es scheinet, daß ihr uns nicht kennt.
|
||
Frosch.
|
||
Laß Er uns das zum zweitenmale bleiben!
|
||
Altmayer.
|
||
Ich dächt', wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn.
|
||
Siebel.
|
||
Was Herr? Er will sich unterstehn,
|
||
Und hier sein Hocuspocus treiben?
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Still, altes Weinfaß!
|
||
Siebel.
|
||
Besenstiel!
|
||
Du willst uns gar noch grob begegnen?
|
||
Brander.
|
||
Wart' nur! Es sollen Schläge regnen!
|
||
Altmayer
|
||
zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen.
|
||
Ich brenne! ich brenne!
|
||
Siebel.
|
||
Zauberei!
|
||
Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrei!
|
||
Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.
|
||
|
||
Mephistopheles
|
||
mit ernsthafter Gebärde.
|
||
Falsch Gebild und Wort
|
||
Verändern Sinn und Ort!
|
||
Seid hier und dort!
|
||
Sie stehn erstaunt und sehn einander an.
|
||
Altmayer.
|
||
Wo bin ich? Welches schöne Land!
|
||
Frosch.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Weinberge! Seh' ich recht?
|
||
Siebel.
|
||
Und Trauben gleich zur Hand!
|
||
Brander.
|
||
Hier unter diesem grünen Laube,
|
||
Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube!
|
||
Er faßt Siebeln bei der Nase. Die andern thun es wechselseitig und heben die Messer.
|
||
Mephistopheles
|
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wie oben.
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Irrthum, laß los der Augen Band!
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Und merkt euch wie der Teufel spaße.
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Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren aus einander.
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Siebel.
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Was gibt's?
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Altmayer.
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Wie?
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Frosch.
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War das deine Nase?
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Brander
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zu Siebel.
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Und deine hab' ich in der Hand!
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Goethe: "Faust"
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Altmayer.
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Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder!
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Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder!
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||
Frosch.
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Nein, sagt mir nur, was ist geschehn?
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Siebel.
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Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn spüre,
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Er soll mir nicht lebendig gehn!
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||
Altmayer.
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Ich hab' ihn selbst hinaus zur Kellerthüre --Auf einem Fasse reiten sehn --- --Es liegt mir bleischwer in den Füßen.
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Sich nach dem Tische wendend.
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Mein! Sollte wohl der Wein noch fließen?
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||
Siebel.
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Betrug war alles, Lug und Schein.
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||
Frosch.
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Mir däuchte doch als tränk' ich Wein.
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||
Brander.
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Aber wie war es mit den Trauben?
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||
Altmayer.
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Nun sag' mir eins, man soll kein Wunder glauben!
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||
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||
Goethe: "Faust"
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Hexenküche.
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Auf einem niedrigen Herde steht ein großer Kessel über dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die
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Höhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel und schäumt
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||
ihn, und sorgt daß er nicht überläuft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und wärmt sich.
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||
Wände und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrath ausgeschmückt.
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Faust. Mephistopheles.
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Faust.
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Mir widersteht das tolle Zauberwesen;
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Versprichst du mir, ich soll genesen,
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In diesem Wust von Raserei?
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Verlang' ich Rath von einem alten Weibe?
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Und schafft die Sudelköcherei
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Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe?
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Weh mir, wenn du nichts Bessers weißt!
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||
Schon ist die Hoffnung mir verschwunden.
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Hat die Natur und hat ein edler Geist
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Nicht irgend einen Balsam ausgefunden?
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||
Mephistopheles.
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||
Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!
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||
Dich zu verjüngen gibt's auch ein natürlich Mittel;
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||
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||
Allein es steht in einem andern Buch,
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||
Und ist ein wunderlich Capitel.
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||
Faust.
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||
Ich will es wissen.
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||
Mephistopheles.
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||
Gut! Ein Mittel, ohne Geld
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||
Und Arzt und Zauberei zu haben:
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||
Begib dich gleich hinaus auf's Feld,
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||
Fang' an zu hacken und zu graben,
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||
Erhalte dich und deinen Sinn
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||
In einem ganz beschränkten Kreise,
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
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||
Ernähre dich mit ungemischter Speise,
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Leb' mit dem Vieh als Vieh, und acht' es nicht für Raub,
|
||
Den Acker, den du erntest, selbst zu düngen;
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||
Das ist das beste Mittel, glaub',
|
||
Auf achtzig Jahr dich zu verjüngen!
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||
Faust.
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||
Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen,
|
||
Den Spaten in die Hand zu nehmen.
|
||
Das enge Leben steht mir gar nicht an.
|
||
Mephistopheles.
|
||
So muß denn doch die Hexe dran.
|
||
Faust.
|
||
Warum denn just das alte Weib!
|
||
Kannst du den Trank nicht selber brauen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das wär' ein schöner Zeitvertreib!
|
||
Ich wollt' indeß wohl tausend Brücken bauen.
|
||
|
||
Nicht Kunst und Wissenschaft allein,
|
||
Geduld will bei dem Werke sein.
|
||
Ein stiller Geist ist Jahre lang geschäftig;
|
||
Die Zeit nur macht die feine Gährung kräftig.
|
||
Und alles was dazu gehört
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||
Es sind gar wunderbare Sachen!
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||
Der Teufel hat sie's zwar gelehrt;
|
||
Allein der Teufel kann's nicht machen.
|
||
Die Thiere erblickend.
|
||
Sieh, welch ein zierliches Geschlecht!
|
||
Das ist die Magd! das ist der Knecht!
|
||
Zu den Thieren.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause?
|
||
Die Thiere.
|
||
Bei'm Schmause,
|
||
Aus dem Haus
|
||
Zum Schornstein hinaus!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wie lange pflegt sie wohl zu schwärmen?
|
||
Die Thiere.
|
||
So lange wir uns die Pfoten wärmen.
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
Wie findest du die zarten Thiere?
|
||
Faust.
|
||
So abgeschmackt als ich nur jemand sah!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nein, ein Discours wie dieser da
|
||
Ist g'rade der den ich am liebsten führe!
|
||
|
||
Zu den Thieren.
|
||
So sagt mir doch, verfluchte Puppen,
|
||
Was quirlt ihr in dem Brei herum?
|
||
Thiere.
|
||
Wir kochen breite Bettelsuppen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da habt ihr ein groß Publicum.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Der Kater
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||
macht sich herbei und schmeichelt dem Mephistopheles.
|
||
O würfle nur gleich,
|
||
Und mache mich reich,
|
||
Und laß mich gewinnen!
|
||
Gar schlecht ist's bestellt,
|
||
Und wär' ich bei Geld,
|
||
So wär' ich bei Sinnen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wie glücklich würde sich der Affe schätzen,
|
||
Könnt' er nur auch in's Lotto setzen!
|
||
Indessen haben die jungen Meerkätzchen mit einer großen Kugel gespielt und rollen sie hervor.
|
||
Der Kater.
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||
Das ist die Welt;
|
||
Sie steigt und fällt
|
||
Und rollt beständig;
|
||
Sie klingt wie Glas;
|
||
Wie bald bricht das!
|
||
Ist hohl inwendig.
|
||
Hier glänzt sie sehr,
|
||
Und hier noch mehr,
|
||
Ich bin lebendig!
|
||
Mein lieber Sohn,
|
||
|
||
Halt' dich davon!
|
||
Du mußt sterben!
|
||
Sie ist von Thon,
|
||
Es gibt Scherben.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was soll das Sieb?
|
||
Der Kater
|
||
holt es herunter.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wärst du ein Dieb,
|
||
Wollt' ich dich gleich erkennen.
|
||
Er läuft zur Kätzin und läßt sie durchsehen.
|
||
Sieh durch das Sieb!
|
||
Erkennst du den Dieb,
|
||
Und darfst ihn nicht nennen?
|
||
Mephistopheles
|
||
sich dem Feuer nähernd.
|
||
Und dieser Topf?
|
||
Kater und Kätzin.
|
||
Der alberne Tropf!
|
||
Er kennt nicht den Topf,
|
||
Er kennt nicht den Kessel!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Unhöfliches Thier!
|
||
Der Kater.
|
||
Den Wedel nimm hier,
|
||
Und setz' dich in Sessel!
|
||
Er nöthigt den Mephistopheles zu sitzen.
|
||
Faust
|
||
welcher diese Zeit über vor einem Spiegel gestanden, sich ihm bald genähert, bald sich von ihm
|
||
entfernt hat.
|
||
Was seh' ich? Welch ein himmlisch Bild
|
||
Zeigt sich in diesem Zauberspiegel!
|
||
|
||
O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel,
|
||
Und führe mich in ihr Gefild!
|
||
Ach wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe,
|
||
Wenn ich es wage nah zu gehn,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn! --Das schönste Bild von einem Weibe!
|
||
Ist's möglich, ist das Weib so schön?
|
||
Muß ich an diesem hingestreckten Leibe
|
||
Den Inbegriff von allen Himmeln sehn?
|
||
So etwas findet sich auf Erden?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt,
|
||
Und selbst am Ende bravo sagt,
|
||
Da muß es was Gescheidtes werden.
|
||
Für dießmal sieh dich immer satt;
|
||
Ich weiß dir so ein Schätzchen auszuspüren,
|
||
Und selig wer das gute Schicksal hat,
|
||
Als Bräutigam sie heim zu führen!
|
||
Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles,
|
||
sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, fährt fort zu sprechen.
|
||
Hier sitz' ich wie der König auf dem Throne,
|
||
Den Zepter halt' ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
|
||
Die Thiere
|
||
welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durch einander gemacht haben, bringen dem
|
||
Mephistopheles eine Krone mit großem Geschrei.
|
||
O sei doch so gut,
|
||
Mit Schweiß und mit Blut
|
||
Die Krone zu leimen!
|
||
|
||
Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stücke mit welchen sie
|
||
herumspringen.
|
||
Nun ist es geschehn!
|
||
Wir reden und sehn,
|
||
Wir hören und reimen;
|
||
Faust
|
||
gegen den Spiegel.
|
||
Weh mir! ich werde schier verrückt.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles
|
||
auf die Thiere deutend.
|
||
Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken.
|
||
Die Thiere.
|
||
Und wenn es uns glückt,
|
||
Und wenn es sich schickt,
|
||
So sind es Gedanken!
|
||
Faust
|
||
wie oben.
|
||
Mein Busen fängt mir an zu brennen!
|
||
Entfernen wir uns nur geschwind!
|
||
Mephistopheles
|
||
in obiger Stellung.
|
||
Nun, wenigstens muß man bekennen,
|
||
Daß es aufrichtige Poeten sind.
|
||
Der Kessel, welchen die Kätzin bisher außer Acht gelassen, fängt an überzulaufen; es entsteht eine
|
||
große Flamme, welche zum Schornstein hinaus schlägt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit
|
||
entsetzlichem Geschrei herunter gefahren.
|
||
Die Hexe.
|
||
Au! Au! Au! Au!
|
||
Verdammtes Thier! verfluchte Sau!
|
||
Versäumst den Kessel, versengst die Frau!
|
||
Verfluchtes Thier!
|
||
Faust und Mephistopheles erblickend.
|
||
|
||
Was ist das hier?
|
||
Wer seid ihr hier?
|
||
Was wollt ihr da?
|
||
Wer schlich sich ein?
|
||
Die Feuerpein
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Euch in's Gebein!
|
||
Sie fährt mit dem Schaumlöffel in den Kessel und spritzt Flammen nach Faust, Mephistopheles und
|
||
den Thieren. Die Thiere winseln.
|
||
Mephistopheles
|
||
welcher den Wedel, den er in der Hand hält, umkehrt, und unter die Gläser und Töpfe schlägt.
|
||
|
||
Entzwei! entzwei!
|
||
Da liegt der Brei!
|
||
Da liegt das Glas!
|
||
Es ist nur Spaß,
|
||
Der Tact, du Aas,
|
||
Zu deiner Melodei.
|
||
Indem die Hexe voll Grimm und Entsetzen zurücktritt.
|
||
|
||
Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du!
|
||
Erkennst du deinen Herrn und Meister?
|
||
Was hält mich ab, so schlag' ich zu,
|
||
Zerschmettre dich und deine Katzen-Geister!
|
||
Hast du vor'm rothen Wamms nicht mehr Respect?
|
||
Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen?
|
||
Hab' ich dieß Angesicht versteckt?
|
||
Soll ich mich etwa selber nennen?
|
||
|
||
Die Hexe.
|
||
O Herr, verzeiht den rohen Gruß!
|
||
Seh' ich doch keinen Pferdefuß.
|
||
Wo sind denn eure beiden Raben?
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Für dießmal kommst du so davon;
|
||
Denn freilich ist es eine Weile schon,
|
||
Daß wir uns nicht gesehen haben.
|
||
Auch die Cultur, die alle Welt beleckt,
|
||
Hat auf den Teufel sich erstreckt;
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das nordische Phantom ist nun nicht mehr zu schauen;
|
||
Wo siehst du Hörner, Schweif und Klauen?
|
||
Und was den Fuß betrifft, den ich nicht missen kann,
|
||
Der würde mir bei Leuten schaden;
|
||
Darum bedien' ich mich, wie mancher junge Mann,
|
||
Seit vielen Jahren falscher Waden.
|
||
Die Hexe
|
||
tanzend.
|
||
Sinn und Verstand verlier' ich schier,
|
||
Seh' ich den Junker Satan wieder hier!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Den Namen, Weib, verbitt' ich mir!
|
||
Die Hexe.
|
||
Warum? Was hat er euch gethan?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Er ist schon lang in's Fabelbuch geschrieben;
|
||
Allein die Menschen sind nichts besser dran,
|
||
Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben.
|
||
Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut;
|
||
Ich bin ein Cavalier, wie andre Cavaliere.
|
||
Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut;
|
||
Sieh her, das ist das Wappen, das ich führe!
|
||
Er macht eine unanständige Gebärde.
|
||
|
||
Die Hexe
|
||
lacht unmäßig.
|
||
Ha! Ha! Das ist in eurer Art!
|
||
Ihr seid ein Schelm, wie ihr nur immer wart!
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mein Freund, das lerne wohl verstehn!
|
||
Dieß ist die Art mit Hexen umzugehn.
|
||
Die Hexe.
|
||
Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ein gutes Glas von dem bekannten Saft,
|
||
Doch muß ich euch um's ält'ste bitten;
|
||
Die Jahre doppeln seine Kraft.
|
||
Die Hexe.
|
||
Gar gern! Hier hab' ich eine Flasche,
|
||
Aus der ich selbst zuweilen nasche,
|
||
Die auch nicht mehr im mind'sten stinkt;
|
||
Ich will euch gern ein Gläschen geben.
|
||
Leise.
|
||
Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt,
|
||
So kann er, wißt ihr wohl, nicht eine Stunde leben.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll;
|
||
Ich gönn' ihm gern das Beste deiner Küche.
|
||
Zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche,
|
||
Und gib ihm eine Tasse voll!
|
||
Die Hexe mit seltsamen Gebärden, zieht einen Kreis und stellt wunderbare Sachen hinein; indessen
|
||
fangen die Gläser an zu klingen, die Kessel zu tönen, und machen Musik. Zuletzt bringt sie ein großes
|
||
Buch, stellt die Meerkatzen in den Kreis, die ihr zum Pult dienen und die Fackel halten müssen. Sie
|
||
winkt Fausten, zu ihr zu treten.
|
||
|
||
Faust
|
||
zu Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nein, sage mir, was soll das werden?
|
||
Das tolle Zeug, die rasenden Gebärden,
|
||
Der abgeschmackteste Betrug,
|
||
Sind mir bekannt, verhaßt genug.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ei, Possen! Das ist nur zum Lachen;
|
||
Sei nur nicht ein so strenger Mann!
|
||
Sie muß als Arzt ein Hocuspocus machen,
|
||
Damit der Saft dir wohl gedeihen kann.
|
||
Er nöthigt Fausten in den Kreis zu treten.
|
||
Die Hexe
|
||
mit großer Emphase fängt an aus dem Buche zu declamiren.
|
||
Du mußt verstehn!
|
||
Aus Eins mach' Zehn,
|
||
Und Zwei laß gehn,
|
||
Und Drei mach' gleich,
|
||
So bist du reich.
|
||
Verlier' die Vier!
|
||
Aus Fünf und Sechs,
|
||
So sagt die Hex',
|
||
Mach' Sieben und Acht,
|
||
So ist's vollbracht:
|
||
Und Neun ist Eins,
|
||
Und Zehn ist keins.
|
||
Das ist das Hexen-Einmal-Eins!
|
||
Faust.
|
||
Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das ist noch lange nicht vorüber,
|
||
Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch;
|
||
Ich habe manche Zeit damit verloren,
|
||
Denn ein vollkommner Widerspruch
|
||
Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für Thoren.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
|
||
Es war die Art zu allen Zeiten,
|
||
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
|
||
Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten.
|
||
So schwätzt und lehrt man ungestört;
|
||
Wer will sich mit den Narrn befassen?
|
||
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
|
||
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
|
||
Die Hexe
|
||
fährt fort.
|
||
Die hohe Kraft
|
||
Der Wissenschaft,
|
||
Der ganzen Welt verborgen!
|
||
Und wer nicht denkt,
|
||
Dem wird sie geschenkt,
|
||
Er hat sie ohne Sorgen.
|
||
Faust.
|
||
Was sagt sie uns für Unsinn vor?
|
||
Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
|
||
Mich dünkt, ich hör' ein ganzes Chor
|
||
Von hunderttausend Narren sprechen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Genug, genug, o treffliche Sibylle!
|
||
Gib deinen Trank herbei, und fülle
|
||
Die Schale rasch bis an den Rand hinan;
|
||
|
||
Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden:
|
||
Er ist ein Mann von vielen Graden,
|
||
Der manchen guten Schluck gethan.
|
||
Die Hexe mit vielen Ceremonien, schenkt den Trank in eine Schale; wie sie Faust an den Mund
|
||
bringt, entsteht eine leichte Flamme.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nur frisch hinunter! Immer zu!
|
||
Es wird dir gleich das Herz erfreuen.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Bist mit dem Teufel du und du,
|
||
Und willst dich vor der Flamme scheuen?
|
||
Die Hexe lös't den Kreis. Faust tritt heraus.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn.
|
||
Die Hexe.
|
||
Mög' euch das Schlückchen wohl behagen!
|
||
Mephistopheles
|
||
zur Hexe.
|
||
Und kann ich dir was zu Gefallen thun,
|
||
So darfst du mir's nur auf Walpurgis sagen.
|
||
Die Hexe.
|
||
Hier ist ein Lied! wenn ihr's zuweilen singt,
|
||
So werdet ihr besondre Wirkung spüren.
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
Komm nur geschwind und laß dich führen;
|
||
Du mußt nothwendig transpiriren,
|
||
Damit die Kraft durch Inn- und Äußres dringt.
|
||
|
||
Den edlen Müßiggang lehr' ich hernach dich schätzen,
|
||
Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen,
|
||
Wie sich Cupido regt und hin und wieder springt.
|
||
Faust.
|
||
Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen!
|
||
Das Frauenbild war gar zu schön!
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen
|
||
Nun bald leibhaftig vor dir sehn.
|
||
Leise.
|
||
Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,
|
||
Bald Helenen in jedem Weibe.
|
||
|
||
Straße.
|
||
Faust. Margarete vorüber gehend.
|
||
Faust.
|
||
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
|
||
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
|
||
Margarete.
|
||
Bin weder Fräulein, weder schön,
|
||
Kann ungeleitet nach Hause gehn.
|
||
Sie macht sich los und ab.
|
||
Faust.
|
||
Bei'm Himmel, dieses Kind ist schön!
|
||
So etwas hab' ich nie gesehn.
|
||
Sie ist so sitt- und tugendreich,
|
||
Und etwas schnippisch doch zugleich.
|
||
Der Lippe Roth, der Wange Licht,
|
||
Die Tage der Welt vergess' ich's nicht!
|
||
Wie sie die Augen niederschlägt,
|
||
Hat tief sich in mein Herz geprägt;
|
||
Wie sie kurz angebunden war,
|
||
Das ist nun zum Entzücken gar!
|
||
Mephistopheles tritt auf.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
Hör', du mußt mir die Dirne schaffen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nun, welche?
|
||
Faust.
|
||
Sie ging just vorbei.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,
|
||
Der sprach sie aller Sünden frei;
|
||
Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei,
|
||
Es ist ein gar unschuldig Ding,
|
||
Das eben für nichts zur Beichte ging;
|
||
Über die hab' ich keine Gewalt!
|
||
Faust.
|
||
Ist über vierzehn Jahr doch alt.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du sprichst ja wie Hans Liederlich,
|
||
Der begehrt jede liebe Blum' für sich,
|
||
Und dünkelt ihm es wär' kein' Ehr'
|
||
Und Gunst die nicht zu pflücken wär;
|
||
Geht aber doch nicht immer an.
|
||
Faust.
|
||
Mein Herr Magister Lobesan,
|
||
Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden!
|
||
Und das sag' ich Ihm kurz und gut,
|
||
Wenn nicht das süße junge Blut
|
||
Heut Nacht in meinen Armen ruht,
|
||
So sind wir um Mitternacht geschieden.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Bedenkt was gehn und stehen mag!
|
||
Ich brauche wenigstens vierzehn Tag,
|
||
Nur die Gelegenheit auszuspüren.
|
||
Faust.
|
||
Hätt' ich nur sieben Stunden Ruh,
|
||
Brauchte den Teufel nicht dazu,
|
||
So ein Geschöpfchen zu verführen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;
|
||
Doch bitt' ich, laßt's euch nicht verdrießen:
|
||
Was hilft's nur g'rade zu genießen?
|
||
Die Freud' ist lange nicht so groß,
|
||
Als wenn ihr erst herauf, herum,
|
||
Durch allerlei Brimborium,
|
||
Das Püppchen geknetet und zugericht't,
|
||
Wie's lehret manche wälsche Geschicht'.
|
||
Faust.
|
||
Hab' Appetit auch ohne das.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß.
|
||
Ich sag' euch, mit dem schönen Kind
|
||
Geht's ein- für allemal nicht geschwind.
|
||
Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;
|
||
Wir müssen uns zur List bequemen.
|
||
Faust.
|
||
Schaff' mir etwas vom Engelsschatz!
|
||
Führ' mich an ihren Ruheplatz!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Schaff' mir ein Halstuch von ihrer Brust,
|
||
Ein Strumpfband meiner Liebeslust!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Damit ihr seht, daß ich eurer Pein
|
||
Will förderlich und dienstlich sein;
|
||
Wollen wir keinen Augenblick verlieren,
|
||
Will euch noch heut in ihr Zimmer führen.
|
||
Faust.
|
||
Und soll sie sehn? sie haben?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nein!
|
||
Sie wird bei einer Nachbarin sein.
|
||
Indessen könnt ihr ganz allein
|
||
An aller Hoffnung künft'ger Freuden
|
||
In ihrem Dunstkreis satt euch weiden.
|
||
Faust.
|
||
Können wir hin?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Es ist noch zu früh.
|
||
Faust.
|
||
Sorg' du mir für ein Geschenk für sie.
|
||
Ab.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssiren!
|
||
Ich kenne manchen schönen Platz
|
||
Und manchen alt vergrabnen Schatz;
|
||
Ich muß ein bißchen revidiren.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ab.
|
||
|
||
Abend.
|
||
Ein kleines reinliches Zimmer.
|
||
Margarete ihre Zöpfe flechtend und aufbindend.
|
||
Margarete.
|
||
Ich gäb' was drum, wenn ich nur wüßt'
|
||
Wer heut der Herr gewesen ist!
|
||
Er sah gewiß recht wacker aus,
|
||
Und ist aus einem edlen Haus;
|
||
Das konnt' ich ihm an der Stirne lesen --Er wär' auch sonst nicht so keck gewesen.
|
||
Ab.
|
||
Mephistopheles. Faust.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Herein, ganz leise, nur herein!
|
||
Faust
|
||
nach einigem Stillschweigen.
|
||
Ich bitte dich, laß mich allein!
|
||
Mephistopheles
|
||
herumspürend.
|
||
Nicht jedes Mädchen hält so rein.
|
||
Ab.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust
|
||
rings aufschauend.
|
||
|
||
Willkommen süßer Dämmerschein!
|
||
Der du dieß Heiligthum durchwebst.
|
||
Ergreif' mein Herz, du süße Liebespein!
|
||
Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst
|
||
Wie athmet rings Gefühl der Stille,
|
||
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
|
||
In dieser Armuth welche Fülle!
|
||
In diesem Kerker welche Seligkeit!
|
||
Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.
|
||
|
||
O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon
|
||
Bei Freud' und Schmerz im offnen Arm empfangen!
|
||
Wie oft, ach! hat an diesem Väter-Thron
|
||
Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen!
|
||
Vielleicht hat, dankbar für den heil'gen Christ,
|
||
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
|
||
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
|
||
Ich fühl', o Mädchen, deinen Geist
|
||
Der Füll' und. Ordnung um mich säuseln,
|
||
Der mütterlich dich täglich unterweis't,
|
||
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,
|
||
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.
|
||
O liebe Hand! so göttergleich!
|
||
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
|
||
Und hier!
|
||
Er hebt einen Bettvorhang auf.
|
||
|
||
Was faßt mich für ein Wonnegraus!
|
||
Hier möcht' ich volle Stunden säumen.
|
||
Natur! Hier bildetest in leichten Träumen
|
||
Den eingebornen Engel aus;
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Hier lag das Kind! mit warmem Leben
|
||
Den zarten Busen angefüllt,
|
||
Und hier mit heilig reinem Weben
|
||
Entwirkte sich das Götterbild!
|
||
Und du! Was hat dich hergeführt?
|
||
Wie innig fühl' ich mich gerührt!
|
||
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
|
||
Armsel'ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
|
||
Umgibt mich hier ein Zauberduft?
|
||
Mich drang's so g'rade zu genießen,
|
||
Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
|
||
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
|
||
Und träte sie den Augenblick herein,
|
||
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!
|
||
Der große Hans, ach wie so klein!
|
||
Läg', hingeschmolzen, ihr zu Füßen.
|
||
Mephistopheles kommt.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Geschwind! ich seh' sie unten kommen.
|
||
Faust.
|
||
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Hier ist ein Kästchen leidlich schwer,
|
||
Ich hab's wo anders hergenommen.
|
||
Stellt's hier nur immer in den Schrein,
|
||
Ich schwör' euch, ihr vergehn die Sinnen;
|
||
Ich that euch Sächelchen hinein,
|
||
Um eine andre zu gewinnen.
|
||
Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
Ich weiß nicht soll ich?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Fragt ihr viel?
|
||
Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren?
|
||
Dann rath' ich eurer Lüsternheit,
|
||
Die liebe schöne Tageszeit
|
||
Und mir die weitre Müh zu sparen.
|
||
Ich hoff' nicht daß ihr geizig seid!
|
||
Ich kratz' den Kopf, reib' an den Händen --Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.
|
||
Nur fort! geschwind! --Um euch das süße junge Kind
|
||
Nach Herzens Wunsch und Will' zu wenden;
|
||
Und ihr seht drein,
|
||
Als solltet ihr in den Hörsaal hinein,
|
||
Als stünden grau leibhaftig vor euch da
|
||
Physik und Metaphysica!
|
||
Nur fort!
|
||
Ab.
|
||
Margarete mit einer Lampe.
|
||
Margarete.
|
||
Es ist so schwül, so dumpfig hie
|
||
Sie macht das Fenster auf.
|
||
Und ist doch eben so warm nicht drauß'.
|
||
Es wird mir so, ich weiß nicht wie --Ich wollt', die Mutter käm' nach Haus.
|
||
Mir läuft ein Schauer über'n ganzen Leib --Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!
|
||
Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Es war ein König in Thule
|
||
Gar treu bis an das Grab,
|
||
Dem sterbend seine Buhle
|
||
Einen goldnen Becher gab.
|
||
Es ging ihm nichts darüber,
|
||
Er leert' ihn jeden Schmaus;
|
||
Die Augen gingen ihm über,
|
||
So oft er trank daraus.
|
||
Und als er kam zu sterben,
|
||
Zählt' er seine Städt' im Reich,
|
||
Gönnt' alles seinem Erben,
|
||
Den Becher nicht zugleich.
|
||
Er saß bei'm Königsmahle,
|
||
Die Ritter um ihn her,
|
||
Auf hohem Väter-Saale,
|
||
Dort auf dem Schloß am Meer.
|
||
Dort stand der alte Zecher,
|
||
Trank letzte Lebensgluth,
|
||
Und warf den heiligen Becher
|
||
Hinunter in die Fluth.
|
||
Er sah ihn stürzen, trinken
|
||
Und sinken tief in's Meer,
|
||
Die Augen thäten ihm sinken,
|
||
Trank nie einen Tropfen mehr.
|
||
Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.
|
||
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
|
||
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
|
||
|
||
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
|
||
Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,
|
||
Und meine Mutter lieh darauf.
|
||
Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
|
||
Ich denke wohl ich mach' es auf!
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Was ist das? Gott im Himmel! Schau',
|
||
So was hab' ich mein' Tage nicht gesehn!
|
||
Ein Schmuck! Mit dem könnt' eine Edelfrau
|
||
Am höchsten Feiertage gehn.
|
||
Wie sollte mir die Kette stehn?
|
||
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
|
||
Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.
|
||
Wenn nur die Ohrring' meine wären!
|
||
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
|
||
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
|
||
Das ist wohl alles schön und gut,
|
||
Allein man läßt's auch alles sein;
|
||
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
|
||
Nach Golde drängt,
|
||
Am Golde hängt
|
||
Doch alles. Ach wir Armen!
|
||
|
||
Spaziergang.
|
||
Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Bei aller verschmähten Liebe! Bei'm höllischen Elemente!
|
||
Ich wollt' ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte!
|
||
Faust.
|
||
Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
|
||
So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich möcht' mich gleich dem Teufel übergeben,
|
||
Wenn ich nur selbst kein Teufel wär'!
|
||
Faust.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Hat sich dir was im Kopf verschoben?
|
||
Dich kleidet's, wie ein Rasender zu toben!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Denkt nur, den Schmuck für Gretchen angeschafft,
|
||
Den hat ein Pfaff hinweggerafft! --Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,
|
||
Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen:
|
||
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
|
||
|
||
Schnuffelt immer im Gebetbuch,
|
||
Und riecht's einem jeden Möbel an,
|
||
Ob das Ding heilig ist oder profan;
|
||
Und an dem Schmuck da spürt sie's klar,
|
||
Daß dabei nicht viel Segen war.
|
||
Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut.
|
||
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.
|
||
Wollen's der Mutter Gottes weihen,
|
||
Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!
|
||
Margretlein zog ein schiefes Maul,
|
||
Ist halt, dacht' sie, ein geschenkter Gaul,
|
||
Und wahrlich! gottlos ist nicht der,
|
||
Der ihn so fein gebracht hierher.
|
||
Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
|
||
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
|
||
Ließ sich den Anblick wohl behagen.
|
||
Er sprach: So ist man recht gesinnt!
|
||
Wer überwindet der gewinnt.
|
||
Die Kirche hat einen guten Magen,
|
||
Hat ganze Länder aufgefressen,
|
||
Und doch noch nie sich übergessen;
|
||
Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,
|
||
Kann ungerechtes Gut verdauen.
|
||
Faust.
|
||
Das ist ein allgemeiner Brauch,
|
||
Ein Jud' und König kann es auch.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Strich drauf ein Spange, Kett' und Ring',
|
||
Als wären's eben Pfifferling',
|
||
Dankt' nicht weniger und nicht mehr,
|
||
Als ob's ein Korb voll Nüsse wär',
|
||
|
||
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn --Und sie waren sehr erbaut davon.
|
||
Faust.
|
||
Und Gretchen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Sitzt nun unruhvoll,
|
||
Weiß weder was sie will noch soll,
|
||
Denkt an's Geschmeide Tag und Nacht,
|
||
Noch mehr an den der's ihr gebracht.
|
||
Faust.
|
||
Des Liebchens Kummer thut mir leid.
|
||
Schaff' du ihr gleich ein neu Geschmeid'!
|
||
Am ersten war ja so nicht viel.
|
||
Mephistopheles.
|
||
O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!
|
||
Faust.
|
||
Und mach', und richt's nach meinem Sinn,
|
||
Häng' dich an ihre Nachbarin!
|
||
Sei Teufel doch nur nicht wie Brei,
|
||
Und schaff' einen neuen Schmuck herbei!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne.
|
||
Faust ab.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
So ein verliebter Thor verpufft
|
||
Euch Sonne, Mond und alle Sterne
|
||
Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
|
||
Ab.
|
||
|
||
Der Nachbarin Haus.
|
||
Marthe allein.
|
||
Marthe.
|
||
Gott verzeih's meinem lieben Mann,
|
||
Er hat an mir nicht wohl gethan!
|
||
Geht da stracks in die Welt hinein,
|
||
Und läßt mich auf dem Stroh allein.
|
||
Thät ihn doch wahrlich nicht betrüben,
|
||
Thät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben.
|
||
Sie weint.
|
||
Vielleicht ist er gar todt! --- O Pein! --- --Hätt' ich nur einen Todtenschein!
|
||
Margarete kommt.
|
||
Margarete.
|
||
Frau Marthe!
|
||
Marthe.
|
||
Gretelchen, was soll's?
|
||
Margarete.
|
||
Fast sinken mir die Kniee nieder!
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Da find' ich so ein Kästchen wieder
|
||
In meinem Schrein, von Ebenholz,
|
||
Und Sachen herrlich ganz und gar,
|
||
Weit reicher als das erste war.
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Das muß Sie nicht der Mutter sagen;
|
||
Thät's wieder gleich zur Beichte tragen.
|
||
Margarete.
|
||
Ach seh' Sie nur! ach schau' Sie nur!
|
||
Marthe
|
||
putzt sie auf.
|
||
O du glücksel'ge Creatur!
|
||
Margarete.
|
||
Darf mich, leider, nicht auf der Gassen,
|
||
Noch in der Kirche mit sehen lassen.
|
||
Marthe.
|
||
Komm du nur oft zu mir herüber,
|
||
Und leg' den Schmuck hier heimlich an;
|
||
Spazier' ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber,
|
||
Wir haben unsre Freude dran;
|
||
Und dann gibt's einen Anlaß, gibt's ein Fest,
|
||
Wo man's so nach und nach den Leuten sehen läßt.
|
||
Ein Kettchen erst, die Perle dann in's Ohr;
|
||
Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch was vor.
|
||
Margarete.
|
||
Wer konnte nur die beiden Kästchen bringen?
|
||
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
|
||
Es klopft.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Ach Gott! mag das meine Mutter sein?
|
||
Marthe
|
||
durch's Vorhängel guckend.
|
||
Es ist ein fremder Herr --- Herein!
|
||
|
||
Mephistopheles tritt auf.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Bin so frei g'rad' herein zu treten,
|
||
Muß bei den Frauen Verzeihn erbeten.
|
||
Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.
|
||
Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen!
|
||
Marthe.
|
||
Ich bin's, was hat der Herr zu sagen?
|
||
Mephistopheles
|
||
leise zu ihr.
|
||
Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;
|
||
Sie hat da gar vornehmen Besuch.
|
||
Verzeiht die Freiheit die ich genommen,
|
||
Will Nachmittage wieder kommen.
|
||
Marthe
|
||
laut.
|
||
Denk', Kind, um alles in der Welt!
|
||
Der Herr dich für ein Fräulein hält.
|
||
Margarete.
|
||
Ich bin ein armes junges Blut;
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:
|
||
Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ach, es ist nicht der Schmuck allein;
|
||
Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!
|
||
Wie freut mich's daß ich bleiben darf.
|
||
Marthe.
|
||
Was bringt Er denn? Verlange sehr ---
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich wollt' ich hätt' eine frohere Mähr'!
|
||
Ich hoffe Sie läßt mich's drum nicht büßen:
|
||
Ihr Mann ist todt und läßt Sie grüßen.
|
||
Marthe.
|
||
Ist todt? das treue Herz! O weh!
|
||
Mein Mann ist todt! Ach ich vergeh'!
|
||
Margarete.
|
||
Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!
|
||
Mephistopheles.
|
||
So hört die traurige Geschicht'!
|
||
Margarete.
|
||
Ich möchte drum mein' Tag' nicht lieben;
|
||
Würde mich Verlust zu Tode betrüben.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Freud' muß Leid, Leid muß Freude haben.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Erzählt mir seines Lebens Schluß!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Er liegt in Padua begraben
|
||
Bei'm heiligen Antonius,
|
||
An einer wohlgeweihten Stätte
|
||
Zum ewig kühlen Ruhebette.
|
||
Marthe.
|
||
Habt ihr sonst nichts an mich zu bringen?
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ja, eine Bitte, groß und schwer;
|
||
Lass' Sie doch ja für ihn dreihundert Messen singen!
|
||
Im übrigen sind meine Taschen leer.
|
||
Marthe.
|
||
Was! Nicht ein Schaustück? Kein Geschmeid'?
|
||
Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,
|
||
Zum Angedenken aufbewahrt,
|
||
Und lieber hungert, lieber bettelt!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Madam, es thut mir herzlich leid;
|
||
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
|
||
Auch er bereute seine Fehler sehr,
|
||
Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.
|
||
Margarete.
|
||
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
|
||
Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ihr wäret werth, gleich in die Eh zu treten:
|
||
Ihr seid ein liebenswürdig Kind.
|
||
Margarete.
|
||
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ist's nicht ein Mann, sei's derweil' ein Galan.
|
||
's ist eine der größten Himmelsgaben,
|
||
So ein lieb Ding im Arm zu haben.
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Das ist des Landes nicht der Brauch.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Brauch oder nicht! Es gibt sich auch.
|
||
Marthe.
|
||
Erzählt mir doch!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich stand an seinem Sterbebette,
|
||
Es war was besser als von Mist,
|
||
Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ,
|
||
Und fand daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.
|
||
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus hassen,
|
||
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
|
||
Ach! die Erinnrung tödtet mich.
|
||
Vergäb' sie mir nur noch in diesem Leben! --Marthe
|
||
weinend.
|
||
Der gute Mann! ich hab' ihm längst vergeben.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Allein, weiß Gott! sie war mehr Schuld als ich.
|
||
Marthe.
|
||
Das lügt er! Was! am Rand des Grabs zu lügen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Er fabelte gewiß in letzten Zügen,
|
||
Wenn ich nur halb ein Kenner bin.
|
||
Ich hatte, sprach er, nicht zum Zeitvertreib zu gaffen,
|
||
Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen,
|
||
Und Brot im allerweit'sten Sinn,
|
||
Und konnte nicht einmal mein Theil in Frieden essen.
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Hat er so aller Treu', so aller Lieb' vergessen,
|
||
Der Plackerei bei Tag und Nacht!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht.
|
||
Er sprach: Als ich nun weg von Malta ging,
|
||
Da betet' ich für Frau und Kinder brünstig;
|
||
Uns war denn auch der Himmel günstig,
|
||
Daß unser Schiff ein türkisch Fahrzeug fing,
|
||
Das einen Schatz des großen Sultans führte.
|
||
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,
|
||
Und ich empfing denn auch, wie sich gebührte,
|
||
Mein wohlgemess'nes Theil davon.
|
||
Marthe.
|
||
Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben?
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.
|
||
Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,
|
||
Als er in Napel fremd umher spazierte;
|
||
Sie hat an ihm viel Liebs und Treus gethan,
|
||
Daß er's bis an sein selig Ende spürte.
|
||
Marthe.
|
||
Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
|
||
Auch alles Elend, alle Noth
|
||
Konnt' nicht sein schändlich Leben hindern!
|
||
Mephistopheles.
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||
Ja seht! dafür ist er nun todt.
|
||
Wär' ich nun jetzt an eurem Platze,
|
||
|
||
Betraurt' ich ihn ein züchtig Jahr,
|
||
Visirte dann unterweil' nach einem neuen Schatze.
|
||
Marthe.
|
||
Ach Gott! wie doch mein erster war,
|
||
Find' ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
|
||
Es konnte kaum ein herziger Närrchen sein.
|
||
Er liebte nur das allzuviele Wandern,
|
||
Und fremde Weiber, und fremden Wein,
|
||
Und das verfluchte Würfelspiel.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nun, nun, so konnt' es gehn und stehen,
|
||
Wenn er euch ungefähr so viel
|
||
Von seiner Seite nachgesehen.
|
||
Ich schwör' euch zu, mit dem Beding
|
||
Wechselt' ich selbst mit euch den Ring!
|
||
Marthe.
|
||
O es beliebt dem Herrn zu scherzen!
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||
Mephistopheles
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
für sich.
|
||
Nun mach' ich mich bei Zeiten fort!
|
||
Die hielte wohl den Teufel selbst bei'm Wort.
|
||
Zu Gretchen.
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||
Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?
|
||
Margarete.
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||
Was meint der Herr damit?
|
||
Mephistopheles
|
||
für sich.
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||
Du guts unschuldigs Kind!
|
||
Laut.
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||
Lebt wohl ihr Fraun!
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Lebt wohl!
|
||
|
||
Marthe.
|
||
O sagt mir doch geschwind!
|
||
Ich möchte gern ein Zeugniß haben,
|
||
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
|
||
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
|
||
Möcht' ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund
|
||
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
|
||
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Den will ich euch vor den Richter stellen.
|
||
Ich bring' ihn her.
|
||
Marthe.
|
||
O thut das ja!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und hier die Jungfrau ist auch da? --Ein braver Knab'! ist viel gereis't,
|
||
Fräuleins alle Höflichkeit erweis't.
|
||
Margarete.
|
||
Müßte vor dem Herren schamroth werden.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Vor keinem Könige der Erden.
|
||
Marthe.
|
||
Da hinter'm Haus in meinem Garten
|
||
Wollen wir der Herrn heut Abend warten.
|
||
|
||
Straße.
|
||
Faust. Mephistopheles.
|
||
Faust.
|
||
Wie ist's? Will's fördern? Will's bald gehn?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ah bravo! Find' ich euch in Feuer?
|
||
In kurzer Zeit ist Gretchen euer.
|
||
Heut Abend sollt ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn:
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das ist ein Weib wie auserlesen
|
||
Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!
|
||
Faust.
|
||
So recht!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Doch wird auch was von uns begehrt.
|
||
Faust.
|
||
Ein Dienst ist wohl des andern werth.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wir legen nur ein gültig Zeugniß nieder,
|
||
Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder
|
||
In Padua an heil'ger Stätte ruhn.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu thun;
|
||
Bezeugt nur ohne viel zu wissen.
|
||
Faust.
|
||
Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
O heil'ger Mann! Da wärt ihr's nun!
|
||
Ist es das erstemal in eurem Leben,
|
||
Daß ihr falsch Zeugniß abgelegt?
|
||
Habt ihr von Gott, der Welt und was sich drin bewegt,
|
||
Vom Menschen, was sich ihm in Kopf und Herzen regt,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?
|
||
Mit frecher Stirne, kühner Brust?
|
||
Und wollt ihr recht in's Innre gehen,
|
||
Habt ihr davon, ihr müßt es g'rad' gestehen,
|
||
So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewußt!
|
||
Faust.
|
||
Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ja, wenn man's nicht ein bißchen tiefer wüßte.
|
||
Denn morgen wirst, in allen Ehren,
|
||
Das arme Gretchen nicht bethören,
|
||
Und alle Seelenlieb' ihr schwören?
|
||
Faust.
|
||
Und zwar von Herzen.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gut und schön!
|
||
Dann wird von ewiger Treu' und Liebe,
|
||
Von einzig überallmächt'gem Triebe --Wird das auch so von Herzen gehn?
|
||
Faust.
|
||
Laß das! Es wird! --- Wenn ich empfinde,
|
||
Für das Gefühl, für das Gewühl
|
||
Nach Namen suche, keinen finde,
|
||
Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,
|
||
Nach allen höchsten Worten greife,
|
||
Und diese Gluth, von der ich brenne,
|
||
Unendlich, ewig, ewig nenne,
|
||
Ist das ein teuflisch Lügenspiel?
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ich hab' doch Recht!
|
||
Faust.
|
||
Hör'! merk' dir dieß --Ich bitte dich, und schone meine Lunge --Wer Recht behalten will und hat nur eine Zunge,
|
||
Behält's gewiß.
|
||
Und komm, ich hab' des Schwätzens Überdruß,
|
||
Denn du hast Recht, vorzüglich weil ich muß.
|
||
|
||
Garten.
|
||
Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazierend.
|
||
Margarete.
|
||
Ich fühl' es wohl, daß mich der Herr nur schont,
|
||
Herab sich läßt, mich zu beschämen.
|
||
Ein Reisender ist so gewohnt
|
||
Aus Gütigkeit fürlieb zu nehmen;
|
||
Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann
|
||
Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann.
|
||
Faust.
|
||
Ein Blick von dir, Ein Wort mehr unterhält,
|
||
Als alle Weisheit dieser Welt.
|
||
Er küßt ihre Hand.
|
||
Margarete.
|
||
Incommodirt euch nicht! Wie könnt ihr sie nur küssen?
|
||
Sie ist so garstig, ist so rauh!
|
||
Was hab' ich nicht schon alles schaffen müssen!
|
||
Die Mutter ist gar zu genau.
|
||
Gehn vorüber.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Und ihr, mein Herr, ihr reis't so immer fort?
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ach, daß Gewerb und Pflicht uns dazu treiben!
|
||
Mit wie viel Schmerz verläßt man manchen Ort,
|
||
Und darf doch nun einmal nicht bleiben!
|
||
Marthe.
|
||
In raschen Jahren geht's wohl an,
|
||
So um und um frei durch die Welt zu streifen;
|
||
Doch kömmt die böse Zeit heran,
|
||
Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen,
|
||
Das hat noch keinem wohl gethan.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Mit Grausen seh' ich das von weiten.
|
||
Marthe.
|
||
Drum, werther Herr, berathet euch in Zeiten.
|
||
Gehn vorüber.
|
||
Margarete.
|
||
Ja, aus den Augen aus dem Sinn!
|
||
Die Höflichkeit ist euch geläufig;
|
||
Allein ihr habt der Freunde häufig,
|
||
Sie sind verständiger als ich bin.
|
||
Faust.
|
||
O Beste! glaube, was man so verständig nennt,
|
||
Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn.
|
||
Margarete.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wie?
|
||
Faust.
|
||
Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie
|
||
Sich selbst und ihren heil'gen Werth erkennt!
|
||
|
||
Daß Demuth, Niedrigkeit, die höchsten Gaben
|
||
Der liebevoll austheilenden Natur --Margarete.
|
||
Denkt ihr an mich ein Augenblickchen nur,
|
||
Ich werde Zeit genug an euch zu denken haben.
|
||
Faust.
|
||
Ihr seid wohl viel allein?
|
||
Margarete.
|
||
Ja, unsre Wirthschaft ist nur klein,
|
||
Und doch will sie versehen sein.
|
||
Wir haben keine Magd; muß kochen, fegen, stricken
|
||
Und nähn, und laufen früh und spat;
|
||
Und meine Mutter ist in allen Stücken
|
||
So accurat!
|
||
Nicht daß sie just so sehr sich einzuschränken hat;
|
||
Wir könnten uns weit eh'r als andre regen:
|
||
Mein Vater hinterließ ein hübsch Vermögen,
|
||
Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt.
|
||
Doch hab' ich jetzt so ziemlich stille Tage;
|
||
Mein Bruder ist Soldat,
|
||
Mein Schwesterchen ist todt.
|
||
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Noth;
|
||
Doch übernähm' ich gern noch einmal alle Plage,
|
||
So lieb war mir das Kind.
|
||
Faust.
|
||
Ein Engel, wenn dir's glich.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Ich zog es auf, und herzlich liebt' es mich.
|
||
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
|
||
|
||
Die Mutter gaben wir verloren,
|
||
So elend wie sie damals lag,
|
||
Und sie erholte sich sehr langsam, nach und nach.
|
||
Da konnte sie nun nicht dran denken
|
||
Das arme Würmchen selbst zu tränken,
|
||
Und so erzog ich's ganz allein,
|
||
Mit Milch und Wasser; so ward's mein.
|
||
Auf meinem Arm, in meinem Schoos
|
||
War's freundlich, zappelte, ward groß.
|
||
Faust.
|
||
Du hast gewiß das reinste Glück empfunden.
|
||
Margarete.
|
||
Doch auch gewiß gar manche schwere Stunden.
|
||
Des Kleinen Wiege stand zu Nacht
|
||
An meinem Bett, es durfte kaum sich regen,
|
||
War ich erwacht;
|
||
Bald mußt' ich's tränken, bald es zu mir legen,
|
||
Bald, wenn's nicht schwieg, vom Bett aufstehn,
|
||
Und tänzelnd in der Kammer auf und nieder gehn,
|
||
Und früh am Tage schon am Waschtrog stehn;
|
||
Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen,
|
||
Und immer fort wie heut so morgen.
|
||
Da geht's, mein Herr, nicht immer muthig zu;
|
||
Doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh.
|
||
Gehn vorüber.
|
||
Marthe.
|
||
Die armen Weiber sind doch übel dran:
|
||
Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Es käme nur auf Euresgleichen an,
|
||
Mich eines Bessern zu belehren.
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Sagt g'rad', mein Herr, habt ihr noch nichts gefunden?
|
||
Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd,
|
||
Ein braves Weib, sind Gold und Perlen werth.
|
||
Marthe.
|
||
Ich meine, ob ihr niemals Lust bekommen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Man hat mich überall recht höflich aufgenommen.
|
||
Marthe.
|
||
Ich wollte sagen: ward's nie Ernst in eurem Herzen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen.
|
||
Marthe.
|
||
Ach, ihr versteht mich nicht!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das thut mir herzlich leid!
|
||
Doch ich versteh' --- daß ihr sehr gütig seid.
|
||
Gehn vorüber.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder,
|
||
Gleich als ich in den Garten kam?
|
||
Margarete.
|
||
Saht ihr es nicht? ich schlug die Augen nieder.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Und du verzeihst die Freiheit, die ich nahm,
|
||
Was sich die Frechheit unterfangen,
|
||
Als du jüngst aus dem Dom gegangen?
|
||
Margarete.
|
||
Ich war bestürzt, mir war das nie geschehn;
|
||
Es konnte niemand von mir Übels sagen.
|
||
Ach, dacht' ich, hat er in deinem Betragen
|
||
Was Freches, Unanständiges gesehn?
|
||
Es schien ihn gleich nur anzuwandeln,
|
||
Mit dieser Dirne g'rade hin zu handeln.
|
||
Gesteh' ich's doch! Ich wußte nicht was sich
|
||
Zu eurem Vortheil hier zu regen gleich begonnte;
|
||
Allein gewiß, ich war recht bös' auf mich,
|
||
Daß ich auf euch nicht böser werden konnte.
|
||
Faust.
|
||
Süß Liebchen!
|
||
Margarete.
|
||
Laßt einmal!
|
||
Sie pflückt eine Sternblume und zupft die Blätter ab, eins nach dem andern.
|
||
Faust.
|
||
Was soll das? Einen Strauß?
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Nein, es soll nur ein Spiel.
|
||
Faust.
|
||
Wie?
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Geht! ihr lacht mich aus.
|
||
Sie rupft und murmelt.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Was murmelst du?
|
||
Margarete
|
||
halb laut.
|
||
Er liebt mich --- liebt mich nicht.
|
||
Faust.
|
||
Du holdes Himmels-Angesicht!
|
||
Margarete
|
||
fährt fort.
|
||
Liebt mich --- Nicht --- Liebt mich --- Nicht --Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude.
|
||
Er liebt mich!
|
||
Faust.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort
|
||
Dir Götterausspruch sein. Er liebt dich!
|
||
Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich!
|
||
Er faßt ihre beiden Hände.
|
||
Margarete.
|
||
Mich überläuft's!
|
||
Faust.
|
||
O schaudre nicht! Laß diesen Blick,
|
||
Laß diesen Händedruck dir sagen,
|
||
Was unaussprechlich ist:
|
||
Sich hinzugeben ganz und eine Wonne
|
||
Zu fühlen, die ewig sein muß!
|
||
Ewig! --- Ihr Ende würde Verzweiflung sein.
|
||
Nein, kein Ende! Kein Ende!
|
||
Margarete drückt ihm die Hände, macht sich los und läuft weg. Er steht einen Augenblick in
|
||
Gedanken, dann folgt er ihr.
|
||
|
||
Marthe
|
||
kommend.
|
||
Die Nacht bricht an.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ja, und wir wollen fort.
|
||
Marthe.
|
||
Ich bät' euch länger hier zu bleiben,
|
||
Allein es ist ein gar zu böser Ort.
|
||
Es ist als hätte niemand nichts zu treiben
|
||
Und nichts zu schaffen,
|
||
Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen,
|
||
Und man kommt in's Gered', wie man sich immer stellt.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Und unser Pärchen?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ist den Gang dort aufgeflogen.
|
||
Muthwill'ge Sommervögel!
|
||
Marthe.
|
||
Er scheint ihr gewogen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt.
|
||
|
||
Ein Gartenhäuschen.
|
||
Margarete springt herein, steckt sich hinter die Thür, hält die Fingerspitze an die Lippen, und guckt
|
||
durch die Ritze.
|
||
Margarete.
|
||
Er kommt!
|
||
Faust kommt.
|
||
Faust.
|
||
Ach Schelm, so neckst du mich!
|
||
Treff' ich dich!
|
||
Er küßt sie.
|
||
Margarete
|
||
ihn fassend und den Kuß zurückgebend.
|
||
Bester Mann! von Herzen lieb' ich dich!
|
||
Mephistopheles klopft an.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust
|
||
stampfend.
|
||
Wer da?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gut Freund!
|
||
|
||
Faust.
|
||
Ein Thier!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Es ist wohl Zeit zu scheiden.
|
||
|
||
Marthe kommt.
|
||
Marthe.
|
||
Ja, es ist spät, mein Herr.
|
||
Faust.
|
||
Darf ich euch nicht geleiten?
|
||
Margarete.
|
||
Die Mutter würde mich --- Lebt wohl!
|
||
Faust.
|
||
Muß ich denn gehn?
|
||
Lebt wohl!
|
||
Marthe.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ade!
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Auf baldig Wiedersehn!
|
||
Faust und Mephistopheles ab.
|
||
Margarete.
|
||
Du lieber Gott! was so ein Mann
|
||
Nicht alles, alles denken kann!
|
||
Beschämt nur steh' ich vor ihm da,
|
||
Und sag' zu allen Sachen ja.
|
||
Bin doch ein arm unwissend Kind,
|
||
Begreife nicht was er an mir find't.
|
||
Ab.
|
||
|
||
Wald und Höhle.
|
||
Faust allein.
|
||
Faust.
|
||
|
||
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
|
||
Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
|
||
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
|
||
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
|
||
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
|
||
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
|
||
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust
|
||
Wie in den Busen eines Freunds zu schauen.
|
||
Du führst die Reihe der Lebendigen
|
||
Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
|
||
Und wenn der Sturm im Walde braus't und knarrt,
|
||
Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste
|
||
Und Nachbarstämme quetschend nieder streift,
|
||
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
|
||
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
|
||
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
|
||
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
|
||
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
|
||
Besänftigend herüber: schweben mir
|
||
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch,
|
||
|
||
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
|
||
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.
|
||
O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird,
|
||
Empfind' ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
|
||
Die mich den Göttern nah und näher bringt,
|
||
Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr
|
||
Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech,
|
||
Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu nichts,
|
||
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt.
|
||
Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer
|
||
Nach jenem schönen Bild geschäftig an.
|
||
So tauml' ich von Begierde zu Genuß,
|
||
Und im Genuß verschmacht' ich nach Begierde.
|
||
Mephistopheles tritt auf.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Habt ihr nun bald das Leben g'nug geführt?
|
||
Wie kann's euch in die Länge freuen?
|
||
Es ist wohl gut, daß man's einmal probirt;
|
||
Dann aber wieder zu was Neuen!
|
||
Faust.
|
||
Ich wollt', du hättest mehr zu thun,
|
||
Als mich am guten Tag zu plagen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nun nun! ich lass' dich gerne ruhn,
|
||
Du darfst mir's nicht im Ernste sagen.
|
||
An dir Gesellen unhold, barsch und toll,
|
||
Ist wahrlich wenig zu verlieren.
|
||
Den ganzen Tag hat man die Hände voll!
|
||
|
||
Was ihm gefällt und was man lassen soll,
|
||
Kann man dem Herrn nie an der Nase spüren.
|
||
Faust.
|
||
Das ist so just der rechte Ton!
|
||
Er will noch Dank, daß er mich ennuyirt.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wie hätt'st du, armer Erdensohn,
|
||
Dein Leben ohne mich geführt?
|
||
Vom Kribskrabs der Imagination
|
||
Hab' ich dich doch auf Zeiten lang curirt;
|
||
Und wär' ich nicht, so wärst du schon
|
||
Von diesem Erdball abspaziert.
|
||
Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen
|
||
Dich wie ein Schuhu zu versitzen?
|
||
Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein,
|
||
Wie eine Kröte, Nahrung ein?
|
||
Ein schöner süßer Zeitvertreib!
|
||
Dir steckt der Doctor noch im Leib.
|
||
Faust.
|
||
Verstehst du, was für neue Lebenskraft
|
||
Mir dieser Wandel in der Öde schafft?
|
||
Ja, würdest du es ahnen können,
|
||
Du wärest Teufel g'nug mein Glück mir nicht zu gönnen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ein überirdisches Vergnügen!
|
||
In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen,
|
||
Und Erd' und Himmel wonniglich umfassen,
|
||
Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
Der Erde Mark mit Ahnungsdrang durchwühlen,
|
||
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||
Alle sechs Tagewerk' im Busen fühlen,
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||
In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen,
|
||
Bald liebewonniglich in alles überfließen,
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||
Verschwunden ganz der Erdensohn,
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||
Und dann die hohe Intuition --Mit einer Gebärde.
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||
Ich darf nicht sagen wie --- zu schließen.
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||
Faust.
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||
Pfui über dich!
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||
Mephistopheles.
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||
Das will euch nicht behagen;
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||
Ihr habt das Recht gesittet pfui zu sagen.
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||
Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen,
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||
Was keusche Herzen nicht entbehren können.
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Und kurz und gut, ich gönn' Ihm das Vergnügen,
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||
Gelegentlich sich etwas vorzulügen;
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||
Doch lange hält Er das nicht aus.
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||
Du bist schon wieder abgetrieben,
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||
Und, währt es länger, aufgerieben
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In Tollheit oder Angst und Graus.
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Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne,
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||
Und alles wird ihr eng und trüb.
|
||
Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne,
|
||
Sie hat dich übermächtig lieb.
|
||
Erst kam deine Liebeswuth übergeflossen,
|
||
Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt;
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||
Du hast sie ihr in's Herz gegossen;
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||
Nun ist dein Bächlein wieder seicht.
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||
Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen,
|
||
Ließ' es dem großen Herren gut,
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Das arme affenjunge Blut
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Für seine Liebe zu belohnen.
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||
Goethe: "Faust"
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Die Zeit wird ihr erbärmlich lang;
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||
Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn
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||
Über die alte Stadtmauer hin.
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Wenn ich ein Vöglein wär! so geht ihr Gesang
|
||
Tagelang, halbe Nächte lang.
|
||
Einmal ist sie munter, meist betrübt,
|
||
Einmal recht ausgeweint,
|
||
Dann wieder ruhig, wie's scheint,
|
||
Und immer verliebt.
|
||
Faust.
|
||
Schlange! Schlange!
|
||
Mephistopheles
|
||
für sich.
|
||
Gelt! daß ich dich fange!
|
||
Faust.
|
||
Verruchter! hebe dich von hinnen,
|
||
Und nenne nicht das schöne Weib!
|
||
Bring' die Begier zu ihrem süßen Leib
|
||
Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was soll es denn? Sie meint, du seist entflohn,
|
||
Und halb und halb bist du es schon.
|
||
Faust.
|
||
Ich bin ihr nah, und wär' ich noch so fern,
|
||
Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren;
|
||
Ja, ich beneide schon den Leib des Herrn,
|
||
Wenn ihre Lippen ihn indeß berühren.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gar wohl, mein Freund! Ich hab' euch oft beneidet
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Um's Zwillingspaar, das unter Rosen weidet.
|
||
Faust.
|
||
Entfliehe, Kuppler!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Schön! Ihr schimpft und ich muß lachen.
|
||
Der Gott, der Bub- und Mädchen schuf,
|
||
Erkannte gleich den edelsten Beruf,
|
||
Auch selbst Gelegenheit zu machen.
|
||
Nur fort, es ist ein großer Jammer!
|
||
Ihr sollt in eures Liebchens Kammer,
|
||
Nicht etwa in den Tod.
|
||
Faust.
|
||
Was ist die Himmelsfreud' in ihren Armen?
|
||
Laß mich an ihrer Brust erwarmen!
|
||
Fühl' ich nicht immer ihre Noth?
|
||
Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehaus'te?
|
||
Der Unmensch ohne Zweck und Ruh,
|
||
Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen braus'te
|
||
Begierig wüthend nach dem Abgrund zu?
|
||
Und seitwärts sie, mit kindlich dumpfen Sinnen,
|
||
Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
|
||
Und all ihr häusliches Beginnen
|
||
Umfangen in der kleinen Welt.
|
||
Und ich, der Gottverhaßte,
|
||
Hatte nicht genug,
|
||
Daß ich die Felsen faßte
|
||
Und sie zu Trümmern schlug!
|
||
Sie, ihren Frieden mußt' ich untergraben!
|
||
|
||
Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben!
|
||
Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen!
|
||
Was muß geschehn, mag's gleich geschehn!
|
||
Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen
|
||
Und sie mit mir zu Grunde gehn.
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wie's wieder siedet, wieder glüht!
|
||
Geh ein und tröste sie, du Thor!
|
||
Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht,
|
||
Stellt er sich gleich das Ende vor.
|
||
Es lebe wer sich tapfer hält!
|
||
Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt,
|
||
Nichts Abgeschmackters find' ich auf der Welt,
|
||
Als einen Teufel der verzweifelt.
|
||
|
||
Gretchens Stube.
|
||
Gretchen am Spinnrade allein.
|
||
Gretchen.
|
||
|
||
Meine Ruh ist hin,
|
||
Mein Herz ist schwer;
|
||
Ich finde sie nimmer
|
||
Und nimmermehr.
|
||
Wo ich ihn nicht hab'
|
||
Ist mir das Grab,
|
||
Die ganze Welt
|
||
Ist mir vergällt.
|
||
Mein armer Kopf
|
||
Ist mir verrückt,
|
||
Mein armer Sinn
|
||
Ist mir zerstückt.
|
||
Meine Ruh ist hin,
|
||
Mein Herz ist schwer;
|
||
Ich finde sie nimmer
|
||
Und nimmermehr.
|
||
|
||
Nach ihm nur schau' ich
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Zum Fenster hinaus,
|
||
Nach ihm nur geh' ich
|
||
Aus dem Haus.
|
||
Sein hoher Gang,
|
||
Sein' edle Gestalt,
|
||
Seines Mundes Lächeln,
|
||
Seiner Augen Gewalt,
|
||
Und seiner Rede
|
||
Zauberfluß,
|
||
Sein Händedruck,
|
||
Und ach sein Kuß!
|
||
Meine Ruh ist hin,
|
||
Mein Herz ist schwer;
|
||
Ich finde sie nimmer
|
||
Und nimmermehr.
|
||
Mein Busen drängt
|
||
Sich nach ihm hin.
|
||
Ach dürft' ich fassen
|
||
Und halten ihn,
|
||
Und küssen ihn
|
||
So wie ich wollt',
|
||
An seinen Küssen
|
||
Vergehen sollt'!
|
||
|
||
Marthens Garten.
|
||
Margarete. Faust.
|
||
Margarete.
|
||
Versprich mir, Heinrich!
|
||
Faust.
|
||
Was ich kann!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Nun sag', wie hast du's mit der Religion?
|
||
Du bist ein herzlich guter Mann,
|
||
Allein ich glaub', du hält'st nicht viel davon.
|
||
Faust.
|
||
Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
|
||
Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut,
|
||
Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
|
||
Margarete.
|
||
Das ist nicht recht, man muß dran glauben!
|
||
Faust.
|
||
Muß man?
|
||
Margarete.
|
||
Ach! wenn ich etwas auf dich könnte!
|
||
Du ehrst auch nicht die heil'gen Sacramente.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Ich ehre sie.
|
||
Margarete.
|
||
Doch ohne Verlangen.
|
||
Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen.
|
||
Glaubst du an Gott?
|
||
Faust.
|
||
Mein Liebchen, wer darf sagen:
|
||
Ich glaub' an Gott?
|
||
Magst Priester oder Weise fragen,
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Und ihre Antwort scheint nur Spott
|
||
Über den Frager zu sein.
|
||
Margarete.
|
||
So glaubst du nicht?
|
||
Faust.
|
||
Mißhör' mich nicht, du holdes Angesicht!
|
||
Wer darf ihn nennen?
|
||
Und wer bekennen:
|
||
Ich glaub' ihn?
|
||
Wer empfinden
|
||
Und sich unterwinden
|
||
Zu sagen: ich glaub' ihn nicht?
|
||
Der Allumfasser,
|
||
Der Allerhalter,
|
||
Faßt und erhält er nicht
|
||
Dich, mich, sich selbst?
|
||
Wölbt sich der Himmel nicht dadroben?
|
||
Liegt die Erde nicht hierunten fest?
|
||
Und steigen freundlich blickend
|
||
Ewige Sterne nicht herauf?
|
||
|
||
Schau' ich nicht Aug' in Auge dir,
|
||
Und drängt nicht alles
|
||
Nach Haupt und Herzen dir,
|
||
Und webt in ewigem Geheimniß
|
||
Unsichtbar sichtbar neben dir?
|
||
Erfüll' davon dein Herz, so groß es ist,
|
||
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist,
|
||
Nenn' es dann wie du willst,
|
||
Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott!
|
||
Ich habe keinen Namen
|
||
Dafür! Gefühl ist alles;
|
||
Name ist Schall und Rauch,
|
||
Umnebelnd Himmelsgluth.
|
||
Margarete.
|
||
Das ist alles recht schön und gut;
|
||
Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nur mit ein bißchen andern Worten.
|
||
Faust.
|
||
Es sagen's aller Orten
|
||
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
|
||
Jedes in seiner Sprache;
|
||
Warum nicht ich in der meinen?
|
||
Margarete.
|
||
Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen,
|
||
Steht aber doch immer schief darum;
|
||
Denn du hast kein Christenthum.
|
||
Faust.
|
||
Liebs Kind!
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Es thut mir lang schon weh,
|
||
Daß ich dich in der Gesellschaft seh'.
|
||
Faust.
|
||
Wie so?
|
||
Margarete.
|
||
Der Mensch, den du da bei dir hast,
|
||
Ist mir in tiefer innrer Seele verhaßt;
|
||
Es hat mir in meinem Leben
|
||
So nichts einen Stich in's Herz gegeben,
|
||
Als des Menschen widrig Gesicht.
|
||
Faust.
|
||
Liebe Puppe, fürcht' ihn nicht!
|
||
Margarete.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Seine Gegenwart bewegt mir das Blut.
|
||
Ich bin sonst allen Menschen gut;
|
||
Aber, wie ich mich sehne dich zu schauen,
|
||
Hab' ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen,
|
||
Und halt' ihn für einen Schelm dazu!
|
||
Gott verzeih mir's, wenn ich ihm Unrecht thu'!
|
||
Faust.
|
||
Es mag auch solche Käuze geben.
|
||
Margarete.
|
||
Wollte nicht mit Seinesgleichen leben!
|
||
Kommt er einmal zur Thür herein,
|
||
Sieht er immer so spöttisch drein,
|
||
Und halb ergrimmt;
|
||
Man sieht, daß er an nichts keinen Antheil nimmt;
|
||
|
||
Es steht ihm an der Stirn' geschrieben,
|
||
Daß er nicht mag eine Seele lieben.
|
||
Mir wird's so wohl in deinem Arm,
|
||
So frei, so hingegeben warm,
|
||
Und seine Gegenwart schnürt mir das Innre zu.
|
||
Faust.
|
||
Du ahnungsvoller Engel du!
|
||
Margarete.
|
||
Das übermannt mich so sehr,
|
||
Daß, wo er nur mag zu uns treten,
|
||
Mein' ich sogar, ich liebte dich nicht mehr.
|
||
Auch wenn er da ist, könnt' ich nimmer beten,
|
||
Und das frißt mir in's Herz hinein;
|
||
Dir, Heinrich, muß es auch so sein.
|
||
Faust.
|
||
Du hast nun die Antipathie!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Margarete.
|
||
Ich muß nun fort.
|
||
Faust.
|
||
Ach kann ich nie
|
||
Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen,
|
||
Und Brust an Brust und Seel' in Seele drängen?
|
||
Margarete.
|
||
Ach wenn ich nur alleine schlief'!
|
||
Ich ließ' dir gern heut Nacht den Riegel offen;
|
||
Doch meine Mutter schläft nicht tief:
|
||
Und würden wir von ihr betroffen,
|
||
Ich wär' gleich auf der Stelle todt!
|
||
|
||
Faust.
|
||
Du Engel, das hat keine Noth.
|
||
Hier ist ein Fläschchen! Drei Tropfen nur
|
||
In ihren Trank umhüllen
|
||
Mit tiefem Schlaf gefällig die Natur.
|
||
Margarete.
|
||
Was thu' ich nicht um deinetwillen?
|
||
Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!
|
||
Faust.
|
||
Würd' ich sonst, Liebchen, dir es rathen?
|
||
Margarete.
|
||
Seh' ich dich, bester Mann, nur an,
|
||
Weiß nicht was mich nach deinem Willen treibt;
|
||
Ich habe schon so viel für dich gethan,
|
||
Daß mir zu thun fast nichts mehr übrig bleibt.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ab.
|
||
Mephistopheles tritt auf.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Der Grasaff'! ist er weg?
|
||
Faust.
|
||
Hast wieder spionirt?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ich hab's ausführlich wohl vernommen,
|
||
Herr Doctor wurden da katechisirt;
|
||
Hoff' es soll Ihnen wohl bekommen.
|
||
Die Mädels sind doch sehr interessirt,
|
||
|
||
Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
|
||
Sie denken, duckt er da, folgt er uns eben auch.
|
||
Faust.
|
||
Du Ungeheuer siehst nicht ein,
|
||
Wie diese treue liebe Seele
|
||
Von ihrem Glauben voll,
|
||
Der ganz allein
|
||
Ihr selig machend ist, sich heilig quäle,
|
||
Daß sie den liebsten Mann verloren halten soll.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du übersinnlicher sinnlicher Freier,
|
||
Ein Mägdelein nasführet dich.
|
||
Faust.
|
||
Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!
|
||
Mephistopheles.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Und die Physiognomie versteht sie meisterlich.
|
||
In meiner Gegenwart wird's ihr sie weiß nicht wie,
|
||
Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn;
|
||
Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie,
|
||
Vielleicht wohl gar der Teufel bin.
|
||
Nun heute Nacht ---?
|
||
Faust.
|
||
Was geht dich's an?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Hab' ich doch meine Freude dran!
|
||
|
||
Am Brunnen.
|
||
Gretchen und Lieschen mit Krügen.
|
||
Lieschen.
|
||
Hast nichts von Bärbelchen gehört?
|
||
Gretchen.
|
||
Kein Wort. Ich komm' gar wenig unter Leute.
|
||
Lieschen.
|
||
Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute!
|
||
Die hat sich endlich auch bethört.
|
||
Das ist das Vornehmthun!
|
||
Gretchen.
|
||
Wie so?
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Lieschen.
|
||
Es stinkt!
|
||
Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.
|
||
Gretchen.
|
||
Ach!
|
||
Lieschen.
|
||
So ist's ihr endlich recht ergangen.
|
||
Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen!
|
||
|
||
Das war ein Spazieren,
|
||
Auf Dorf und Tanzplatz Führen,
|
||
Mußt' überall die Erste sein,
|
||
Curtesirt' ihr immer mit Pastetchen und Wein;
|
||
Bild't' sich was auf ihre Schönheit ein,
|
||
War doch so ehrlos sich nicht zu schämen
|
||
Geschenke von ihm anzunehmen.
|
||
War ein Gekos' und ein Geschleck';
|
||
Da ist denn auch das Blümchen weg!
|
||
Gretchen.
|
||
Das arme Ding!
|
||
Lieschen.
|
||
Bedauerst sie noch gar!
|
||
Wenn unser eins am Spinnen war,
|
||
Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ,
|
||
Stand sie bei ihrem Buhlen süß,
|
||
Auf der Thürbank und im dunkeln Gang
|
||
Ward ihnen keine Stunde zu lang.
|
||
Da mag sie denn sich ducken nun,
|
||
Im Sünderhemdchen Kirchbuß' thun!
|
||
Gretchen.
|
||
Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Lieschen.
|
||
Er wär' ein Narr! Ein flinker Jung'
|
||
Hat anderwärts noch Luft genung.
|
||
Er ist auch fort.
|
||
Gretchen.
|
||
Das ist nicht schön!
|
||
Lieschen.
|
||
Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn.
|
||
|
||
Das Kränzel reißen die Buben ihr,
|
||
Und Häckerling streuen wir vor die Thür!
|
||
Ab.
|
||
Gretchen
|
||
nach Hause gehend.
|
||
Wie konnt' ich sonst so tapfer schmählen,
|
||
Wenn thät ein armes Mägdlein fehlen!
|
||
Wie konnt' ich über andrer Sünden
|
||
Nicht Worte g'nug der Zunge finden!
|
||
Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar,
|
||
Mir's immer doch nicht schwarz g'nug war,
|
||
Und segnet' mich und that so groß,
|
||
Und bin nun selbst der Sünde bloß!
|
||
Doch --- alles was dazu mich trieb,
|
||
Gott! war so gut! ach war so lieb!
|
||
|
||
Zwinger.
|
||
In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, Blumenkrüge davor. Gretchen steckt frische
|
||
Blumen in die Krüge.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Gretchen.
|
||
|
||
Ach neige,
|
||
Du Schmerzenreiche,
|
||
Dein Antlitz gnädig meiner Noth!
|
||
Das Schwert im Herzen,
|
||
Mit tausend Schmerzen
|
||
Blickst auf zu deines Sohnes Tod.
|
||
Zum Vater blickst du,
|
||
Und Seufzer schickst du
|
||
Hinauf um sein' und deine Noth.
|
||
Wer fühlet,
|
||
Wie wühlet
|
||
Der Schmerz mir im Gebein?
|
||
Was mein armes Herz hier banget,
|
||
Was es zittert, was verlanget,
|
||
Weißt nur du, nur du allein!
|
||
|
||
Wohin ich immer gehe,
|
||
Wie weh, wie weh, wie wehe
|
||
Wird mir im Busen hier!
|
||
Ich bin ach kaum alleine,
|
||
Ich wein', ich wein', ich weine,
|
||
Das Herz zerbricht in mir.
|
||
Die Scherben vor meinem Fenster
|
||
Bethaut' ich mit Thränen, ach!
|
||
Als ich am frühen Morgen
|
||
Dir diese Blumen brach.
|
||
Schien hell in meine Kammer
|
||
Die Sonne früh herauf,
|
||
Saß ich in allem Jammer
|
||
In meinem Bett schon auf.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Hilf! rette mich von Schmach und Tod!
|
||
Ach neige,
|
||
Du Schmerzenreiche,
|
||
Dein Antlitz gnädig meiner Noth!
|
||
|
||
Nacht.
|
||
Straße vor Gretchens Thüre.
|
||
Valentin Soldat, Gretchens Bruder.
|
||
Valentin.
|
||
|
||
Wenn ich so saß bei einem Gelag,
|
||
Wo mancher sich berühmen mag,
|
||
Und die Gesellen mir den Flor
|
||
Der Mägdlein laut gepriesen vor,
|
||
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt,
|
||
Den Ellenbogen aufgestemmt
|
||
Saß ich in meiner sichern Ruh,
|
||
Hört' all' dem Schwadroniren zu,
|
||
Und streiche lächelnd meinen Bart,
|
||
Und kriege das volle Glas zur Hand
|
||
Und sage: alles nach seiner Art!
|
||
Aber ist Eine im ganzen Land,
|
||
Die meiner trauten Gretel gleicht,
|
||
Die meiner Schwester das Wasser reicht?
|
||
Top! Top! Kling! Klang! das ging herum;
|
||
Die einen schrieen: er hat Recht,
|
||
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!
|
||
Da saßen alle die Lober stumm.
|
||
Und nun! --- um's Haar sich auszuraufen
|
||
Und an den Wänden hinauf zu laufen! ---
|
||
|
||
Mit Stichelreden, Naserümpfen
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
|
||
Soll wie ein böser Schuldner sitzen,
|
||
Bei jedem Zufallswörtchen schwitzen!
|
||
Und möcht' ich sie zusammenschmeißen;
|
||
Könnt' ich sie doch nicht Lügner heißen.
|
||
Was kommt heran! Was schleicht herbei?
|
||
Irr' ich nicht, es sind ihrer zwei.
|
||
Ist er's, gleich pack' ich ihn bei'm Felle,
|
||
Soll nicht lebendig von der Stelle!
|
||
Faust. Mephistopheles.
|
||
Faust.
|
||
Wie von dem Fenster dort der Sacristei
|
||
Aufwärts der Schein des ew'gen Lämpchens flämmert
|
||
Und schwach und schwächer seitwärts dämmert,
|
||
Und Finsterniß drängt ringsum bei!
|
||
So sieht's in meinem Busen nächtig.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Und mir ist's wie dem Kätzlein schmächtig,
|
||
Das an den Feuerleitern schleicht,
|
||
Sich leis' dann um die Mauern streicht;
|
||
Mir ist's ganz tugendlich dabei,
|
||
Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei.
|
||
So spukt mir schon durch alle Glieder
|
||
Die herrliche Walpurgisnacht.
|
||
Die kommt uns übermorgen wieder,
|
||
Da weiß man doch warum man wacht.
|
||
|
||
Faust.
|
||
Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh,
|
||
Den ich dorthinten flimmern seh'?
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du kannst die Freude bald erleben,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das Kesselchen herauszuheben.
|
||
Ich schielte neulich so hinein,
|
||
Sind herrliche Löwenthaler drein.
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||
Faust.
|
||
Nicht ein Geschmeide, nicht ein Ring,
|
||
Meine liebe Buhle damit zu zieren?
|
||
Mephistopheles.
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||
Ich sah dabei wohl so ein Ding,
|
||
Als wie eine Art von Perlenschnüren.
|
||
Faust.
|
||
So ist es recht! Mir thut es weh,
|
||
Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh'.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Es sollt' euch eben nicht verdrießen
|
||
Umsonst auch etwas zu genießen.
|
||
Jetzt da der Himmel voller Sterne glüht,
|
||
Sollt ihr ein wahres Kunststück hören:
|
||
Ich sing' ihr ein moralisch Lied,
|
||
Um sie gewisser zu bethören.
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||
[Mephistopheles.]
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Singt zur Cither.
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||
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||
Was machst du mir
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||
Vor Liebchens Thür,
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||
Kathrinchen, hier
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||
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||
Bei frühem Tagesblicke?
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||
Laß, laß es sein!
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||
Er läßt dich ein
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||
Als Mädchen ein,
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||
Als Mädchen nicht zurücke.
|
||
Nehmt euch in Acht!
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||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
Ist es vollbracht,
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||
Dann gute Nacht
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Ihr armen, armen Dinger!
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Habt ihr euch lieb,
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Thut keinem Dieb
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||
Nur nichts zu Lieb',
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||
Als mit dem Ring am Finger.
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||
Valentin
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||
tritt vor.
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||
Wen lockst du hier? bei'm Element!
|
||
Vermaledeiter Rattenfänger!
|
||
Zum Teufel erst das Intstrument!
|
||
Zum Teufel hinterdrein den Sänger!
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||
Mephistopheles.
|
||
Die Cither ist entzwei! an der ist nichts zu halten.
|
||
Valentin.
|
||
Nun soll es an ein Schädelspalten!
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
Herr Doctor nicht gewichen! Frisch!
|
||
Hart an mich an, wie ich euch führe.
|
||
Heraus mit eurem Flederwisch!
|
||
Nur zugestoßen! Ich parire.
|
||
Valentin.
|
||
Parire den!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Warum denn nicht?
|
||
Valentin.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Auch den!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Gewiß!
|
||
|
||
Valentin.
|
||
Ich glaub' der Teufel ficht!
|
||
Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.
|
||
Mephistopheles
|
||
zu Faust.
|
||
Stoß' zu!
|
||
Valentin
|
||
fällt.
|
||
O weh!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Nun ist der Lümmel zahm!
|
||
Nun aber fort! Wir müssen gleich verschwinden:
|
||
Denn schon entsteht ein mörderlich Geschrei.
|
||
Ich weiß mich trefflich mit der Policei,
|
||
Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden.
|
||
Marthe
|
||
am Fenster.
|
||
Heraus! Heraus!
|
||
Gretchen
|
||
am Fenster.
|
||
Herbei ein Licht!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Marthe
|
||
wie oben.
|
||
Man schilt und rauft, man schreit und ficht.
|
||
Volk.
|
||
Da liegt schon einer todt!
|
||
|
||
Marthe
|
||
heraustretend.
|
||
Die Mörder sind sie denn entflohn?
|
||
Gretchen
|
||
heraustretend.
|
||
Wer liegt hier?
|
||
Volk.
|
||
Deiner Mutter Sohn.
|
||
Gretchen.
|
||
Allmächtiger! welche Noth!
|
||
Valentin.
|
||
Ich sterbe! das ist bald gesagt
|
||
Und bälder noch gethan.
|
||
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
|
||
Kommt her und hört mich an!
|
||
Alle treten um ihn.
|
||
Mein Gretchen sieh! du bist noch jung,
|
||
Bist gar noch nicht gescheidt genung,
|
||
Machst deine Sachen schlecht.
|
||
Ich sag' dir's im Vertrauen nur:
|
||
Du bist doch nun einmal eine Hur';
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
So sei's auch eben recht.
|
||
Gretchen.
|
||
Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
|
||
Valentin.
|
||
|
||
Laß unsern Herr Gott aus dem Spaß.
|
||
Geschehn ist leider nun geschehn,
|
||
Und wie es gehn kann, so wird's gehn.
|
||
Du fingst mit Einem heimlich an,
|
||
Bald kommen ihrer mehre dran,
|
||
|
||
Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
|
||
So hat dich auch die ganze Stadt.
|
||
Wenn erst die Schande wird geboren,
|
||
Wird sie heimlich zur Welt gebracht,
|
||
Und man zieht den Schleier der Nacht
|
||
Ihr über Kopf und Ohren;
|
||
Ja, man möchte sie gern ermorden.
|
||
Wächs't sie aber und macht sich groß,
|
||
Dann geht sie auch bei Tage bloß,
|
||
Und ist doch nicht schöner geworden.
|
||
Je häßlicher wird ihr Gesicht,
|
||
Je mehr sucht sie des Tages Licht.
|
||
Ich seh' wahrhaftig schon die Zeit,
|
||
Daß alle brave Bürgersleut',
|
||
Wie von einer angesteckten Leichen,
|
||
Von dir, du Metze! seitab weichen.
|
||
Dir soll das Herz im Leib verzagen,
|
||
Wenn sie dir in die Augen sehn!
|
||
Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
|
||
In der Kirche nicht mehr am Altar stehn!
|
||
In einem schönen Spitzenkragen
|
||
Dich nicht bei'm Tanze wohlbehagen!
|
||
In eine finstre Jammerecken
|
||
Unter Bettler und Krüppel dich verstecken,
|
||
Und wenn dir denn auch Gott verzeiht,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Auf Erden sein vermaledeit!
|
||
|
||
Marthe.
|
||
Befehlt eure Seele Gott zu Gnaden!
|
||
Wollt ihr noch Lästrung auf euch laden?
|
||
|
||
Valentin.
|
||
Könnt' ich dir nur an den dürren Leib,
|
||
Du schändlich kupplerisches Weib!
|
||
Da hofft' ich aller meiner Sünden
|
||
Vergebung reiche Maß zu finden.
|
||
Gretchen.
|
||
Mein Bruder! Welche Höllenpein!
|
||
Valentin.
|
||
Ich sage, laß die Thränen sein!
|
||
Da du dich sprachst der Ehre los,
|
||
Gabst mir den schwersten Herzenstoß.
|
||
Ich gehe durch den Todesschlaf
|
||
Zu Gott ein als Soldat und brav.
|
||
Stirbt.
|
||
|
||
Dom.
|
||
Amt, Orgel und Gesang.
|
||
Gretchen unter vielem Volke. Böser Geist hinter Gretchen.
|
||
Böser Geist.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wie anders, Gretchen, war dir's,
|
||
Als du noch voll Unschuld
|
||
Hier zum Altar trat'st,
|
||
Aus dem vergriffnen Büchelchen
|
||
Gebete lalltest,
|
||
Halb Kinderspiele,
|
||
Halb Gott im Herzen!
|
||
Gretchen!
|
||
Wo steht dein Kopf?
|
||
In deinem Herzen,
|
||
Welche Missethat?
|
||
Bet'st du für deiner Mutter Seele, die
|
||
Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief?
|
||
Auf deiner Schwelle wessen Blut?
|
||
--- Und unter deinem Herzen
|
||
Regt sich's nicht quillend schon,
|
||
Und ängstet dich und sich
|
||
Mit ahnungsvoller Gegenwart?
|
||
|
||
Gretchen.
|
||
Weh! Weh!
|
||
Wär' ich der Gedanken los,
|
||
Die mir herüber und hinüber gehen
|
||
Wider mich!
|
||
Chor.
|
||
Dies irae, dies illa
|
||
Solvet saeclum in favilla.
|
||
Orgelton.
|
||
Böser Geist.
|
||
Grimm faßt dich!
|
||
Die Posaune tönt!
|
||
Die Gräber beben!
|
||
Und dein Herz,
|
||
Aus Aschenruh
|
||
Zu Flammenqualen
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Wieder aufgeschaffen,
|
||
Bebt auf!
|
||
Gretchen.
|
||
Wär' ich hier weg!
|
||
Mir ist als ob die Orgel mir
|
||
Den Athem versetzte,
|
||
Gesang mein Herz
|
||
Im Tiefsten lös'te.
|
||
Chor.
|
||
Judex ergo cum sedebit,
|
||
Quidquid latet adparebit,
|
||
Nil inultum remanebit.
|
||
Gretchen.
|
||
Mir wird so eng!
|
||
Die Mauern-Pfeiler
|
||
Befangen mich!
|
||
|
||
Das Gewölbe
|
||
Drängt mich! --- Luft!
|
||
Böser Geist.
|
||
Verbirg dich! Sünd' und Schande
|
||
Bleibt nicht verborgen.
|
||
Luft? Licht?
|
||
Weh dir!
|
||
Chor.
|
||
Quid sum miser tunc dicturus?
|
||
Quem patronum rogaturus?
|
||
Cum vix justus sit securus.
|
||
Böser Geist.
|
||
Ihr Antlitz wenden
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Verklärte von dir ab.
|
||
Die Hände dir zu reichen,
|
||
Schauert's den Reinen.
|
||
Weh!
|
||
Chor.
|
||
Quid sum miser tunc dicturus?
|
||
Gretchen.
|
||
Nachbarin! Euer Fläschchen! --Sie fällt in Ohnmacht.
|
||
|
||
Walpurgisnacht.
|
||
Harzgebirg. Gegend von Schierke und Elend.
|
||
Faust. Mephistopheles.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Verlangst du nicht nach einem Besenstiele?
|
||
Ich wünschte mir den allerderbsten Bock.
|
||
Auf diesem Weg sind wir noch weit vom Ziele.
|
||
Faust.
|
||
So lang ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle,
|
||
Genügt mir dieser Knotenstock.
|
||
Was hilft's daß man den Weg verkürzt! --Im Labyrinth der Thäler hinzuschleichen,
|
||
Dann diesen Felsen zu ersteigen,
|
||
Von dem der Quell sich ewig sprudelnd stürzt,
|
||
Das ist die Lust, die solche Pfade würzt!
|
||
Der Frühling webt schon in den Birken
|
||
Und selbst die Fichte fühlt ihn schon;
|
||
Sollt' er nicht auch auf unsre Glieder wirken?
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Fürwahr ich spüre nichts davon!
|
||
Mir ist es winterlich im Leibe;
|
||
|
||
Ich wünschte Schnee und Frost auf meiner Bahn.
|
||
Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe
|
||
Des rothen Monds mit später Gluth heran,
|
||
Und leuchtet schlecht, daß man bei jedem Schritte,
|
||
Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt!
|
||
Erlaub' daß ich ein Irrlicht bitte!
|
||
Dort seh' ich eins, das eben lustig brennt.
|
||
He da! mein Freund! Darf ich dich zu uns fodern?
|
||
Was willst du so vergebens lodern?
|
||
Sei doch so gut und leucht' uns da hinauf!
|
||
Irrlicht.
|
||
Aus Ehrfurcht, hoff' ich, soll es mir gelingen,
|
||
Mein leichtes Naturell zu zwingen;
|
||
Nur zickzack geht gewöhnlich unser Lauf.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ei! Ei! Er denkt's den Menschen nachzuahmen.
|
||
Geh' Er nur g'rad', in's Teufels Namen!
|
||
Sonst blas' ich Ihm Sein Flacker-Leben aus.
|
||
Irrlicht.
|
||
Ich merke wohl, ihr seid der Herr vom Haus,
|
||
Und will mich gern nach euch bequemen.
|
||
Allein bedenkt! der Berg ist heute zaubertoll,
|
||
Und wenn ein Irrlicht euch die Wege weisen soll,
|
||
So müßt ihr's so genau nicht nehmen.
|
||
Faust, Mephistopheles, Irrlicht
|
||
im Wechselgesang.
|
||
|
||
In die Traum- und Zaubersphäre
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Sind wir, scheint es, eingegangen.
|
||
Führ' uns gut und mach' dir Ehre!
|
||
Daß wir vorwärts bald gelangen,
|
||
In den weiten öden Räumen.
|
||
|
||
Seh' die Bäume hinter Bäumen,
|
||
Wie sie schnell vorüber rücken,
|
||
Und die Klippen, die sich bücken,
|
||
Und die langen Felsennasen,
|
||
Wie sie schnarchen, wie sie blasen!
|
||
Durch die Steine, durch den Rasen
|
||
Eilet Bach und Bächlein nieder.
|
||
Hör' ich Rauschen? hör' ich Lieder?
|
||
Hör' ich holde Liebesklage,
|
||
Stimmen jener Himmelstage?
|
||
Was wir hoffen, was wir lieben!
|
||
Und das Echo, wie die Sage
|
||
Alter Zeiten, hallet wider.
|
||
Uhu! Schuhu! tönt es näher,
|
||
Kauz und Kibitz und der Häher,
|
||
Sind sie alle wach geblieben?
|
||
Sind das Molche durch's Gesträuche?
|
||
Lange Beine, dicke Bäuche!
|
||
Und die Wurzeln, wie die Schlangen,
|
||
Winden sich aus Fels und Sande,
|
||
Strecken wunderliche Bande,
|
||
Uns zu schrecken, uns zu fangen;
|
||
Aus belebten derben Masern
|
||
Strecken sie Polypenfasern
|
||
Nach dem Wandrer. Und die Mäuse
|
||
Tausendfärbig, schaarenweise,
|
||
Durch das Moos und durch die Heide!
|
||
Und die Funkenwürmer fliegen,
|
||
Mit gedrängten Schwärme-Zügen,
|
||
Zum verwirrenden Geleite.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Aber sag' mir ob wir stehen,
|
||
Oder ob wir weiter gehen?
|
||
Alles, alles scheint zu drehen,
|
||
Fels und Bäume, die Gesichter
|
||
Schneiden, und die irren Lichter,
|
||
Die sich mehren, die sich blähen.
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Fasse wacker meinen Zipfel!
|
||
Hier ist so ein Mittelgipfel,
|
||
Wo man mit Erstaunen sieht,
|
||
Wie im Berg der Mammon glüht.
|
||
Faust.
|
||
Wie seltsam glimmert durch die Gründe
|
||
Ein morgenröthlich trüber Schein!
|
||
Und selbst bis in die tiefen Schlünde
|
||
Des Abgrunds wittert er hinein.
|
||
Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
|
||
Hier leuchtet Gluth aus Dunst und Flor,
|
||
Dann schleicht sie wie ein zarter Faden,
|
||
Dann bricht sie wie ein Quell hervor.
|
||
Hier schlingt sie eine ganze Strecke,
|
||
Mit hundert Adern, sich durch's Thal,
|
||
Und hier in der gedrängten Ecke
|
||
Vereinzelt sie sich auf einmal.
|
||
Da sprühen Funken in der Nähe,
|
||
Wie ausgestreuter goldner Sand.
|
||
Doch schau'! in ihrer ganzen Höhe
|
||
Entzündet sich die Felsenwand.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Erleuchtet nicht zu diesem Feste
|
||
Herr Mammon prächtig den Palast?
|
||
|
||
Ein Glück daß du's gesehen hast;
|
||
Ich spüre schon die ungestümen Gäste.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Faust.
|
||
Wie ras't die Windsbraut durch die Luft!
|
||
Mit welchen Schlägen trifft sie meinen Nacken!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Du mußt des Felsens alte Rippen packen,
|
||
Sonst stürzt sie dich hinab in dieser Schlünde Gruft.
|
||
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
|
||
Höre wie's durch die Wälder kracht!
|
||
Aufgescheucht fliegen die Eulen.
|
||
Hör', es splittern die Säulen
|
||
Ewig grüner Paläste.
|
||
Girren und Brechen der Äste!
|
||
Der Stämme mächtiges Dröhnen!
|
||
Der Wurzeln Knarren und Gähnen!
|
||
Im fürchterlich verworrenen Falle
|
||
Über einander krachen sie alle,
|
||
Und durch die übertrümmerten Klüfte
|
||
Zischen und heulen die Lüfte.
|
||
Hörst du Stimmen in der Höhe?
|
||
In der Ferne, in der Nähe?
|
||
Ja, den ganzen Berg entlang
|
||
Strömt ein wüthender Zaubergesang!
|
||
Hexen im Chor.
|
||
|
||
Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
|
||
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
|
||
Dort sammelt sich der große Hauf,
|
||
Herr Urian sitzt oben auf.
|
||
|
||
So geht es über Stein und Stock,
|
||
Es f---t die Hexe, es st---t der Bock.
|
||
|
||
Stimme.
|
||
Die alte Baubo kommt allein;
|
||
Sie reitet auf einem Mutterschwein.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Chor.
|
||
|
||
So Ehre denn, wem Ehre gebührt!
|
||
Frau Baubo vor! und angeführt!
|
||
Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf,
|
||
Da folgt der ganze Hexenhauf.
|
||
|
||
Stimme.
|
||
Welchen Weg kommst du her?
|
||
Stimme.
|
||
Über'n Ilsenstein!
|
||
Da guckt' ich der Eule in's Nest hinein.
|
||
Die macht' ein Paar Augen!
|
||
Stimme.
|
||
O fahre zur Hölle!
|
||
Was reit'st du so schnelle!
|
||
Stimme.
|
||
Mich hat sie geschunden,
|
||
Da sieh nur die Wunden!
|
||
|
||
Hexen. Chor.
|
||
Der Weg ist breit, der Weg ist lang,
|
||
Was ist das für ein toller Drang?
|
||
Die Gabel sticht, der Besen kratzt,
|
||
Das Kind erstickt, die Mutter platzt.
|
||
|
||
Hexenmeister. Halbes Chor.
|
||
Wir schleichen wie die Schneck' im Haus,
|
||
Die Weiber alle sind voraus.
|
||
Denn, geht es zu des Bösen Haus,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das Weib hat tausend Schritt voraus.
|
||
Andre Hälfte.
|
||
Wir nehmen das nicht so genau,
|
||
Mit tausend Schritten macht's die Frau;
|
||
Doch, wie sie auch sich eilen kann,
|
||
Mit Einem Sprunge macht's der Mann.
|
||
Stimme
|
||
oben.
|
||
Kommt mit, kommt mit, vom Felsensee!
|
||
Stimmen
|
||
von unten.
|
||
Wir möchten gerne mit in die Höh.
|
||
Wir waschen und blank sind wir ganz und gar;
|
||
Aber auch ewig unfruchtbar.
|
||
Beide Chöre.
|
||
|
||
Es schweigt der Wind, es flieht der Stern,
|
||
Der trübe Mond verbirgt sich gern.
|
||
Im Sausen sprüht das Zauber-Chor
|
||
Viel tausend Feuerfunken hervor.
|
||
|
||
Stimme
|
||
von unten.
|
||
Halte! Halte!
|
||
Stimme
|
||
von oben.
|
||
Wer ruft da aus der Felsenspalte?
|
||
Stimme
|
||
unten.
|
||
Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
|
||
Ich steige schon dreihundert Jahr,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Und kann den Gipfel nicht erreichen.
|
||
Ich wäre gern bei Meinesgleichen.
|
||
Beide Chöre
|
||
Es trägt der Besen, trägt der Stock,
|
||
Die Gabel trägt, es trägt der Bock;
|
||
Wer heute sich nicht heben kann,
|
||
Ist ewig ein verlorner Mann.
|
||
Halbhexe
|
||
unten.
|
||
Ich tripple nach, so lange Zeit;
|
||
Wie sind die andern schon so weit!
|
||
Ich hab' zu Hause keine Ruh,
|
||
Und komme hier doch nicht dazu.
|
||
Chor der Hexen.
|
||
Die Salbe gibt den Hexen Muth,
|
||
Ein Lumpen ist zum Segel gut,
|
||
Ein gutes Schiff ist jeder Trog;
|
||
Der flieget nie, der heut nicht flog.
|
||
Beide Chöre.
|
||
Und wenn wir um den Gipfel ziehn,
|
||
So streichet an dem Boden hin.
|
||
Und deckt die Heide weit und breit
|
||
Mit eurem Schwarm der Hexenheit.
|
||
Sie lassen sich nieder.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das drängt und stößt, das ruscht und klappert!
|
||
Das zischt und quirlt, das zieht und plappert!
|
||
Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt!
|
||
Ein wahres Hexenelement!
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt.
|
||
Wo bist du?
|
||
Faust
|
||
in der Ferne.
|
||
Hier!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Was! dort schon hingerissen?
|
||
Da werd' ich Hausrecht brauchen müssen.
|
||
Platz! Junker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz!
|
||
Hier, Doctor, fasse mich! und nun, in Einem Satz,
|
||
Laß uns aus dem Gedräng' entweichen;
|
||
Es ist zu toll, sogar für Meinesgleichen.
|
||
Dort neben leuchtet was mit ganz besondrem Schein,
|
||
Es zieht mich was nach jenen Sträuchen.
|
||
Komm, komm! wir schlupfen da hinein.
|
||
Faust.
|
||
Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich führen.
|
||
Ich denke doch, das war recht klug gemacht;
|
||
Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht,
|
||
Um uns beliebig nun hieselbst zu isoliren.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Da sieh nur welche bunten Flammen!
|
||
Es ist ein muntrer Club beisammen.
|
||
Im Kleinen ist man nicht allein.
|
||
Faust.
|
||
Doch droben möcht' ich lieber sein!
|
||
Schon seh' ich Gluth und Wirbelrauch.
|
||
Dort strömt die Menge zu dem Bösen;
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Da muß sich manches Räthsel lösen.
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Goethe: "Faust"
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||
Mephistopheles.
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||
Doch manches Räthsel knüpft sich auch.
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||
Laß du die große Welt nur sausen,
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||
Wir wollen hier im Stillen hausen.
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||
Es ist doch lange hergebracht,
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||
Daß in der großen Welt man kleine Welten macht.
|
||
Da seh' ich junge Hexchen nackt und bloß,
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||
Und alte die sich klug verhüllen.
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||
Seid freundlich, nur um meinetwillen;
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||
Die Müh ist klein, der Spaß ist groß.
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||
Ich höre was von Instrumenten tönen!
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||
Verflucht Geschnarr! Man muß sich dran gewöhnen.
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||
Komm mit! Komm mit! Es kann nicht anders sein,
|
||
Ich tret' heran und führe dich herein,
|
||
Und ich verbinde dich auf's neue.
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||
Was sagst du, Freund? das ist kein kleiner Raum.
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||
Da sieh nur hin! du siehst das Ende kaum.
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||
Ein Hundert Feuer brennen in der Reihe;
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||
Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt;
|
||
Nun sage mir, wo es was Bessers gibt?
|
||
Faust.
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||
Willst du dich nun, um uns hier einzuführen,
|
||
Als Zaubrer oder Teufel produciren?
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||
Mephistopheles.
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||
Zwar bin ich sehr gewohnt incognito zu gehn,
|
||
Doch läßt am Galatag man seinen Orden sehn.
|
||
Ein Knieband zeichnet mich nicht aus,
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||
Doch ist der Pferdefuß hier ehrenvoll zu Haus.
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||
Siehst du die Schnecke da? Sie kommt herangekrochen;
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||
Mit ihrem tastenden Gesicht
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||
|
||
Hat sie mir schon was abgerochen.
|
||
Wenn ich auch will, verläugn' ich hier mich nicht.
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||
Komm nur! von Feuer gehen wir zu Feuer,
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||
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
Ich bin der Werber und du bist der Freier.
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||
Zu einigen, die um verglimmende Kohlen sitzen.
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||
Ihr alten Herrn, was macht ihr hier am Ende?
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||
Ich lobt' euch, wenn ich euch hübsch in der Mitte fände,
|
||
Von Saus umzirkt und Jugendbraus;
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||
Genug allein ist jeder ja zu Haus.
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||
General.
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||
Wer mag auf Nationen trauen!
|
||
Man habe noch so viel für sie gethan;
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||
Denn bei dem Volk, wie bei den Frauen,
|
||
Steht immerfort die Jugend oben an.
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||
Minister.
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||
Jetzt ist man von dem Rechten allzuweit,
|
||
Ich lobe mir die guten Alten;
|
||
Denn freilich, da wir alles galten,
|
||
Da war die rechte goldne Zeit.
|
||
Parvenu.
|
||
Wir waren wahrlich auch nicht dumm,
|
||
Und thaten oft was wir nicht sollten;
|
||
Doch jetzo kehrt sich alles um und um,
|
||
Und eben da wir's fest erhalten wollten.
|
||
Autor.
|
||
Wer mag wohl überhaupt jetzt eine Schrift
|
||
Von mäßig klugem Inhalt lesen!
|
||
Und was das liebe junge Volk betrifft,
|
||
Das ist noch nie so naseweis gewesen.
|
||
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||
Mephistopheles
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||
der auf einmal sehr alt erscheint.
|
||
Zum jüngsten Tag fühl' ich das Volk gereift,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
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||
Da ich zum letztenmal den Hexenberg ersteige,
|
||
Und, weil mein Fäßchen trübe läuft,
|
||
So ist die Welt auch auf der Neige.
|
||
Trödelhexe.
|
||
Ihr Herren geht nicht so vorbei!
|
||
Laßt die Gelegenheit nicht fahren!
|
||
Aufmerksam blickt nach meinen Waaren;
|
||
Es steht dahier gar mancherlei.
|
||
Und doch ist nichts in meinem Laden,
|
||
Dem keiner auf der Erde gleicht,
|
||
Das nicht einmal zum tücht'gen Schaden
|
||
Der Menschen und der Welt gereicht.
|
||
Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen,
|
||
Kein Kelch, aus dem sich nicht, in ganz gesunden Leib,
|
||
Verzehrend heißes Gift ergossen,
|
||
Kein Schmuck, der nicht ein liebenswürdig Weib
|
||
Verführt, kein Schwert, das nicht den Bund gebrochen,
|
||
Nicht etwa hinterrücks den Gegenmann durchstochen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten,
|
||
Gethan geschehn! Geschehn gethan!
|
||
Verleg' Sie sich auf Neuigkeiten!
|
||
Nur Neuigkeiten ziehn uns an.
|
||
Faust.
|
||
Daß ich mich nur nicht selbst vergesse!
|
||
Heiß' ich mir das doch eine Messe!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Der ganze Strudel strebt nach oben;
|
||
Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben.
|
||
Faust.
|
||
Wer ist denn das?
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Betrachte sie genau!
|
||
Lilith ist das.
|
||
Faust.
|
||
Wer!
|
||
|
||
Mephistopheles.
|
||
Adams erste Frau.
|
||
Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren,
|
||
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
|
||
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
|
||
So läßt sie ihn sobald nicht wieder fahren.
|
||
Faust.
|
||
Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen;
|
||
Die haben schon was Rechts gesprungen!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das hat nun heute keine Ruh.
|
||
Es geht zum neuen Tanz; nun komm! wir greifen zu.
|
||
Faust
|
||
mit der Jungen tanzend.
|
||
Einst hatt' ich einen schönen Traum;
|
||
Da sah ich einen Apfelbaum,
|
||
Zwei schöne Äpfel glänzten dran,
|
||
Sie reizten mich, ich stieg hinan.
|
||
|
||
Die Schöne.
|
||
Der Äpfelchen begehrt ihr sehr
|
||
Und schon vom Paradiese her.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Von Freuden fühl' ich mich bewegt,
|
||
Daß auch mein Garten solche trägt.
|
||
Mephistopheles
|
||
mit der Alten.
|
||
Einst hatt' ich einen wüsten Traum;
|
||
Da sah ich einen gespaltnen Baum,
|
||
Der hatt' ein --- ---;
|
||
So --- es war, gefiel mir's doch.
|
||
Die Alte.
|
||
Ich biete meinen besten Gruß
|
||
Dem Ritter mit dem Pferdefuß!
|
||
Halt' Er einen --- --- bereit,
|
||
Wenn Er --- --- --- nicht scheut.
|
||
Proktophantasmist.
|
||
Verfluchtes Volk! was untersteht ihr euch?
|
||
Hat man euch lange nicht bewiesen,
|
||
Ein Geist steht nie auf ordentlichen Füßen?
|
||
Nun tanzt ihr gar, uns andern Menschen gleich!
|
||
Die Schöne
|
||
tanzend.
|
||
Was will denn der auf unserm Ball?
|
||
Faust
|
||
tanzend.
|
||
Ei! der ist eben überall.
|
||
Was andre tanzen muß er schätzen.
|
||
Kann er nicht jeden Schritt beschwätzen,
|
||
So ist der Schritt so gut als nicht geschehn.
|
||
Am meisten ärgert ihn, sobald wir vorwärts gehn.
|
||
|
||
Wenn ihr euch so im Kreise drehen wolltet,
|
||
Wie er's in seiner alten Mühle thut,
|
||
Das hieß' er allenfalls noch gut;
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Besonders wenn ihr ihn darum begrüßen solltet.
|
||
Proktophantasmist.
|
||
Ihr seid noch immer da! Nein das ist unerhört.
|
||
Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt!
|
||
Das Teufelspack es fragt nach keiner Regel.
|
||
Wir sind so klug und dennoch spukt's in Tegel.
|
||
Wie lange hab' ich nicht am Wahn hinausgekehrt
|
||
Und nie wird's rein, das ist doch unerhört!
|
||
Die Schöne.
|
||
So hört doch auf uns hier zu ennuyiren!
|
||
Proktophantasmist.
|
||
Ich sag's euch Geistern in's Gesicht,
|
||
Den Geistesdespotismus leid' ich nicht;
|
||
Mein Geist kann ihn nicht exerciren.
|
||
Es wird fortgetanzt.
|
||
Heut, seh' ich, will mir nichts gelingen;
|
||
Doch eine Reise nehm' ich immer mit
|
||
Und hoffe noch, vor meinem letzten Schritt,
|
||
Die Teufel und die Dichter zu bezwingen.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Er wird sich gleich in eine Pfütze setzen,
|
||
Das ist die Art wie er sich soulagirt,
|
||
Und wenn Blutegel sich an seinem Steiß ergetzen,
|
||
Ist er von Geistern und von Geist curirt.
|
||
Zu Faust, der aus dem Tanz getreten ist.
|
||
Was lässest du das schöne Mädchen fahren,
|
||
Das dir zum Tanz so lieblich sang?
|
||
|
||
Faust.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ach! mitten im Gesange sprang
|
||
Ein rothes Mäuschen ihr aus dem Munde.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das ist was Rechts! Das nimmt man nicht genau;
|
||
Genug die Maus war doch nicht grau.
|
||
Wer fragt darnach in einer Schäferstunde?
|
||
Faust.
|
||
Dann sah' ich --Mephistopheles.
|
||
Was?
|
||
|
||
Faust.
|
||
Mephisto, siehst du dort
|
||
Ein blasses schönes Kind allein und ferne stehen?
|
||
Sie schiebt sich langsam nur vom Ort,
|
||
Sie scheint mit geschloss'nen Füßen zu gehen.
|
||
Ich muß bekennen, daß mir däucht,
|
||
Daß sie dem guten Gretchen gleicht.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Laß das nur stehn! Dabei wird's niemand wohl.
|
||
Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol.
|
||
Ihm zu begegnen ist nicht gut;
|
||
Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut,
|
||
Und er wird fast in Stein verkehrt,
|
||
Von der Meduse hast du ja gehört.
|
||
Faust.
|
||
Fürwahr es sind die Augen einer Todten,
|
||
Die eine liebende Hand nicht schloß.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten,
|
||
Das ist der süße Leib, den ich genoß.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Das ist die Zauberei, du leicht verführter Thor!
|
||
Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor.
|
||
Faust.
|
||
Welch eine Wonne! welch ein Leiden!
|
||
Ich kann von diesem Blick nicht scheiden.
|
||
Wie sonderbar muß diesen schönen Hals
|
||
Ein einzig rothes Schnürchen schmücken,
|
||
Nicht breiter als ein Messerrücken!
|
||
Mephistopheles.
|
||
Ganz recht! ich seh' es ebenfalls.
|
||
Sie kann das Haupt auch unter'm Arme tragen;
|
||
Denn Perseus hat's ihr abgeschlagen. --Nur immer diese Lust zum Wahn!
|
||
Komm doch das Hügelchen heran,
|
||
Hier ist's so lustig wie im Prater;
|
||
Und hat man mir's nicht angethan,
|
||
So seh' ich wahrlich ein Theater.
|
||
Was gibt's denn da?
|
||
Servibilis.
|
||
Gleich fängt man wieder an.
|
||
Ein neues Stück, das letzte Stück von sieben;
|
||
Soviel zu geben ist allhier der Brauch.
|
||
Ein Dilettant hat es geschrieben,
|
||
Und Dilettanten spielen's auch.
|
||
|
||
Verzeiht ihr Herrn, wenn ich verschwinde;
|
||
Mich dilettirt's den Vorhang aufzuziehn.
|
||
Mephistopheles.
|
||
Wenn ich euch auf dem Blocksberg finde,
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Das find' ich gut; denn da gehört ihr hin.
|
||
|
||
Walpurgisnachtstraum oder Oberons und Titanias goldne Hochzeit.
|
||
Intermezzo.
|
||
|
||
Theatermeister.
|
||
Heute ruhen wir einmal
|
||
Miedings wackre Söhne.
|
||
Alter Berg und feuchtes Thal,
|
||
Das ist die ganze Scene!
|
||
Herold.
|
||
Daß die Hochzeit golden sei
|
||
Soll'n funfzig Jahr sein vorüber;
|
||
Aber ist der Streit vorbei,
|
||
Das golden ist mir lieber.
|
||
Oberon.
|
||
Seid ihr Geister wo ich bin,
|
||
So zeigt's in diesen Stunden;
|
||
König und die Königin,
|
||
Sie sind auf's neu verbunden.
|
||
Puck.
|
||
Kommt der Puck und dreht sich quer
|
||
Und schleift den Fuß im Reihen;
|
||
Hundert kommen hinterher
|
||
Sich auch mit ihm zu freuen.
|
||
Ariel.
|
||
Ariel bewegt den Sang
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
In himmlisch reinen Tönen;
|
||
|
||
Viele Fratzen lockt sein Klang,
|
||
Doch lockt er auch die Schönen.
|
||
Oberon.
|
||
Gatten, die sich vertragen wollen,
|
||
Lernen's von uns beiden!
|
||
Wenn sich zweie lieben sollen,
|
||
Braucht man sie nur zu scheiden.
|
||
Titania.
|
||
Schmollt der Mann und grillt die Frau,
|
||
So faßt sie nur behende,
|
||
Führt mir nach dem Mittag Sie
|
||
Und Ihn an Nordens Ende.
|
||
Orchester Tutti.
|
||
Fortissimo.
|
||
Fliegenschnauz' und Mückennas'
|
||
Mit ihren Anverwandten,
|
||
Frosch im Laub und Grill' im Gras
|
||
Das sind die Musikanten!
|
||
Solo.
|
||
Seht da kommt der Dudelsack!
|
||
Es ist die Seifenblase.
|
||
Hört den Schneckeschnickeschnack
|
||
Durch seine stumpfe Nase.
|
||
Geist der sich erst bildet.
|
||
Spinnenfuß und Krötenbauch
|
||
Und Flügelchen dem Wichtchen!
|
||
Zwar ein Thierchen gibt es nicht,
|
||
Doch gibt es ein Gedichtchen.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Ein Pärchen.
|
||
Kleiner Schritt und hoher Sprung
|
||
Durch Honigthau und Düfte;
|
||
Zwar du trippelst mir genung,
|
||
Doch geht's nicht in die Lüfte.
|
||
Neugieriger Reisender.
|
||
Ist das nicht Maskeraden-Spott?
|
||
Soll ich den Augen trauen,
|
||
Oberon den schönen Gott
|
||
Auch heute hier zu schauen?
|
||
Orthodox.
|
||
Keine Klauen, keinen Schwanz!
|
||
Doch bleibt es außer Zweifel,
|
||
So wie die Götter Griechenlands,
|
||
So ist auch er ein Teufel.
|
||
Nordischer Künstler.
|
||
Was ich ergreife das ist heut
|
||
Fürwahr nur skizzenweise;
|
||
Doch ich bereite mich bei Zeit
|
||
Zur italiän'schen Reise.
|
||
Purist.
|
||
Ach! mein Unglück führt mich her:
|
||
Wie wird nicht hier geludert!
|
||
Und von dem ganzen Hexenheer
|
||
Sind zweie nur gepudert.
|
||
Junge Hexe.
|
||
Der Puder ist so wie der Rock
|
||
Für alt' und graue Weibchen;
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Drum sitz' ich nackt auf meinem Bock
|
||
Und zeig' ein derbes Leibchen.
|
||
Matrone.
|
||
Wir haben zu viel Lebensart
|
||
Um hier mit euch zu maulen;
|
||
Doch hoff' ich, sollt ihr jung und zart,
|
||
So wie ihr seid, verfaulen.
|
||
Capellmeister.
|
||
Fliegenschnauz' und Mückennas'
|
||
Umschwärmt mir nicht die Nackte!
|
||
Frosch im Laub und Grill' im Gras
|
||
So bleibt doch auch im Tacte!
|
||
Windfahne
|
||
nach der einen Seite.
|
||
Gesellschaft wie man wünschen kann.
|
||
Wahrhaftig lauter Bräute!
|
||
Und Junggesellen, Mann für Mann,
|
||
Die hoffnungsvollsten Leute.
|
||
Windfahne
|
||
nach der andern Seite.
|
||
Und thut sich nicht der Boden auf
|
||
Sie alle zu verschlingen,
|
||
So will ich mit behendem Lauf
|
||
Gleich in die Hölle springen.
|
||
Xenien.
|
||
Als Insecten sind wir da,
|
||
Mit kleinen scharfen Scheren,
|
||
Satan, unsern Herrn Papa,
|
||
Nach Würden zu verehren.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Hennings.
|
||
Seht! wie sie in gedrängter Schaar
|
||
Naiv zusammen scherzen.
|
||
Am Ende sagen sie noch gar,
|
||
Sie hätten gute Herzen.
|
||
Musaget.
|
||
Ich mag in diesem Hexenheer
|
||
Mich gar zu gern verlieren;
|
||
Denn freilich diese wüßt' ich eh'r,
|
||
Als Musen anzuführen.
|
||
Ci-devant Genius der Zeit.
|
||
Mit rechten Leuten wird man was.
|
||
Komm, fasse meinen Zipfel!
|
||
Der Blocksberg, wie der deutsche Parnaß,
|
||
Hat gar einen breiten Gipfel.
|
||
Neugieriger Reisender.
|
||
Sagt wie heißt der steife Mann?
|
||
Er geht mit stolzen Schritten.
|
||
Er schnopert was er schnopern kann.
|
||
"Er spürt nach Jesuiten."
|
||
Kranich.
|
||
In dem Klaren mag ich gern
|
||
Und auch im Trüben fischen;
|
||
Darum seht ihr den frommen Herrn
|
||
Sich auch mit Teufeln mischen.
|
||
Weltkind.
|
||
Ja für die Frommen, glaubet mir,
|
||
Ist alles ein Vehikel;
|
||
|
||
Sie bilden auf dem Blocksberg hier
|
||
Gar manches Conventikel.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Tänzer.
|
||
Da kommt ja wohl ein neues Chor?
|
||
Ich höre ferne Trommeln.
|
||
Nur ungestört! es sind im Rohr
|
||
Die unisonen Dommeln.
|
||
Tanzmeister.
|
||
Wie jeder doch die Beine lupft!
|
||
Sich wie er kann herauszieht!
|
||
Der Krumme springt, der Plumpe hupft
|
||
Und fragt nicht wie es aussieht.
|
||
Fideler.
|
||
Das haßt sich schwer das Lumpenpack
|
||
Und gäb' sich gern das Restchen;
|
||
Es eint sie hier der Dudelsack
|
||
Wie Orpheus Leier die Bestjen.
|
||
Dogmatiker.
|
||
Ich lasse mich nicht irre schrein,
|
||
Nicht durch Kritik noch Zweifel.
|
||
Der Teufel muß doch etwas sein;
|
||
Wie gäb's denn sonst auch Teufel?
|
||
Idealist.
|
||
Die Phantasie in meinem Sinn
|
||
Ist dießmal gar zu herrisch.
|
||
Fürwahr, wenn ich das alles bin,
|
||
So bin ich heute närrisch.
|
||
|
||
Realist.
|
||
Das Wesen ist mir recht zur Qual
|
||
Und muß mich baß verdrießen;
|
||
Ich stehe hier zum erstenmal
|
||
Nicht fest auf meinen Füßen.
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Supernaturalist.
|
||
Mit viel Vergnügen bin ich da
|
||
Und freue mich mit diesen;
|
||
Denn von den Teufeln kann ich ja
|
||
Auf gute Geister schließen.
|
||
Skeptiker.
|
||
Sie gehn den Flämmchen auf der Spur,
|
||
Und glaub'n sich nah dem Schatze.
|
||
Auf Teufel reimt der Zweifel nur;
|
||
Da bin ich recht am Platze.
|
||
Capellmeister.
|
||
Frosch im Laub und Grill' im Gras
|
||
Verfluchte Dilettanten!
|
||
Fliegenschnauz' und Mückennas'
|
||
Ihr seid doch Musikanten!
|
||
Die Gewandten.
|
||
Sanssouci so heißt das Heer
|
||
Von lustigen Geschöpfen,
|
||
Auf den Füßen geht's nicht mehr,
|
||
Drum gehn wir auf den Köpfen.
|
||
Die Unbehülflichen.
|
||
Sonst haben wir manchen Bissen erschranzt,
|
||
Nun aber Gott befohlen!
|
||
|
||
Unsere Schuhe sind durchgetanzt,
|
||
Wir laufen auf nackten Sohlen.
|
||
Irrlichter.
|
||
Von dem Sumpfe kommen wir,
|
||
Woraus wir erst entstanden;
|
||
Doch sind wir gleich im Reihen hier
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Die glänzenden Galanten.
|
||
Sternschnuppe.
|
||
Aus der Höhe schoß ich her
|
||
Im Stern- und Feuerscheine,
|
||
Liege nun im Grase quer,
|
||
Wer hilft mir auf die Beine?
|
||
Die Massiven.
|
||
Platz und Platz! und ringsherum!
|
||
So gehn die Gräschen nieder,
|
||
Geister kommen, Geister auch
|
||
Sie haben plumpe Glieder.
|
||
Puck.
|
||
Tretet nicht so mastig auf
|
||
Wie Elephantenkälber,
|
||
Und der plumpst' an diesem Tag
|
||
Sei Puck der derbe selber.
|
||
Ariel.
|
||
Gab die liebende Natur
|
||
Gab der Geist euch Flügel,
|
||
Folget meiner leichten Spur,
|
||
Auf zum Rosenhügel!
|
||
|
||
Orchester.
|
||
Pianissimo.
|
||
Wolkenzug und Nebelflor
|
||
Erhellen sich von oben.
|
||
Luft im Laub und Wind im Rohr
|
||
Und alles ist zerstoben.
|
||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
|
||
|
||
Trüber Tag.
|
||
Feld.
|
||
Faust. Mephistopheles.
|
||
Faust.
|
||
Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Missethäterin
|
||
im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin! --Verrätherischer nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht! --- Steh nur, steh! Wälze die
|
||
teuflischen Augen ingrimend im Kopf herum! Steh und trutze mir durch deine unerträgliche
|
||
Gegenwart! Gefangen! Im unwiederbringlichen Elend! Bösen Geistern übergeben und der richtenden
|
||
gefühllosen Menschheit! Und mich wiegst du indeß in abgeschmackten Zerstreuungen, verbirgst mir
|
||
ihren wachsenden Jammer und lässest sie hülflos verderben!
|
||
|
||
Mephistopheles.
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||
Sie ist die Erste nicht.
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Faust.
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Hund! abscheuliches Unthier! --- Wandle ihn, du unendlicher Geist! wandle den Wurm wieder in
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seine Hundsgestalt,
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wie er sich oft nächtlicher Weile gefiel vor mir herzutrotten, dem harmlosen Wandrer vor die Füße zu
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kollern und sich dem niederstürzenden auf die Schultern zu hängen. Wandl' ihn wieder in seine
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Lieblingsbildung, daß er vor mir im Sand auf dem Bauch krieche, ich ihn mit Füßen trete, den
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verworfnen! --- Die Erste nicht! --- Jammer! Jammer! von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr
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als ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elendes versank, daß nicht das erste genug that für die Schuld
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aller übrigen in seiner windenden Todesnoth vor den Augen des ewig Verzeihenden! Mir wühlt es
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Mark und Leben durch, das Elend dieser Einzigen; du grinsest gelassen über das Schicksal von
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Tausenden hin!
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Mephistopheles.
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Nun sind wir schon wieder an der Gränze unsres Witzes, da wo euch Menschen der Sinn
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überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn du sie nicht durchführen kannst? Willst
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Goethe: "Faust"
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fliegen und bist vor'm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?
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Faust.
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Fletsche deine gefräßigen Zähne mir nicht so entgegen! Mir ekelt's! --- Großer herrlicher Geist, der du
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mir zu erscheinen würdigtest, der du mein Herz kennest und meine Seele, warum an den
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Schandgesellen mich schmieden, der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt?
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Mephistopheles.
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Endigst du?
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Faust.
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Rette sie! oder weh dir! Den gräßlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende!
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Mephistopheles.
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Ich kann die Bande des Rächers nicht lösen, seine Riegel nicht öffnen. --- Rette sie! --- Wer war's, der
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sie in's Verderben stürzte? Ich oder du?
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Faust blickt wild umher.
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Mephistopheles.
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Greifst du nach dem Donner? Wohl, daß er euch elenden Sterblichen nicht gegeben ward! Den
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unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so Tyrannen-Art sich in Verlegenheiten Luft zu
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machen.
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||
Faust.
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Bringe mich hin! Sie soll frei sein!
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||
Mephistopheles.
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Und die Gefahr der du dich aussetzest? Wisse, noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand.
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||
Goethe: "Faust"
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Über des Erschlagenen Stätte schweben rächende Geister und lauern auf den wiederkehrenden
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Mörder.
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||
Faust.
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Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt über dich Ungeheuer! Führe mich hin, sag' ich, und
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||
befrei' sie!
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||
Mephistopheles.
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Ich führe! dich und was ich thun kann, höre! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des
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Thürners Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit
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Menschenhand. Ich wache! die Zauberpferde sind bereit, ich entführe euch. Das vermag ich.
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||
Faust.
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Auf und davon!
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Nacht.
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Offen Feld.
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Faust Mephistopheles, auf schwarzen Pferden daher brausend.
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||
Faust.
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Was weben die dort um den Rabenstein?
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Mephistopheles.
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Weiß nicht was sie kochen und schaffen.
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||
Faust.
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Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich.
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||
Goethe: "Faust"
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Mephistopheles.
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Eine Hexenzunft.
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Faust.
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Sie streuen und weihen.
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||
Mephistopheles.
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Vorbei! Vorbei!
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||
Kerker.
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Faust mit einem Bund Schlüssel und einer Lampe, vor einem eisernen Thürchen.
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||
Faust.
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Mich faßt ein längst entwohnter Schauer,
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Der Menschheit ganzer Jammer Faßt mich an.
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Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer,
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Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn!
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Du zauderst zu ihr zu gehen!
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Du fürchtest sie wieder zu sehen!
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Fort! Dein Zagen zögert den Tod heran.
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Er ergreift das Schloß. Es singt inwendig.
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Meine Mutter, die Hur',
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Die mich umgebracht hat!
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Mein Vater, der Schelm,
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Der mich gessen hat!
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Mein Schwesterlein klein
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Hub auf die Bein',
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An einem kühlen Ort;
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Da ward ich ein schönes Waldvögelein;
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Fliege fort, fliege fort!
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Faust
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Goethe: "Faust"
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||
aufschließend.
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Sie ahnet nicht, daß der Geliebte lauscht,
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Die Ketten klirren hört, das Stroh, das rauscht.
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Er tritt ein.
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Margarete
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sich auf dem Lager verbergend.
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||
Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod!
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Faust
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leise.
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Still! Still! ich komme dich zu befreien.
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||
Margarete
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||
sich vor ihn hinwälzend.
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||
Bist du ein Mensch, so fühle meine Noth.
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||
Faust.
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||
Du wirst die Wächter aus dem Schlafe schreien!
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||
Er faßt die Ketten, sie aufzuschließen.
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||
Margarete
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||
auf den Knieen.
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Wer hat dir Henker diese Macht
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Über mich gegeben!
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Du holst mich schon um Mitternacht.
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||
Erbarme dich und laß mich leben!
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Ist's morgen früh nicht zeitig genung?
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||
Sie steht auf.
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Bin ich doch noch so jung, so jung!
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Und soll schon sterben!
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||
Goethe: "Faust"
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Schön war ich auch, und das war mein Verderben.
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Nah war der Freund, nun ist er weit;
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||
Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut.
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||
Fasse mich nicht so gewaltsam an!
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||
Schone mich! Was hab' ich dir gethan?
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Laß mich nicht vergebens flehen,
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||
Hab' ich dich doch mein' Tage nicht gesehen!
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||
Faust.
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Werd' ich den Jammer überstehen!
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||
|
||
Margarete.
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||
Ich bin nun ganz in deiner Macht.
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||
Laß mich nur erst das Kind noch tränken.
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Ich herzt' es diese ganze Nacht;
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||
Sie nahmen mir's um mich zu kränken
|
||
Und sagen nun, ich hätt' es umgebracht.
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Und niemals werd' ich wieder froh.
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||
Sie singen Lieder auf mich! Es ist bös von den Leuten!
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||
Ein altes Mährchen endigt so,
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Wer heißt sie's deuten?
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||
Faust
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wirft sich nieder.
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||
Ein Liebender liegt dir zu Füßen
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||
Die Jammerknechtschaft aufzuschließen.
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Margarete
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wirft sich zu ihm.
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||
O laß uns knien die Heil'gen anzurufen!
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||
Sieh! unter diesen Stufen,
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Unter der Schwelle
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Siedet die Hölle!
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||
Der Böse,
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Mit furchtbarem Grimme,
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||
Macht ein Getöse!
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||
Goethe: "Faust"
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||
Faust
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laut.
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Gretchen! Gretchen!
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Margarete
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aufmerksam.
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Das war des Freundes Stimme!
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Sie springt auf. Die Ketten fallen ab.
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||
Wo ist er? Ich hab' ihn rufen hören.
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||
Ich bin frei! Mir soll niemand wehren.
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||
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||
An seinen Hals will ich fliegen,
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An seinem Busen liegen!
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||
Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle.
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||
Mitten durch's Heulen und Klappen der Hölle,
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||
Durch den grimmigen teuflischen Hohn,
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||
Erkannt' ich den süßen, den liebenden Ton.
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||
Faust.
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||
Ich bin's!
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||
Margarete.
|
||
Du bist's! O sag' es noch einmal!
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||
Ihn fassend.
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||
Er ist's! Er ist's! Wohin ist alle Qual?
|
||
Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten?
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||
Du bist's! Kommst mich zu retten!
|
||
Ich bin gerettet! --Schon ist die Straße wieder da,
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||
Auf der ich dich zum erstenmale sah.
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||
Und der heitere Garten,
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||
Wo ich und Marthe deiner warten.
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||
Faust
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||
Goethe: "Faust"
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||
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||
fortstrebend.
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Komm mit! Komm mit!
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||
Margarete.
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||
O weile!
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Weil' ich doch so gern wo du weilest.
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Liebkosend.
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||
Faust.
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||
Eile!
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||
Wenn du nicht eilest,
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||
Werden wir's theuer büßen müssen.
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||
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||
Margarete.
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||
Wie? du kannst nicht mehr küssen?
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||
Mein Freund, so kurz von mir entfernt,
|
||
Und hast's Küssen verlernt?
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||
Warum wird mir an dienem Halse so bang?
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||
Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken
|
||
Ein ganzer Himmel mich überdrang,
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||
Und du mich küßtest als wolltest du mich ersticken.
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||
Küsse mich!
|
||
Sonst küss' ich dich!
|
||
Sie umfaßt ihn.
|
||
O weh! deine Lippen sind kalt,
|
||
Sind stumm.
|
||
Wo ist dein Lieben
|
||
Geblieben?
|
||
Wer brachte mich drum?
|
||
Sie wendet sich von ihm.
|
||
Faust.
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||
|
||
|
||
Goethe: "Faust"
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||
|
||
Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Muth!
|
||
Ich herze dich mit tausendfacher Gluth;
|
||
Nur folge mir! Ich bitte dich nur dieß!
|
||
Margarete
|
||
zu ihm gewendet.
|
||
Und bist du's denn? Und bist du's auch gewiß?
|
||
Faust.
|
||
Ich bin's! Komm mit!
|
||
Margarete.
|
||
Du machst die Fesseln los,
|
||
Nimmst wieder mich in deinen Schoos.
|
||
Wie kommt es, daß du dich vor mir nicht scheust? --Und weißt du denn, mein Freund, wen du befreist?
|
||
|
||
Faust.
|
||
Komm! komm! Schon weicht die tiefe Nacht.
|
||
Margarete.
|
||
Meine Mutter hab' ich umgebracht,
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||
Mein Kind hab' ich ertränkt.
|
||
War es nicht dir und mir geschenkt?
|
||
Dir auch. --- Du bist's! ich glaub' es kaum.
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||
Gib deine Hand! Es ist kein Traum!
|
||
Deine liebe Hand! --- Ach aber sie ist feucht!
|
||
Wische sie ab! Wie mich däucht
|
||
Ist Blut dran.
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||
Ach Gott! Was hast du gethan!
|
||
Stecke den Degen ein;
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||
Ich bitte dich drum!
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||
Faust.
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||
Laß das Vergangne vergangen sein,
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||
Goethe: "Faust"
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||
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||
Du bringst mich um.
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||
Margarete.
|
||
Nein, du mußt übrig bleiben!
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||
Ich will dir die Gräber beschreiben.
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||
Für die mußt du sorgen
|
||
Gleich morgen;
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||
Der Mutter den besten Platz geben,
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||
Meinen Bruder sogleich darneben,
|
||
Mich ein wenig bei Seit',
|
||
Nur nicht gar zu weit!
|
||
Und das Kleine mir an die rechte Brust.
|
||
Niemand wird sonst bei mir liegen! --Mich an deine Seite zu schmiegen
|
||
Das war ein süßes, ein holdes Glück!
|
||
|
||
Aber es will mir nicht mehr gelingen;
|
||
Mir ist's als müßt' ich mich zu dir zwingen,
|
||
Als stießest du mich von dir zurück;
|
||
Und doch bist du's und blickst so gut, so fromm.
|
||
Faust.
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||
Fühlst du daß ich es bin, so komm!
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||
Margarete.
|
||
Dahinaus?
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||
Faust.
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||
In's Freie.
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||
Margarete.
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||
Ist das Grab drauß',
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||
Lauert der Tod, so komm!
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||
Von hier in's ewige Ruhebett
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Und weiter keinen Schritt --Du gehst nun fort? O Heinrich, könnt' ich mit!
|
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||
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||
Goethe: "Faust"
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||
Faust.
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Du kannst! So wolle nur! Die Thür steht offen.
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||
Margarete.
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Ich darf nicht fort; für mich ist nichts zu hoffen.
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Was hilft es fliehn? Sie lauern doch mir auf.
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||
Es ist so elend betteln zu müssen,
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Und noch dazu mit bösem Gewissen!
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||
Es ist so elend in der Fremde schweifen,
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||
Und sie werden mich doch ergreifen!
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Faust.
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Ich bleibe bei dir.
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Margarete.
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||
Geschwind! Geschwind!
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Rette dein armes Kind.
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Fort! Immer den Weg
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Am Bach hinauf,
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Über den Steg,
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In den Wald hinein,
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Links wo die Planke steht,
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Im Teich.
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Faß es nur gleich!
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Es will sich heben,
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||
Es zappelt noch!
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Rette! rette!
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||
Faust.
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||
Besinne dich doch!
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Nur Einen Schritt, so bist du frei!
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||
Margarete.
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||
Wären wir nur den Berg vorbei!
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||
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein,
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Goethe: "Faust"
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Es faßt mich kalt bei'm Schopfe!
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||
Da sitzt meine Mutter auf einem Stein
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Und wackelt mit dem Kopfe;
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||
Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer,
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Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr.
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Sie schlief damit wir uns freuten.
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||
Es waren glückliche Zeiten!
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||
Faust.
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Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen;
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So wag' ich's dich hinweg zu tragen.
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Margarete.
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Laß mich! Nein, ich leide keine Gewalt!
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Fasse mich nicht so mörderisch an!
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Sonst hab' ich dir ja alles zu Lieb' gethan.
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||
Faust.
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Der Tag graut! Liebchen! Liebchen!
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||
Margarete.
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||
Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein;
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Mein Hochzeittag sollt' es sein!
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Sag' niemand daß du schon bei Gretchen warst.
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Weh meinem Kranze!
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Es ist eben geschehn!
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Wir werden uns wiedersehn;
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Aber nicht bei'm Tanze.
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||
Die Menge drängt sich, man hört sie nicht.
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Der Platz, die Gassen
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Können sie nicht fassen.
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Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht.
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||
Wie sie mich binden und packen!
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||
Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt.
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||
Schon zuckt nach jedem Nacken
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Die Schärfe die nach meinem zückt.
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Stumm liegt die Welt wie das Grab!
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||
Goethe: "Faust"
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Faust.
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O wär' ich nie geboren!
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Mephistopheles erscheint draußen.
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||
Mephistopheles.
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Auf! oder ihr seid verloren.
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Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern!
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||
Meine Pferde schaudern,
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||
Der Morgen dämmert auf.
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||
Margarete.
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||
Was steigt aus dem Boden herauf?
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Der! der! Schick' ihn fort!
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Was will der an dem heiligen Ort?
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Er will mich!
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Faust.
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Du sollst leben!
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Margarete.
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Gericht Gottes! Dir hab' ich mich übergeben!
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Mephistopheles
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zu Faust.
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||
Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich.
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Margarete.
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||
Dein bin ich, Vater! Rette mich!
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||
Ihr Engel! Ihr heiligen Schaaren,
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||
Lagert euch umher, mich zu bewahren!
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Heinrich! Mir graut's vor dir.
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Mephistopheles.
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||
Goethe: "Faust"
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Sie ist gerichtet!
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||
Stimme
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||
von oben.
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||
Ist gerettet!
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||
Mephistopheles
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||
zu Faust.
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||
Her zu mir!
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Verschwindet mit Faust.
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Stimme
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von innen, verhallend.
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Heinrich! Heinrich!
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